Abschaffung von Noten

  • Meine Schöfli haben ihre Pflicht nach dem 1. Jahr bei uns abgesessen. Und wenn's nur ums Absitzen geht, kommen sie nicht zu uns.

  • Freut mich für dich. Wir sind halt in unterschiedlichen Schulformen tätig und ich bin nun mal in relativ vielen Klassen eingesetzt, wo die SuS noch schulpflichtig sind und wo ein recht großer Teil der SuS nur zu uns kommen, weil sie keinen Ausbildungsplatz bekommen haben.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Echt? Über sowas rege ich mich definitiv nicht auf. Liegt wahrscheinlich daran, dass so einige SuS in unseren BFS- und BES-Klassen eh nur sitzen, weil's warm und trocken ist - sprich: um ihre Schulpflicht zu erfüllen.

    Ich habe auch schon Klassenarbeiten mit einem Notendurchschnitt von 5,0 und schlechter zurückgegeben und habe aus den von dir genannten Gründen auch kein Problem damit.

  • Jupp, das sind eben alles interessantere und relevantere Diskussionspunkte als Ziffernnoten vs Text. Der Druck ist bei uns nicht so hoch, weil es eben die 4er Matura für alle Studienfächer tut. Ich habe schon viele intrinsisch motivierte SuS. Sogar solche, die bei der Projektarbeit bewusst die schwierigsten Themen auswählen, weil sie was lernen wollen. In Physik erzähle ich gerade einer Klasse über Wellenoptik und Quantenmechanik ohne dass es eine Prüfung zu diesen Themen geben wird. Sie sind alle da und hören zu.

  • wo die SuS noch schulpflichtig sind und wo ein recht großer Teil der SuS nur zu uns kommen, weil sie keinen Ausbildungsplatz bekommen haben.

    Gerade wurde doch noch gesagt jeder wird quasi genommen. Also irgendwo stimmt die Wahrnehmung doch nicht mit der Wirklichkeit überein.

  • Ja, sie liegen auf der Straße. Aber nur in den Bereichen, die kaum einer machen will.

    Und Leute, die nur nach Lust und Laune auftauchen oder die gravierende psychische Probleme/Erkrankungen haben, Suchterkrankungen etc., die kann in dem Zustand leider keiner gebrauchen. Sie sind im Grunde nicht arbeitsfähig. Leider erlebe ich es selten, dass solche Schüler:innen es schaffen, da rauszukommen bzw. solche Erkrankungen zumindest in dem Maße geheilt/gelindert werden, dass das Erreichen eines Schul- oder Ausbildungsabschlusses möglich wird.

  • Wahrnehmung der Förderschullehrer: Lehrstellen liegen auf der Straße rum.

    Wahrnehmung der Berufsschullehrer: Für gute Lehrstellen muß man wirklich kämpfen.


    Finde den Fehler. :teufel:

    Ist das so?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Gerade wurde doch noch gesagt jeder wird quasi genommen. Also irgendwo stimmt die Wahrnehmung doch nicht mit der Wirklichkeit überein.

    Ich konkretisiere die Aussage von Humblebee ein wenig: „Weil sie keinen Ausbildungsplatz bekommen haben“ kann auch gleichbedeutend sein mit „Weil sie sich noch nie irgendwo beworben haben“. Selbst wenn eine Millionen tolle Ausbildungsplätze auf der Straße liegen würden, würde das einem großem Teil der SuS aus Berufsvorbereitungsklassen nix bringen, wie die Schlicht keinen Bock haben sich zu bewerben. Oder sie haben Bock und kriegen keine Bewerbung auf die Reihe. Keinen Platz bekommen muss also nicht bedeuten, dass es nichts passendes geben würde.

  • Finde den Fehler. :teufel:

    Gefunden, der liegt darin, dass du was auf die Schulart beziehst, was mit der aber nichts zu tun hat.


    Das ist nämlich nicht die Wahrnehmung der Förderschullehrer, sondern der Gesellschaft, die sich über Nachrichten informiert:


    https://statistik.arbeitsagent…ktuelle-Eckwerte-Nav.html


    https://www.bibb.de/de/1563.php


    Dass sich im Einzelfall nicht jeder jede Lehrstelle aussuchen kann, kann ich mir schon vorstellen. Aber die Situation ist nicht mehr dieselbe wie vor 20 Jahren.


    Oder wie das BMWK schreibt:

    "Zwar gibt es in Deutschland derzeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, allerdings können schon heute in bestimmten Regionen und Branchen offene Stellen nicht mit geeigneten Fachkräften besetzt werden. Dies betrifft vor allem die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) und den Gesundheitsbereich. Besonders in Süddeutschland und den neuen Bundesländern spitzt sich die Lage zu. Viele Unternehmen sind bereits akut von dem Mangel an Fachkräften betroffen: Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen darin die größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Der Fachkräftemangel als Entwicklungshemmnis ist aus Sicht der Unternehmen merklich angestiegen – 2010 waren es noch 16 Prozent, die den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko einstuften. Heute stellt dieser Mangel das größte Hemmnis dar, wie unter anderem aus der Konjunkturumfrage Herbst 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags hervorgeht."


    Klingt nicht danach, als würden nur Systemgastronomen gesucht.

  • Mal kontrovers formuliert: Müsste man dann nicht bei allen Studiengänge, die zu Tätigkeiten führen, die auf dem Arbeitsmarkt eine geringe Nachfrage haben, die Zulassungszahlen derart stark begrenzen, dass Abiturienten sich verstärkt auch für die von dir zuvor benannten Mangelbereiche bewerben? Aktuell zumindest haben wir ja durchaus eine Situation, in der es einen Überhang an Hochschulabschlüssen in Bereichen wie Kulturwissenschaften o.ä. gibt. Würden diese sich für eine Ausbildung in einem Mangelbereich entscheiden, wäre der Fachkräftemangel womöglich nicht gelöst, aber zumindest stark reduziert.

  • Wobei man natürlich auch erst einmal genau feststellen muß wie welche Seite (Arbeitgeber vs Arbeitnehmer) einen „Fachkräftemangel“ definiert.


    Es gibt Betriebe, die von einem „Fachkräftemangel“ reden, weil sich auf jede ausgeschriebene Lehrstelle weniger als 6 Bewerber melden und ihnen so die Auswahl zu gering ist.

  • Mal kontrovers formuliert: Müsste man dann nicht bei allen Studiengänge, die zu Tätigkeiten führen, die auf dem Arbeitsmarkt eine geringe Nachfrage haben, die Zulassungszahlen derart stark begrenzen, dass Abiturienten sich verstärkt auch für die von dir zuvor benannten Mangelbereiche bewerben? Aktuell zumindest haben wir ja durchaus eine Situation, in der es einen Überhang an Hochschulabschlüssen in Bereichen wie Kulturwissenschaften o.ä. gibt. Würden diese sich für eine Ausbildung in einem Mangelbereich entscheiden, wäre der Fachkräftemangel womöglich nicht gelöst, aber zumindest stark reduziert.

    Nein, dem steht ganz klar Artikel 12 Abs. 1 GG entgegen.

  • Stell euch das doch mal andersrum vor, dass ihr unangekündigt auf der GK oder FK über den Inhalt der letzten Sitzung vor versammelter Mannschaft ausgefragt werdet.

    Das ist ein komischer Vergleich. Die letzte LK liegt vielleicht 3 Monate zurück un die letzte Bio-Stunde vielleicht 2-7 Tage. Und wenn ich wüsste, dass "ausgefragt" wird, schaue ich mir die Inhalte vorher nochmal an. Ich wusste früher ganz genau, warum, wenn ich mal eine schlechte Note bekommen habe. Hab dann aufgepasst, mich wieder besser vorzubereiten - und genau das passiert bei vielen SuS eben nicht und dann ist die Situation natürlich besonders unangenehm.

  • Wobei man natürlich auch erst einmal genau feststellen muß wie welche Seite (Arbeitgeber vs Arbeitnehmer) einen „Fachkräftemangel“ definiert.


    Es gibt Betriebe, die von einem „Fachkräftemangel“ reden, weil sich auf jede ausgeschriebene Lehrstelle weniger als 6 Bewerber melden und ihnen so die Auswahl zu gering ist.

    Definitiv. Vielleicht sollten die AG auch einfach mehr zahlen?!

  • Man könnte die Abfragerei einfach durch ein gemeinsames Wiederholungsgespräch ersetzen. Ich finde das "Ausfragen" an sich zwar nicht problematisch, irgendwie muss man ja an seine Noten kommen. Die Frage ist für mich dabei aber wieder: was bringt's? Lernen SuS dadurch vor jeder Stunde? Wenn ja, toll, wenn nein, spart man sich den Stress doch lieber und sucht eine Form der Wiederholung und Kontrolle, die lernförderlich ist.

  • Es leidet nicht jedes Kind unter schlechten Noten und insbesondere glaubt nicht jedes Kind, die Lehrerin habe sie:ihn nicht lieb, wenn's keine 1 gibt (wie's oben irgendwer behauptet hat).

    Von jedes Kind war nicht die Rede, sondern von den meisten Grundschulkindern. Natürlich verstehen Erst- und Zweitklässler, teilweise auch ältere Kinder noch nicht, dass nicht jeder eine 1 bekommen kann. Sie sehen den Zusammenhang zu ihrer Leistung noch nicht, machen alles was sie tun für ihre geliebte Lehrerin. Außerdem können sie noch überhaupt nichts für gute Noten tun, das fängt doch erst später an, dass man gezielt lernen kann.


    Es gab Phasen, in denen ich kein besonderes Interesse an Schule generell hatte und mir Noten relativ egal waren.


    Es leidet nicht jedes Kind unter schlechten Noten

    Okay, mag sein, vielleicht sind Noten auch generell wurscht. Dann bleibt die Frage, was der Zinnober überhaupt soll.


    Die Aussage 'war schon immer so, daran sind wir gewöhnt' zählt für mich nicht.

  • Die Frage ist für mich dabei aber wieder: was bringt's? Lernen SuS dadurch vor jeder Stunde?

    Ja, manche/viele schon (je nach Klasse). Wenn ich allgemein z.B. die Vokabeln oder Grammatik wiederhole und (fast) alle mitmachen, kann jeder ein Wort oder einen Satz sagen, ich sehe aber schlecht, wer darüber hinaus tatsächlich den restlichen Stoff oder eben nicht beherrscht. Das verzerrt das Bild. Ich habe dann den Eindruck: Oh, die Objektpronomen haben sie aber gut drauf, passt. Und dann kommt das böse Erwachen bei der nächsten Schulaufgabe. Frage ich einzelne aus, gehe ich dem dann auch mal auf den Grund, warum es nicht lief. Meist kommen dann zig Gründe und Ausreden, die aufs gleiche drauf hinauslaufen: Ich hab nicht gelernt. Manchmal klappt es, dass sie sich am Riemen reißen und sich wieder besser vorbereiten, manchmal natürlich auch nicht.

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