Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

  • Danke! Allerdings bin ich zu doof dazu, die Ergebnisse so zu verstehen, wie du das interpretierst. Die Zahlen Realschulen betreffend sind dann aber doch viel zu niedrig.

    Aber vielleicht stehe ja einfach nur auf der Leitung.

  • Interessant, die Wahrnehmung der Gesamtschule ist in meiner Ecke eher die "Resterampe". Dort werden hier eigentlich nur Kinder vom Gymnasium hin abgeschult (d. h. wenn die Realschule keinen Platz mehr hat und man in den sauren Apfel beißen muss) bzw. Kinder mit der Schulformempfehlung "Hauptschule" neu angemeldet. Vielleicht hat die Schulform in Niedersachsen einen besseren Ruf.

    Dass Gymnasiasten die gesamte Zeit nur lernen... nun. :sterne:

  • Interessant, die Wahrnehmung der Gesamtschule ist in meiner Ecke eher die "Resterampe". Dort werden hier eigentlich nur Kinder vom Gymnasium hin abgeschult (d. h. wenn die Realschule keinen Platz mehr hat und man in den sauren Apfel beißen muss) bzw. Kinder mit der Schulformempfehlung "Hauptschule" neu angemeldet. Vielleicht hat die Schulform in Niedersachsen einen besseren Ruf.

    Dass Gymnasiasten die gesamte Zeit nur lernen... nun. :sterne:

    Ich würde auch sagen, wenn SuS die ganze Zeit am Gymnasium nur lernen müssen, dann ist es vermutlich der falsche Schultyp.


    Zudem finde ich es schon ziemlich schräg seinem Kind die Möglichkeit zu nehmen, ein Gymnasium zu besuchen, wenn es die entsprechende Empfehlung hat, weil man als Eltern selbst mal schlechte Erfahrungen gemacht hat vor 20 Jahren oder weil man sonst wie diffuse Ängste hat vor vermeintlichem Leistungsdruck oder zu wenig Kindheit, weil die Schwester der Cousine des Schwippschwagers auch immer erzählt wie fürchterlich anstrengend das Gymnasium für ihren Sohn war. Auch in diese Richtung müsste eine verbindliche Grundschulempfehlung eigentlich gegensteuern.

  • Und die verbindliche Grundschulempfehlung gilt dann in beide Richtungen,

    das Kind muss also die empfohlene Schulform besuchen, also das Gymnasium, selbst wenn die Eltern das Kind an einer anderen Schulform sehen?


    Empfiehlt man dann auch GeSa oder nicht GeSa, je nachdem, wie man Kind und Familie einschätzt,

    oder findet GeSa in der Vorstellung der verbindlichen Schulformempfehlung nicht statt?

  • selbst wenn die Eltern das Kind an einer anderen Schulform sehen?

    Hältst du alle Eltern für so kompetent, eine fundierte und kriterienorientierte Entdcheidung für die geeignetste Schulform ihres Kindes zu treffen?

    Es gibt Eltern, die das deutsche Bildungssystem nicht (gut genug) kennen oder Fehlvorstellungen hiervon haben, andere sind durch eigene Erfahrungen nicht objektiv, lassen sich durch äußere Beeinflussung leiten oder verwechseln Diagnostik mit Wunschdenken.

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    Hältst du alle Eltern für so kompetent, eine fundierte und kriterienorientierte Entdcheidung für die geeignetste Schulform ihres Kindes zu treffen

    Das ist nicht unbedingt die Frage.

    Die Frage ist für mich eher: wer ist für das Kind verantwortlich. Nicht wir Lehrer. Daher können und dürfen wir die Entscheidung nicht fällen... selbst dann, wenn wir die Schulformentscheidung Der Eltern für falsch halten. Finde ich.


    Beraten: ja. Bestimmen: nein.

  • Ich gebe Eltern immer den Rat mit: es kommt nicht darauf an, dass das Kind und Eltern in neun Jahren glücklich über den Wunsch-Abschluss sind, sondern viel mehr darauf, dass die Kinder in den neun Jahren vorher zufrieden und erfolgreich in der Schule arbeiten können.... dann klappt es auch mit dem bestmöglichen Abschluss....

    Genau deswegen schicken so viele Eltern die Kinder doch zum Gymnasium, auch wenn sie vorher schon wissen, dass es nicht fürs Abitur reicht. Das Lernklima dort ist generell wesentlich besser. Es sind eben nicht fünf ESE Inklusionskinder in jeder Klasse und der Sozialindex ist auch besser, so dass die Gefahr geringer ist, dass die eigenen Kinder Opfer von Gewalt werden.

  • Und die verbindliche Grundschulempfehlung gilt dann in beide Richtungen,

    das Kind muss also die empfohlene Schulform besuchen, also das Gymnasium, selbst wenn die Eltern das Kind an einer anderen Schulform sehen?


    Empfiehlt man dann auch GeSa oder nicht GeSa, je nachdem, wie man Kind und Familie einschätzt,

    oder findet GeSa in der Vorstellung der verbindlichen Schulformempfehlung nicht statt?

    Ich hatte diesen Thread eröffnet, um über die Entwicklung in Baden Württemberg zu diskutieren. Dort gibt es keine Gesamtschulen. (Edit: es gibt wohl drei, aber das sind Laborschulen).


    Wenn eine verbindliche Empfehlung kommen würde, die sich z.B. für das Gymnasium ausspricht, gäbe es in BaWü also entweder die Option Gymnasium oder eine der ganz wenigen Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe. Wenn dann Eltern ihr Kind mit Gymnasialempfehlung warum auch immer lieber an eine andere Schulform schicken wollen, finde ich schon, dass man da nachhaken sollte. Man muss Kinder auch nicht künstlich klein halten weil man selbst Angst vor Leistungsdruck hat.

  • Ich hatte diesen Thread eröffnet, um über die Entwicklung in Baden Württemberg zu diskutieren. Dort gibt es keine Gesamtschulen. (Edit: es gibt wohl drei, aber das sind Laborschulen).


    Wenn eine verbindliche Empfehlung kommen würde, die sich z.B. für das Gymnasium ausspricht, gäbe es in BaWü also entweder die Option Gymnasium oder eine der ganz wenigen Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe. Wenn dann Eltern ihr Kind mit Gymnasialempfehlung warum auch immer lieber an eine andere Schulform schicken wollen, finde ich schon, dass man da nachhaken sollte. Man muss Kinder auch nicht künstlich klein halten weil man selbst Angst vor Leistungsdruck hat.

    Muss die Gemeinschaftsschule unbedingt eine Oberstufe haben? Es genügt doch, wenn sie das entsprechende Niveau in der SekI anbieten. Immerhin gibt es auch Progymnasien in BW ohne eigene Oberstufe

  • aus SH: über eine Realschulempfehlung verfügen 14 der Jungen und 12 Prozent der Mädchen, tatsächlich treten in beiden Gruppen aber ca. 25 Prozent der Schülerschaft in die Realschule über. Daraus lässt sich folgern, dass gut die Hälfte eine gymnasiale Empfehlung hat.

  • In der Diskussion wurden vor allem implizit viele Gründe für und wider die bindende Grundschulempfehlung genannt.

    In diesen ging es v.a. darum, ob es für die betroffenen Schüler, sowie deren Eltern und Lehrer, von Vorteil sei oder nicht und ob dies für einzelne oder gesamtgesellschaftlich gerecht sei.

    Diese nachvollziehbaren Urteile haben jedoch nichts mit den tatsächlichen Gründen der bindenden Grundschulempfehlung zu tun. Nicht "tatsächlich" in dem Sinn, dass die genannten Personengruppen zwar betroffen sind von derlei Änderungen, aber nicht von ihnen entschieden werden und daher auch nicht aus deren Gründen. Die Gründe (tatsächlichen) Gründe sind dort zu suchen, wo diese Entscheidungen (tatsächlich) getroffen werden.


    Das Bildungswesen dient in erster Linie der Bereitstellung eines möglichst passenden Angebots an den Arbeitsmarkt.

    Die Bindung oder nicht-Bindung an die Grundschulempfehlung ist ein Steuerungsinstrument der Abiturientenquote.



    Daher finde ich v.a. interessant, aus welchen Gründen die Abiturientenquote abgesenkt werden soll im Hinblick auf den Arbeitsmarkt.

    Eine Begründung könnte sein, dass der Fachkräftemangel in den Berufsfeldern besonders stark ausgeprägt ist, in denen kein Abitur oder Studium vorausgesetzt wird.

  • Zudem finde ich es schon ziemlich schräg seinem Kind die Möglichkeit zu nehmen, ein Gymnasium zu besuchen, wenn es die entsprechende Empfehlung hat, weil man als Eltern selbst mal schlechte Erfahrungen gemacht hat vor 20 Jahren oder weil man sonst wie diffuse Ängste hat vor vermeintlichem Leistungsdruck oder zu wenig Kindheit, weil die Schwester der Cousine des Schwippschwagers auch immer erzählt wie fürchterlich anstrengend das Gymnasium für ihren Sohn war.


    Das ist keineswegs schräg, sondern zutiefst menschlich - eigene Erfahrungen werden verallgemeinert, Unbekanntes wird gefürchtet. Ist leider so und ist in diesem konkreten Fall auch eine Folge des gegliederten Schulsystems.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • aus SH: über eine Realschulempfehlung verfügen 14 der Jungen und 12 Prozent der Mädchen, tatsächlich treten in beiden Gruppen aber ca. 25 Prozent der Schülerschaft in die Realschule über. Daraus lässt sich folgern, dass gut die Hälfte eine gymnasiale Empfehlung hat.

    Vielen Dank!

    Was aber sehr schräg ist, ist die Tatsache, dass nur so wenige Kids eine Realschuleignung attestiert bekommen haben.

    In der Oberpfalz z.B. haben 51,6% der Jungen und 56,7% der Mädchen die Eignung fürs Gymnasium attestiert bekommen. Einige Regionen haben noch höhere Quoten. Seltsam finde ich, dass in Bayreuth z.B. 70,9% der Jungen, aber nur 63,2% der Mädchen eine solche Eignung attestiert bekommen haben. Was ist da denn da los?

    Hier schrieb ja bereits jemand, dass das nicht mit der tatsächlichen Eignung, sondern mit der erforderlichen Anzahl von Menschen zusammenhängen könnte, die Abitur machen sollen.

    Jedenfalls finde ich es seltsam, dass so viele Kids in Bayern eine gymnasiale Eignung attestiert bekommen.

  • Bei Angaben wie den von dir zitierten ist doch fraglich, ob diese Diagnostik in dem Ausmaß korrekt ist. Das würde ja bedeuten, dass Bayern eine Hochburg der Hoch- und Höchstbegabten ist. Wäre erfreulich, aber in Anbetracht des bescheidenen Abschneidens Deutschlands in aktuellen Bildungsstudien, nicht repräsentativ. Sollten die Schüler jedoch immer schlauer werden, hätten sie somit die Kapazität, mehr oder anspruchsvolleren Lernstoff zu verarbeiten (= gestiegenes Leistungsvermögen = Hürde zum Übertritt an Gymnasien kann höher angesetzt werden), würde es ja durchaus Sinn machen, die entsprechenden Curricula bzw. Lehrpläne anzupassen.

  • In der Oberpfalz z.B. haben 51,6% der Jungen und 56,7% der Mädchen die Eignung fürs Gymnasium attestiert bekommen. Einige Regionen haben noch höhere Quoten. Seltsam finde ich, dass in Bayreuth z.B. 70,9% der Jungen, aber nur 63,2% der Mädchen eine solche Eignung attestiert bekommen haben. Was ist da denn da los?

    Hier schrieb ja bereits jemand, dass das nicht mit der tatsächlichen Eignung, sondern mit der erforderlichen Anzahl von Menschen zusammenhängen könnte, die Abitur machen sollen.

    Jedenfalls finde ich es seltsam, dass so viele Kids in Bayern eine gymnasiale Eignung attestiert bekommen.

    Spekulieren kann man da schlecht - es gibt da kein Gemauschel - da die sogenannte "Empfehlung" (wird in Bayern Übertrittszeugnis und nicht Empfehlung genannt) nur den bis Mai erreichten Notenschnitt in D, M, und HSU enthält. Dafür gibt es klare Regeln, die im Übertrittszeugnis Anfang Mai automatisch angekreuzt werden - die Lehrkraft hat darauf keinen Einfluss:

    2,33 und besser: geeignet für Gymnasium, Realschule und Mittelschule

    2,66: geeignet für Realschule und Mittelschule

    schlechter als 2,66: geeignet für Mittelschule


    Je besser der Notenschnitt, desto mehr Wahlmöglichkeiten haben die Eltern. Die "Feinjustierungen" bezüglich was wäre sinnvoll kann man dann mit den Eltern besprechen bzw. kommen Eltern um sich beraten zu lassen. Nicht jeder geht mit 2,33 oder besser aufs Gymnasium. Es gehen auch Schüler auf die Realschule, da die Aufbaumöglichkeit ganz gut ist. Man kann nach der 10. Klasse auf einige Arten weitermachen - inzwischen geht mit einem Zwischenjahr auch der Übertritt auf ein normales Gymnasium.


    Wer die Schnitte nicht erreicht, hat die Möglichkeit an einem dreitägigen Probeunterricht der gewünschten Schulart teilzunehmen, der ca. 2 Wochen nach Ausgabe des Übertrittszeugnisses ist. Da werden an 2 Tagen diverse schriftliche Prüfungen in D und M geschrieben, der 3. Tag ist mündlicher Unterricht.


    Inzwischen gibt es zur Vereinfachung nur noch den Notenschnitt wie erwähnt und keine Wortgutachten oder irgendwelche Texte. Die hat man dann wieder am Ende des Schuljahrs beim Jahreszeugnis.

    Die Noten werden nach festgelegten Prinzipien gemacht, z.B. gibt es Richtwerte für Proben in M, D und HSU, die einen erheblichen Anteil an der Notenbildung ausmachen.


  • Die "tatsächliche Eignung" betriff immer nur die relative Sortierung der zukünftigen Arbeiter durch Schulen eines bestimmten Jahrgangs, gilt aber nicht absolut.


    Die Ursache die Entwicklung der Abiturienquoten ist die Verschiebung der Wirtschaftssektoren und nicht, dass Menschen intelligenter würden (Flynn-Effekt). Man denke nur an die Hochschulreformen der 60er und 70er jahre. Es ist eine politische Entscheidung gemäß des Arbeitsmarktes (ohne biologische oder gar moralische Ursache, auch wenn letzteres sicher oft behauptet wird *).


    Selbst wenn es so wäre, dass Menschen tatsächlich immer intelligenter würden, würde in einer Marktwirtschaft daraus nicht zwangsläufig folgen, dass mehr Menschen länger ausgebildet würden, denn die Bedingung dafür ist der Bedarf nach derlei ausgebildeten Arbeitskräften.




    * Insbes. mit Hilfe des Begriffs der sog. "Chancengleichheit" (in der Konkurrenz um Arbeitsplätze!), sowohl von (vielen) Linken bis zu Wirtschaftsliberalen.



    Abi-Quoten 1950-2019:


  • Im Ernst, was soll das denn dann alles überhaupt?

    Und schräg finde ich die Quoten trotzdem, weil sie in bestimmten Gebieten sehr in die eine oder andere Richtung im Bezug zum Durchschnitt abweichen.

    Und besonders treibt mich Bayreuth um;-)

  • Im Ernst, was soll das denn dann alles überhaupt?

    Das kann ich dir nicht genau sagen. ;) Ich kann mir aber denken, woher das kommt. Da es öfter Klagen von Eltern gibt, macht man alles so fest, dass die Klagemöglichkeit nicht allzu groß ist. In unserem Kultusministerium sitzen gefühlt oder wirklich? mehr Juristen als Lehrer.

    Rein theoretisch konnte man auf dem Papier früher (heute weiß ich nicht) anders empfehlen als der erreichte Schnitt. Doch in die Nesseln wollte sich keiner setzen.


    Seltsam finde ich, dass in Bayreuth z.B. 70,9% der Jungen, aber nur 63,2% der Mädchen eine solche Eignung attestiert bekommen haben.

    Halte ich für Zufall. Vielleicht hat es auch etwas mit der Bevölkerungszusammensetzung zu tun. War das in jedem Jahr so?

    Ich merke generell Unterschiede in Klassen bezüglich der weiterführenden Schulen (vor allem in Richtung Realschule und Gymnasium) je nachdem in welchem Wohngebiet die Kinder wohnen - wir haben sowohl städtischen - vom Neubaugebiet bis zur Kernstadt und Wohnblöcken, als auch dörflichen Einzugsbereich.

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