Arbeitszeiterfassung wird in Deutschland zur Pflicht

  • Ich halt es für völlig illusorisch, dass die Arbeitszeiterfassung in Deutschland zu einer irgendwie gearteten Präsenzpflicht in der Schule führt. Selbst wenn man stumpf die Klassenräume als Arbeitsplätze definieren würde, dann zöge die Einrichtung rechtskonformer Arbeitsplätze dort landesweit so horrende Kosten nach sich, dass das niemals kommen wird.

  • Dann dauert es (in Arbeitstagen, nicht in absoluten Arbeitsstunden) eben ein bisschen länger, bis alles erledigt ist. Oder du machst ein Stundenplus auf deinem eigenen Gleitzeitkonto, die du dann irgendwann "abfeierst".

    Es ist auch bei Arbeit außerhalb der Schule so, dass bei Krankheit Arbeit liegen bleibt, die dann nachgeholt wird. Das erhöht die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit aber nicht.

    Ja, allerdings ist das genau das, was ich meine.

    Wenn ich an einem Tag krank bin, dann entfällt nur der Unterricht (ggf Konferenzen). Alle anderen Aufgaben müssen wann anders nachgeholt werden. Wenn ich also in der Korrekturphase krank bin, muss ich danach mehr Überstunden machen um die Klausuren zu korrigieren egal ob ich die auf die Woche danach lege oder die nächsten 3 Wochen. In Vollzeit hatte ich teilweise bis zu 170 Klausuren in einem Quartal. Wenn man da mal 4 Tage nicht korrigieren kann, hängt man das dran.

    Wenn mein Mann krank ist, macht der nicht die Wochen darauf Überstunden sondern es verschiebt sich halt alles.

    Ist das jetzt verständlicher was ich meine?

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ingesamt bietet die Idee der tatsächlichen Arbeitszeiterfassung mal die Möglichkeit, alte Zöpfe zu überdenken und ggf. abzuschneiden.


    Korrekturintensive Kurse: warum muss immer die unterrichtende Lehrkraft die Korrektur übernehmen. In anderen Ländern (z.B. Polen) können Lehrkräfte Korrekturen gegen direkte Entlohnung machen.

    Wer also noch Zeit übrig hat…


    Naturwissenschaften: Sammlungsassistenzen gibt es leider nicht, aber es muss nicht unbedingt diejenige den Versuch aufbauen, die diesen dann im Unterricht verwendet. Wer also noch Zeit übrig hat…


    Vielleicht hört dann auch mal diese elende, zeitraubende Erstellung des tausendsten Arbeitsblatt auf, wenn es ein eingeführtes Schulbuch gibt….

  • Und die Aufgaben müssen erledigt werden und werden durchs Kranksein nicht weniger, sondern summieren sich auf.

    Wenn meine Arbeitszeit nicht ausreicht, um diese zu erledigen, macht sie jemand anders oder sie bleibt liegen.


    Wir sollten langsam mal aufhören, immer für alles verantwortlich sein zu wollen.

  • Wenn man da mal 4 Tage nicht korrigieren kann, hängt man das dran.

    Wenn mein Mann krank ist, macht der nicht die Wochen darauf Überstunden sondern es verschiebt sich halt alles.

    Ist das jetzt verständlicher was ich meine?

    Ehrlich gesagt: Nein, nicht wirklich. Wenn dein Mann krank ist, bleibt seine Arbeit doch genauso liegen wie deine noch zu korrigierenden Klausuren. Die Arbeit verschiebt sich für dich also genauso nach hinten wie für ihn. Und irgendwann muss sie ja erledigt werden.

    Bei meinem Lebensgefährten haben Krankheitstage tatsächlich schon mal dazu geführt, dass er Überstunden machen musste, um Einiges, was durch seine Krankheit liegengeblieben war (und was kein anderer für ihn erledigen konnte), termingerecht fertig zu bekommen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ja, allerdings ist das genau das, was ich meine.

    Wenn ich an einem Tag krank bin, dann entfällt nur der Unterricht (ggf Konferenzen). Alle anderen Aufgaben müssen wann anders nachgeholt werden. Wenn ich also in der Korrekturphase krank bin, muss ich danach mehr Überstunden machen um die Klausuren zu korrigieren egal ob ich die auf die Woche danach lege oder die nächsten 3 Wochen. In Vollzeit hatte ich teilweise bis zu 170 Klausuren in einem Quartal. Wenn man da mal 4 Tage nicht korrigieren kann, hängt man das dran.

    Wenn mein Mann krank ist, macht der nicht die Wochen darauf Überstunden sondern es verschiebt sich halt alles.

    Ist das jetzt verständlicher was ich meine?

    Nicht wirklich. Dein Mann hat, wenn er krank wird, auch nicht weniger Arbeit, die verschiebt sich nur nach hinten. Bei dir genau dasselbe. Wenn dein Mann Terminsachen hat, kann es sein, dass er, wenn er nach seiner Krankheit wieder arbeitet, eine Zeit lang länger arbeiten muss (oder effizienter), um diese Sachen noch rechtzeitig fertig zu kriegen. Bei dir genau so. Wenn dein Mann wegen Terminsachen länger arbeiten muss, kann er die Zeit irgendwann, wenn weniger los ist, abfeiern. Wenn du länger arbeiten musst, weil du wegen Krankheit etwas aufzuholen hast, dann schreibst du dir das auf und arbeitest dafür später irgendwann entsprechend weniger. Im Zweifelsfall machst du in den Ferien eine Woche länger Urlaub.


    Ich habe früher unter anderem im ÖD mit Gleitzeit gearbeitet. Manchmal hatte ich 50+ Stunden in einer Woche auf der Uhr, dafür habe ich bei Leerlauf mal zwei Tage frei gemacht oder am Freitag weniger gearbeitet. Im Homeoffice habe ich mich bei Arbeitsbeginn eingeloggt und wenn ich für den Tag fertig war, wieder ausgeloggt. Zwischendrin gabs Pause, Wäsche usw. Das mache ich jetzt für die Schule nicht anders. Nur ohne mich irgendwo einzuloggen.

  • Wieso Ihr immer auf das schmale Brett kommt, dass Pflicht zur Arbeitszeiterfassung = Präsenzpflicht bedeutet ist mir schleierhaft. Wenn da eine Schule Präsenzpflicht draus macht erwarte ich einen Arbeitsplatz der vollumfänglich den Arbeitsplatzschutzrichtlinien entspricht.

    Telearbeitsplatz, verstellbarer Schreibtisch (in der Höhe), Bürostuhl, entsprechenden Sozialraum nach Arbeitsplatzstättenrichtlinie. Erst danach können wir über Präsenzpflicht reden. Nein, es gibt zahlreiche Berufe (z.B. Außendiennst) die in großen Teilen beim Kunden und zu Hause stattfinden. Dennoch ist eine Arbeitszeiterfassung problemlos möglich. Dürfte zumindest einfache sein, als Bürocontainer für 50 Mitarbeiter zu kaufen:dollar:

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Dürfte zumindest einfache sein, als Bürocontainer für 50 Mitarbeiter zu kaufen :dollar:

    Gekauft werden die nicht, sondern - wie üblich in der öffentlichen Hand - zu extremen Kosten angemietet, da das dann in den selbst zu verantwortenden Haushalten während der eigenen Legislaturperiode nicht so stark einschlägt. :autsch:

  • Ingesamt bietet die Idee der tatsächlichen Arbeitszeiterfassung mal die Möglichkeit, alte Zöpfe zu überdenken und ggf. abzuschneiden.

    Na, jetzt aber mal langsam mit die jungen Pferde. Wo kämen wir denn da hin!

  • Das geht in Hessen nicht. Die Anzahl der Klausuren steht fest (meist 2/HJ) und bei uns schreiben ja auch alle

    Wenn ich 2 Monate ausfalle und deswegen Klausuren auslasse, dann wird vor einem Gericht die Verordnung nicht standhalten. Von daher kann da viel drin stehen. Wenn ich während meiner Krankheit nicht vertreten werden, dann ist das nicht mein Problem.

  • Kann das sein, dass sich da ein Fehler in die Berechnung eingeschleust hat? DIe 1776 Stunden/Jahr beziehen sich doch bereits auf die Summe aus allen einzelnen Töpfen. Für den Unterricht selbst sind das je nach Schulart 720-792 Stunden, für die Vor- und Nachbereitung 600-660 Stunden und der übrig bleibende Restbetrag für den C-Topf.

    Stimmt, du hast recht. Sorry


    Ich kann gerne nächste Woche meine hier ohne Namen mal posten. Da steht alles genau drin.

  • Klar, wenn es über einen solch langen Zeitraum geht, werde ich auch vertreten bzw der Kurs aufgeteilt oder so, aber nicht bei 2 oder 3 Wochen wg ner Bronchitis.

    So ist es bei uns auch.

    Die Klausurtermine werden zudem am BG und der FOS bereits zum Schuljahresbeginn festgelegt. Wenn ein/e Kolleg*in dann krankheitsbedingt ausfallen sollte, lässt eben eine Vertretung diese Klausur schreiben (Wir schreiben i. d. R. parallel). In anderen Bildungsgängen könnte ich ggf. mal eine Klausur weniger schreiben, aber eigentlich haben wir auch dort die Anzahl festgeschrieben.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Was viele Kollegen hier bei ihren "Horrorszenarien" nicht verstehen, ist dass die Situationen, die sie beschreiben, eben gerade erst dadurch enstehen, dass wir keine geregelte Zeiterfassung haben.

    Nehmen wir @yestoertys Beispiel:
    Ich habe montags nur zwei Stunden, den Rest des Tages brauche in der Regel, um Korrekturen zu machen. Jetzt bin ich am Montag krank und kann nichts machen. OHNE Zeiterfassung interessiert es erstmal keinen, dass ich jetzt ein Problem habe, weil mir ein paar Stunden meiner Arbeitszeit fehlen, ich bin halt zwei Stunden ausgefallen, der Rest ist egal.

    MIT Zeiterfassung gibt es aber einen Zeitwert, der für den Montag als Teil meiner Wochenarbeitszeit eingeplant ist, vermutlich acht Zeitstunden. Diese acht Stunde muss ich nicht nacharbeiten, weil ich ja krank war. Ich arbeite also den Rest der Woche noch 32 Stunden und mache das, was ich in dieser Zeit schaffe. Wenn etwas liegen bleibt, ist es im Zweifelsfall Aufgabe meines Chefs, mir zu sagen, welche Aufgaben ich abhängen kann. Oder er ordnet Überstunden an - im Rahmen der gesetzlichen Wochenhöchstarbeitszeit - und sagt mir, wann und wie ich diese Abfeiern kann.

    Insgesamt besser als die implizite Erwartungshaltung, dass alle Aufgaben irgendwie erledigt werden und dass es mit der Zeit schon so passen wird.

  • Ich bin auf jeden Fall dafür, Dass geschriebene Klausuren/Klassenarbeiten im Kollegium/Fachbereich gerecht aufgeteilt werden. Setzt aber voraus das alle Kolleg:Innen professionell genug arbeiten und einen ordentlichen Erwartungshorizont vorbereitet haben (ich erlebe leider immer noch regelmäßig das die nicht mal vorhanden sind).

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Es haben hier ja sehr viele sehr spannende Ideen, wie es einmal sein könnte. Viel spannender ist aus meiner Sicht, wie sich die Situation aktuelle darstellt. Das BAG hat eine auf einer europäischen Richtlinie basierende Pflicht zur Zeiterfassung festgestellt. Dia aktuellen Deputatsregeln lassen sich damit nicht in Einklang bringen, da sie große Teile der Arbeitszeit nicht erfassen.

    Da sich der Verordnungsgeber nun erst einmal Zeit lassen wird, bis das Ganze neu und EU-rechtskonform geregelt wird, wird mit der alten Regelung weitergewurstelt. Allerdings bedeutet dies, dass die Verordnungen mit höherrangigem Recht unvereinbar sind. Fallen jetzt z.B. irgendwelche Minderstunden an, die im Folgejahr nachgearbeitet werden sollen stehen einem doch sämtliche juristischen Wege offen dagegen vorzugehen, da hier die Arbeitszeit erhöht wird ohne sie genau ermittelt zu haben. Folglich müssten sämtliche negativen Folgen aus der bisherigen Stundenerfassung aufgrund mangelnder Rechtmäßigkeit schlicht nichtig sein. Sehe ich das falsch?

  • Fallen jetzt z.B. irgendwelche Minderstunden an, die im Folgejahr nachgearbeitet werden sollen stehen einem doch sämtliche juristischen Wege offen dagegen vorzugehen, da hier die Arbeitszeit erhöht wird ohne sie genau ermittelt zu haben. Folglich müssten sämtliche negativen Folgen aus der bisherigen Stundenerfassung aufgrund mangelnder Rechtmäßigkeit schlicht nichtig sein. Sehe ich das falsch?

    Kannst du ja bei Bedarf mal versuchen und dann berichten, wie es ausgegangen ist.

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