Arbeitsalltag einer Grundschullehrkraft

  • Die Vorviertelstunde ist keine Vorbereitungszeit.

    Was auch immer es ist, es ist definitiv Arbeitszeit. Da sind 1,25/41 Stunden also schonmal jede Woche weg. Zeit, die vielleicht in Hausaufgabenkorrektur hätte investiert werden können.

  • So ist es. Statistiche Erhebungen können da sehr erhellend sein. Zwischen gefühlter und tatsächlicher Realität liegen da doch ganz schön viele Arbeitsstunden. Wenn ich Studierende betreue, ist die Verwunderung auch immer gross, was nicht alles zu tun ist. Was ich durchaus glaube ist, dass man an einer Primar- oder Förderschule eine deutlich höhere psychische Belastung hat als in der gymnasialen Oberstufe. So viel Reflexionsvermögen erwarte ich aber schon von Erwachsenen, dass man anerkennt, dass dafür die reale Arbeitszeit der Sek-II-er einfach mehr ist. Für den Sachkundeunterricht an der Primar das Material bereit legen ist nicht der gleiche Aufwand wie ein Schülerpraktikum vorbereiten, bei dem ich am Ende brauchbare Messergebnisse erwarte. Das mache ich auch nicht "mal", das nimmt einen grossen Teil meiner Arbeitszeit in Anspruch. Zudem ärgere ich mich wirklich über die Vorstellung, man würde in der Oberstufe keine Beratungsgespräche führen. Natürlich habe ich die, halt direkt mit den Jugendlichen. Sicher in geringerer Zahl als an einer Primarschule, aber es ist Teil meiner Arbeit. Wir haben auch in der Oberstufe noch einen Erziehungsauftrag.

  • Als Nichtgrundschullehrer finde ich die Unterschiede bezüglich Hausaufgabenkorrekur ja interessant. Mich würde interessieren, wie die Rechtschreibleistungen von Grundschülern aus Bayern im Vergleich zu z.B. NRW aussehen. Angesichts dessen, wie die Fünftklässler an Gymnasien schreiben, scheint mir, dass man hier bei uns in diesem Punkt bereits vollumfänglich kapituliert hat und es letztlich auch egal ist - wäre spannend, ob Bayern (bei regelmäßiger Korrektur) andere Ergebnisse erzielt.


    Davon abgesehen hört sich das nach einem Arbeitsaufwand an, den ich bei freier Entscheidung auch nicht betreiben wollen würde.

    Es war doch nur eine Äußerung aus NRW, oder?

    Bestimmt ist es nicht bei allen Lehrkräften gleich. Neben den engeren Vorgaben in BY gehören aber auch mehr zusätzliche Kräfte und weit mehr Unterrichtsstunden dazu - ich meine, im Vergleich zu NDS sind es 10h weniger auf die 4 Jahre gesehen, da könnte man auch mehr Deutsch unterrichten.


    Wieviel ich auch kontrolliere und sanktioniere, bei etlichen Eltern führt es zu keinerlei Verbesserung und die Kinder schaffen es einfach nicht selbstständig, wenn es zu Hause niemanden interessiert und man eher dagegen arbeitet. Aber wenn man nicht dagegen hält, dann werden diese Kinder sehr schnell abgehängt se8n, was ich enttäuschend finde und was noch mehr Arbeit nach sich zieht, weil man dann noch mehr fördern muss oder Förderpläne, Gutachten und ein weiteres I-Kind in der Klasse hat.

    Es mag an anderen Schulen anders und quasi von selbst laufen, bestimmt gibt es Eltern, die sich darauf einstellen und dann selbst mehr kontrollieren und korrigieren, dann muss man aber auch eine entsprechende Elternschaft haben.

    Die Kinder, die nicht aus solchen Elternhäusern kommen, schon in Klasse 1 aufzugeben, finde ich falsch und bodenlos. Dann muss man sich nicht wundern, dass sie irgendwann die Abschlüsse nicht schaffen, weil sie nicht lesen können und das 1+1 bis 20 nicht sitzt.


    Die RS-Leistung hängt sicher auch von Übung und Kontrolle ab, aber ganz bestimmt auch von den Vorläuferfähigkeiten. Dieses Mal bin ich in Deutsch eher zufrieden, dafür in Mathe wahrlich entsetzt und weiß schon jetzt, dass es in Mathe schwierig bleibt.

  • Die Kinder, die nicht aus solchen Elternhäusern kommen, schon in Klasse 1 aufzugeben, finde ich falsch und bodenlos.

    Dieser Satz erschließt sich mir nicht...du meinst dadurch dass ich die Hausaufgaben nicht kontrolliere gebe ich die Kinder auf..

    Ich bin ehrlich überrascht für wie wichtig ihr diesen kleinen Baustein in unserer täglichen Arbeit bewertet.

    Das zeigt sich in keiner Hattie Stude oder wenn es eine gibt..dann wo???

    Es wird ja so getan, als ob man nichts kontrolliert...es ging doch nur um die täglichen Hausaufgaben.

    Ich habe mittlerweile meine 3 eigenen Kinder fast durch die GS gebracht..und nicht eines meiner Kinder hatte einen Lehrer*in die regelmäßig kontrolliert hat...eher sehr selten, wenn es denn überhaupt so war..

    Hat mich in keinster Weise gestört.

    Und jetzt wo meine 2 Großen auf dem Gymnasium sind ist es nicht anders.

    Noch nie wurde da eine Hausaufgabe kontrolliert.

    Vielleicht gemeinsam im Unterricht, aber nicht vom Lehrer mit Korrektur.

  • Ob du Work-life-balance hinbekommst, hängt von deinen eigenen Ansprüchen an deine Arbeit ab, davon ab, ob du es schaffst, dich von den Ansprüchen anderer frei zu machen, in welcher Schule du eingesetzt wirst, welche RektorInnen du vor Ort hast und mit welcher Stundenzahl du arbeiten möchtest.

    Ich schaffe es nicht - auch wenn ich schon lange im Dienst bin. Vor 27 Jahren habe ich 900 Minuten pro Monat weniger gearbeitet, als heute, das sind nachweisbare Arbeitszeiten, die dazu gekommen sind: 1/4 Stunde Aufsicht in meiner Klasse pro Tag, weil das Kollegium sich für einen gleitenden Schulanfang entschieden hat, anstatt wöchentlich 45 Minuten Dienstbesprechungen sind wir nun auf 2 Stunden pro Woche und 1 Mal im Monat gibt es eine drei 1/2 stündige Dienstbesprechung mehr. Früher hatten wir Tag des Elternsprechtag frei, heute muss dieser an das Ende des Unterrichts liegen (je nachdem, ob man Klassenlehrerin ist und in Abhängigkeit zur Klassengröße ist das schon eine gute Zeit, die zweimal im Jahr drauf kommt ( ca. 20 Minuten pro Kind). zwei mal im Jahr auf die Arbeitszeit drauf). Früher habe ich in den Berichtszeugnissen nur etwas über Deutsch, Mathe, Sachunterricht und dann über Besonderheiten geschrieben, heute muss ich in jedem Fach etwas schreiben, so dass das Zeugnis doppelt so lang ist). Demnächst haben wir Ankreuzzeugnisse - natürlich gibt es Kolleginnen, die einfach kreuzen, aber es gibt auch Kollegen, die sich zwischendurch Dinge notieren, abfragen.... . Wenn du eine Klasse mit vielen inklusiven Kindern hast, kommen diverse Termine hinzu, da man in multiprofessionellen Teams arbeitet. Auch die Absprachen im Jahrgangsteam kommen bei uns noch hinzu, da erwartet wird, dass wir im Jahrgang möglichst gleich ziehen.


    Trotzdem würde ich den Job wieder machen, weil ich die Art der Arbeit liebe und meinen Job sehr sinnesfüllend sehe. Auch wenn ich persönlich sehr viel und hart arbeite (manchmal bin ich schon neidisch, wenn im Sommer Feiertag ist und ich meine Berichtszeugnisse schreibe), sehe ich viele Vorteile - ich kann flexibel arbeiten - am Abend, in der Nacht, am Wochenende, je nachdem, wie meine eigenen Kinder es brauchen. Viele Eltern im Umkreis haben Probleme mit der Ferienbetreuung - ich nicht - ich arbeite auch in den Ferien (abheften, vorbereiten, nachbereiten), doch nicht so viel und brauche keine Kinderbetreuung. Allerdings wird sich das, fürchte ich, in Zukunft ändern, wenn der Recht auf einen Betreuungsplatz kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so viele Betreuungskräfte am Nachmittag findet, da es ja eher um Teilzeit (20 Stunden (von 11.45 bis 16.00 Uhr an 5 Tagen geht). Es könnte ja sein, dass wir dann in eine Ganztagsgrundschule umgewandelt werden. Ich selber habe 3 Kinder - welcher Arbeitgeber hat einen Anteil am Gehalt, so dass ich mehr bekomme für meine Arbeit wenn ich ein Kind bekomme. (Das hängt aber davon ab, ob du auf eine Beamtenstelle kommst).

    Nachteil finde ich, dass ich nicht einfach mal einen Tag freinehmen kann, wenn ich z.B. einen wichtigen Termin habe - da muss man eher bitte-bitte machen.


    flippi

  • ...du meinst dadurch dass ich die Hausaufgaben nicht kontrolliere gebe ich die Kinder auf..

    Ich bin ehrlich überrascht für wie wichtig ihr diesen kleinen Baustein in unserer täglichen Arbeit bewertet.

    Volle Zustimmung.

    Hausaufgaben sind auch bei mir lediglich ein winziger Baustein, zumal nur 7 von 26 Kindern meiner Klasse ihre Aufgaben zu Hause machen. An drei von 5 Tagen bin ich außerdem selbst in meiner Klasse in der Betreuung/Lernzeit, da werden die sogenannten Hausaufgaben bei mir erledigt. Kontrollen und Hilfen erfolgen direkt. Die anderen Kinder zeigen mir am nächsten Morgen, was sie getan haben. Mit dem Rotstift gehe ich da nur ran, wenn mit etwas Gravierendes missfällt. Die eigentlichen Fördermaßnahmen und die Lernkontrollen finden doch im "normalen" Unterricht statt, wo man auch leichter erkennt, wo Schwierigkeiten auftauchen und an welchen Stellen man gegen Fehlerquellen angehen muss.


    Früher war das vielleicht anders, als die lieben Kleinen zum Mittagessen zu Hause waren, und die nicht berufstätige Mami sich danach aufopferungsvoll mit ihrem Kind an die Hausaufgaben setzte... Und hinterher musste man dann entscheiden, ob Mami oder Kind alles richtig gemacht hatte. (Sorry Papi, ich meine dich natürlich mit.)

    • Offizieller Beitrag

    Mit Bezug auf die Ausgangsfrage kann man also zusammenfassen, dass nicht alle gleich arbeiten ;)

    Es gleicht sich aus. Ich erstelle z.B. ordentlich formatierte Tests und Klassenarbeiten mit Erwartungshorizont, mehrfacher Differenzierung und die Parallelkollegin nimmt diese, wenn sie sie in die Finger bekommt.

    "Nehmen und geben lassen ist ein schonendes Prinzip", sagt eine meiner Kolleginnen dazu immer.

  • Ob du Work-life-balance hinbekommst, hängt von deinen eigenen Ansprüchen an deine Arbeit ab, davon ab, ob du es schaffst, dich von den Ansprüchen anderer frei zu machen, in welcher Schule du eingesetzt wirst, welche RektorInnen du vor Ort hast und mit welcher Stundenzahl du arbeiten möchtest.

    Ich schaffe es nicht - auch wenn ich schon lange im Dienst bin. Vor 27 Jahren habe ich 900 Minuten pro Monat weniger gearbeitet, als heute, das sind nachweisbare Arbeitszeiten, die dazu gekommen sind: 1/4 Stunde Aufsicht in meiner Klasse pro Tag, weil das Kollegium sich für einen gleitenden Schulanfang entschieden hat, anstatt wöchentlich 45 Minuten Dienstbesprechungen sind wir nun auf 2 Stunden pro Woche und 1 Mal im Monat gibt es eine drei 1/2 stündige Dienstbesprechung mehr. Früher hatten wir Tag des Elternsprechtag frei, heute muss dieser an das Ende des Unterrichts liegen (je nachdem, ob man Klassenlehrerin ist und in Abhängigkeit zur Klassengröße ist das schon eine gute Zeit, die zweimal im Jahr drauf kommt ( ca. 20 Minuten pro Kind). zwei mal im Jahr auf die Arbeitszeit drauf). Früher habe ich in den Berichtszeugnissen nur etwas über Deutsch, Mathe, Sachunterricht und dann über Besonderheiten geschrieben, heute muss ich in jedem Fach etwas schreiben, so dass das Zeugnis doppelt so lang ist). Demnächst haben wir Ankreuzzeugnisse - natürlich gibt es Kolleginnen, die einfach kreuzen, aber es gibt auch Kollegen, die sich zwischendurch Dinge notieren, abfragen.... . Wenn du eine Klasse mit vielen inklusiven Kindern hast, kommen diverse Termine hinzu, da man in multiprofessionellen Teams arbeitet. Auch die Absprachen im Jahrgangsteam kommen bei uns noch hinzu, da erwartet wird, dass wir im Jahrgang möglichst gleich ziehen.


    Trotzdem würde ich den Job wieder machen, weil ich die Art der Arbeit liebe und meinen Job sehr sinnesfüllend sehe. Auch wenn ich persönlich sehr viel und hart arbeite (manchmal bin ich schon neidisch, wenn im Sommer Feiertag ist und ich meine Berichtszeugnisse schreibe), sehe ich viele Vorteile - ich kann flexibel arbeiten - am Abend, in der Nacht, am Wochenende, je nachdem, wie meine eigenen Kinder es brauchen. Viele Eltern im Umkreis haben Probleme mit der Ferienbetreuung - ich nicht - ich arbeite auch in den Ferien (abheften, vorbereiten, nachbereiten), doch nicht so viel und brauche keine Kinderbetreuung. Allerdings wird sich das, fürchte ich, in Zukunft ändern, wenn der Recht auf einen Betreuungsplatz kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so viele Betreuungskräfte am Nachmittag findet, da es ja eher um Teilzeit (20 Stunden (von 11.45 bis 16.00 Uhr an 5 Tagen geht). Es könnte ja sein, dass wir dann in eine Ganztagsgrundschule umgewandelt werden. Ich selber habe 3 Kinder - welcher Arbeitgeber hat einen Anteil am Gehalt, so dass ich mehr bekomme für meine Arbeit wenn ich ein Kind bekomme. (Das hängt aber davon ab, ob du auf eine Beamtenstelle kommst).

    Nachteil finde ich, dass ich nicht einfach mal einen Tag freinehmen kann, wenn ich z.B. einen wichtigen Termin habe - da muss man eher bitte-bitte machen.

    Dieser Beitrag bringt es wirklich auf den Punkt! Die Vorteile und Nachteile und leider auch die nachteilige Entwicklung.

  • Zum Thema Korrektur und Hausaufgaben: Wir in Bayern müssen ja tatsächlich alles korrigieren. In Klasse 1/2 geht das schnell, da sieht man ja oft auf einen Blick, was richtig oder falsch ist. Ich korrigiere die Hausaufgaben meist während des Schulvormittags, entweder während einer Stillarbeitsphase oder in der Pause. Der Vorteil ist, dass man dann Kinder, die Fehler gemacht haben, direkt zu sich rufen und es ihnen nochmal erklären kann. Ich gebe sehr wenige Hausaufgaben. Gute Kinder brauchen die Übung meist nicht, schwache Kinder sitzen auch an den wenigen Hausaufgaben schon länger und noch mehr würde sie überfordern.

    Ich korrigiere jede Arbeitsheftseite und jeden Hefteintrag, wobei ich auch da ziemlich schnelles System habe. Wir machen viel Wochenplan- und Freiarbeit, und Kinder, die fertig sind, zeigen mir direkt ihre Arbeit und ich schaue in dem Moment drüber. Diese schnelle Rückmeldung ist gerade für die Kleinen sehr wichtig, finde ich.

    Mathe korrigieren wir sehr bald auch gemeinsam.


    In 3/4 dauert die Korrektur aber um einiges länger.

    Dafür ist 1/2 gerade am Schuljahresanfang körperlich auch wahnsinnig anstrengend.

  • Ich sehe zuhause, was mein Kind falsch hatte und kann es nachbessern mit ihm gemeinsam. Die LK sieht, was mein Kind zuhause so produziert "unter Aufsicht" quasi. Die LK meines Kindes unterringelt schlmapig Geschriebenes. Da sehe ich als Mama, dass die Schrift den Anforderungen noch nicht genügt und wir bei der nächsten HA besser aufpassen müssen (das Kind schöner schreiben und ich es drauf hinweisen).

    Siehst du bei der Aussage nicht den Unterschied zu der von Schokozwerg? Ob man schaut, dass die Aufgaben gemacht werden, oder man sich daneben setzt und alles korrigiert, was der Lehrer angekreidet hat? Oder anders: es sind nicht deine Hausaufgaben, sondern die deines Kindes.


    Deine Frage, ob man nicht einer Zehntklässlerin jeden Tag beim Lernen helfen darf, spricht Bände. Klar, man darf. Man darf ihm auch den Po putzen, das verbietet niemand.


    Edit: bin im falschen Thread gelandet durch das Zitat, sorry.

  • Ich hab geschrieben: Wieso darf man mit einem 16höhrigen nicht mehr lernen?

    Da steht doch nix von jedem Tag.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich hab geschrieben: Wieso darf man mit einem 16höhrigen nicht mehr lernen?

    Da steht doch nix von jedem Tag.

    Was ist denn wenn der Jugendliche nicht mehr hörig ist?

  • Lass es, man will dich missverstehen.

    Nein, ich verstehe sie recht gut, denke ich. Erstaunlicherweise war nur hinterher alles gar nicht so gemeint. Also ja, natürlich darf man mit einer 16 Jährigen mal lernen und es gibt bestimmt auch Lehrer, die 1en verschenken, um den Schnitt eines armen Kindes anzuheben. Problem existiert also einfach nicht. Case closed:aufgepasst:

  • Ne, tust du nicht.

    Edit: om shanti om

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von laleona ()

Werbung