Wie integriert ihr finanzielle Bildung in euren Unterricht. Erfahrungen v. a. in Sek I/II und Vertretungsstunden gesucht

  • Da oft ein Hauch von "Früher war alles besser." durch das Forum weht: Finanzbildung ist tatsächlich eines der Themen, bei dem ich das Gefühl habe, dass junge Leute im Jahr 2025 deutlich besser abschneiden als Vorgängergenerationen. Ich vermute, es ist abhängig vom Bildungsgrad, aber ich bin durchaus positiv beeindruckt, wie viele meiner Schüler (m/w/d) in der Sek II schon von verschiedenen Formen der Geldanlage gehört haben ...

    Bei meinen Azubis denke ich da genau an das Gegenteil. Die leasen sich große Autos, bei denen sie sich kaum die Leasingrate leisten können, selbst wenn sie im Hotel Mama wohnen und ansonsten keine Ausgaben haben, und setzen darauf ihre Ausbildung zu bestehen und auch direkt übernommen zu werden, weil dasdie einzige Chance ist, dass sie die extrem hohe Schlußrate überhaupt irgendwie gestemmt bekommen. Wenn da auch nur ein Baustein umfällt, landen sie gleich in der Überschuldung und Privatinsolvenz.

  • Also ich nicht. Trotzdem ist eine Bestrafung durch Steuern auf Ersparnisse und Geldanlagen auch für den normalen Bürger kein gutes Signal. Dass nun auch über weitere Sozialabgaben hier nachgedacht wird um das sterbende Rentensystem krampfhaft am Leben zu halten ist echt eine Frechheit.

    Tja, irgendwie müssen die Steuergeschenke vor allem für Reiche. Mütterrente, Industriestromvergünstigung für alle und nicht gezielt usw. finanziert werden. In Zukunft soll ja noch Gas usw. subventioniert werden. Sonst wäre heizen mit fossilen Brennstoffen nicht bezahlbar und ich hoffe nicht, wie bereits angekündigt, dass dafür die 100 Milliarden aus dem Klimafond verwendet werden.

    Ja, ich spare auch ein paar Euro, wenn der Solidaritätsbeitrag abgeschafft wird, richtig Reiche aber deutlich mehr. Und das Geld wird trotzdem gebraucht. Aber die Reichen behaupten mit ihren Freunden der Presse, wir zahlen alle zuviel Steuern und der Mittelstand freut sich über 30 Euro Steuerersparnis. Die Erhöhung der Mütterrente kommt wieder, anders als behauptet, nicht den armen Müttern zu gute, es wird ja auf die Grundsicherung angerechnet.

    Das werfe ich gerade der aktuellen Regierung zu, sie subventioniert Dinge von gestern statt für die Zukunft. Für mich ist keine Regierung so schlecht wie diese. Aber sie hat Bild und Co. hinter sich.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich kann mir vorstellen, dass sich die unterschiedliche Auffassung damit erklären lässt, dass Bildungs- und Finanzhintergrund in den letzten Jahren heterogener geworden sind. Zuletzt hieß es auch, dass der Anteil an verschuldeten Haushalten gestiegen sei, obwohl wir gleichzeitig so viele Millionäre wie noch nie zuvor haben.

  • Also ich rechne ihnen vor, wie sich ein ETF mit einer extrem langen Laufzeit am Ende rechnet und was Risikostreuung bedeutet. Von wegen: "Wenn ihr als Azubis 20€ monatlich zurücklegt und als Facharbeiter dann mit 200€ monatlich einsteigt, könnt ihr Euch als Renter jeden Monat 2000€ zusätzlich zur Rente selber "auszahlen".

    Das mache ich immer mit Excel am Beamer und rechne ihnen vor, was sie nach 10, 20, 30 bzw. 40 Jahren da auf dem Konto haben und welcher Kaufkraft das wahrscheinlich entspricht. Mit Excel kann man die Kalkulation ja einfach "runterziehen" und zeigen wie sich veränderte "Zinssätze" und kleinere/größere monatliche Sparleistungen auswirken. Da kann man das gut in 45 bzw. 90 Minuten in die Vertretung packen.

    Ansonsten ist das Thema "Einkommenssteuererklärung" auch immer ganz heiß.

    Die Excel-Vorlage würde ich gerne haben. :)

  • Also ich rechne ihnen vor, wie sich ein ETF mit einer extrem langen Laufzeit am Ende rechnet und was Risikostreuung bedeutet. Von wegen: "Wenn ihr als Azubis 20€ monatlich zurücklegt und als Facharbeiter dann mit 200€ monatlich einsteigt, könnt ihr Euch als Renter jeden Monat 2000€ zusätzlich zur Rente selber "auszahlen".

    Das mache ich immer mit Excel am Beamer und rechne ihnen vor, was sie nach 10, 20, 30 bzw. 40 Jahren da auf dem Konto haben und welcher Kaufkraft das wahrscheinlich entspricht. Mit Excel kann man die Kalkulation ja einfach "runterziehen" und zeigen wie sich veränderte "Zinssätze" und kleinere/größere monatliche Sparleistungen auswirken. Da kann man das gut in 45 bzw. 90 Minuten in die Vertretung packen.

    Ansonsten ist das Thema "Einkommenssteuererklärung" auch immer ganz heiß.

    Falls du die Excel teilen würdest, ginge meine „Vorfreude“ auf die kommende, vertretungsreiche Woche in ein ähnliches Plus wie so manches Depot 😄

  • Wenn zu der sowieso schon unverschämten Kapitalertragssteuer noch Sozialabgaben auf Kapitalerträge kämen, wäre das das Ende der privaten Altersvorsorge. Alles verballen und dann halt in "ein bisschen mehr" Altersarmut gehen, als mit Sparen + Abgabe eines großen Teils der Erträge, würde dann doch direkt erheblich attraktiver werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das kommt.

  • Leider ist unsere Gesellschaft sehr ungebildet und desinteressiert an finanziellen Dingen, weshalb immer noch zu viele Wähler Linksparteien wie Linke, Grüne und SPD wählen.

    Ja, immer mehr Faulpelze in unserer Gesellschaft, die gut alimentiert werden wollen! Strebsamkeit und Sparsamkeit? Fehlanzeige!8)

  • Das werfe ich gerade der aktuellen Regierung zu, sie subventioniert Dinge von gestern statt für die Zukunft. Für mich ist keine Regierung so schlecht wie diese. Aber sie hat Bild und Co. hinter sich.

    So eine starke Meinung habe ich nicht, aber ich gebe dir recht dass einige Dinge zum schlechteren regiert werden.

  • Falls du die Excel teilen würdest, ginge meine „Vorfreude“ auf die kommende, vertretungsreiche Woche in ein ähnliches Plus wie so manches Depot 😄

    Die Excel-Vorlage würde ich gerne haben. :)

    Gerne doch. Leider nur als ZIP, weil das Forum hier kein xls akzeptiert.

    Der Plan läuft 61 Jahre, weil meine Schüler üblicherweise ca. 20 Jahre alt sind und entsprechend noch 61 Jahre vor sich haben. Der Trick ist halt, dass man beim Renteneintritt nicht alles auf "sichere" Anlageformen umschichtet sondern den ETF einfach weiterlaufen läßt. Man braucht beim Renteneintritt ja nicht die komplette Ansparsumme auf einen Schlag sondern entnimmt jedes Jahr einen kleinen Teil, um die Rente aufzubessern (=negative Sparrate). Der Rest des Kapitals bringt derweils weiterhin Zinsen ein.

    Vielleicht noch zur Info: Ab dem 2. Jahr sind die Formeln konsistent. Ab dem 2. Jahr könnt ihr also einfach runterziehen.

  • Da oft ein Hauch von "Früher war alles besser." durch das Forum weht: Finanzbildung ist tatsächlich eines der Themen, bei dem ich das Gefühl habe, dass junge Leute im Jahr 2025 deutlich besser abschneiden als Vorgängergenerationen. Ich vermute, es ist abhängig vom Bildungsgrad, aber ich bin durchaus positiv beeindruckt, wie viele meiner Schüler (m/w/d) in der Sek II schon von verschiedenen Formen der Geldanlage gehört haben und wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre, haben unter denjenigen jungen Leute, die nochmal 5 Jahre älter sind, einige entweder schon aktiv mit der Geldanlage gestartet oder sind dabei, etwas dahingehend zu machen.

    Könnte das deiner Meinung nach, ein positiver Effekt von Social Media sein? Ich habe das Gefühl dadurch kommen SuS schon wesentlich stärker und eher mal in Kontakt mit solchen Themen.

  • Könnte das deiner Meinung nach, ein positiver Effekt von Social Media sein? Ich habe das Gefühl dadurch kommen SuS schon wesentlich stärker und eher mal in Kontakt mit solchen Themen.

    Ja. Vor allem wenn man Youtube noch dazu zählt. Da gibt es ja auch Kanäle wie Finanzfluss etc., die das wirklich gut aufarbeiten.

    Dazu kommt natürlich, dass man keine komplizierten Depots bei irgendwelchen Banken eröffnen muss, sondern mit Trade Republic und co. problemlos einfach mal starten kann. Wir haben einen besseren Zugriff denn je auf sinnvolle Geldanlagen und junge Leute wissen sehr gut, dass sie auf unsere "gesetzliche Rente" nicht vertrauen sollten.

  • Ja. Vor allem wenn man Youtube noch dazu zählt. Da gibt es ja auch Kanäle wie Finanzfluss etc., die das wirklich gut aufarbeiten.

    Ja und nein. Leider gibt es auch für jede gute Quelle mindestens 3 fragwürdige. Daher sehe ich es schon als wichtig an, dass die Bildung hier einen Fokus drauf hätte. Sonst landen zu viele in off-shore-casinos.

  • Das führt dazu, dass einige sehr spekulativ agieren und später alles verlieren oder sogar hohen Schulden anhäufen.

    Es sollte eigentlich unsere Aufgabe sein, zumindest eine Grundbildung zu vermitteln und zwischen waghalsiger Spekulation und seriöser Langfristanlage zu unterscheiden.

    Leider beobachte ich bei den meisten Kollegen (auch mit den Wirtschaftsfächern) eine erschreckende Unwissenheit bezüglich Geldanlage.

  • Aus meiner Sicht gibt es nur zwei zentrale Weisheiten bei finanzieller Bildung.

    a) Gier frisst Hirn.

    b) Unternehmen haben nichts zu verschenken. Hinter vordergründigen Sonderangeboten steht keine Wohltätigkeit sondern kaufmännische Kalkulation.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Wenn zu der sowieso schon unverschämten Kapitalertragssteuer

    also ich finde die Kapitalertragssteuer auch unverschämt, aber weil sie imho viel zu niedrig ist. dass Einkünfte aus eigener Arbeit höher besteuert werden, als Einkünfte, die man aufgrund anderer Leute Arbeit hat, ist absurd und zutiefst unsozial.

  • Wenn man bereits versteuertes Geld investiert, das Verlustrisiko zu 100% selbst tragen darf, bei Gewinnen aber kräftig abgeschöpft wird, kann ich leider nicht erkennen, inwiefern das gerechtfertigt sein soll.

    Ist jedenfalls ein gewichtiges Argument pro Kryptos.

  • also ich finde schon, dass man das rechtfertigen kann: die Steuer wird ja schließlich nicht auf Dein möglicherweise schonmal versteuertes Einkommen erhoben, sondern auf die Erträge, die Du daraus generierst. ich sehe nicht, warum da Kapitalerträge anders behandelt werden sollten, als z.B. Erträge aus vermietetem Wohneigentum, Investitionen in ein eigenes Unternehmen oder einer kostenpflichtigen Weiterbildung. An sich müsstest Du bei der Steuererklärung auch Verluste aus Kapitalanlagen mit Gewinnen verrechnen können. Ein Verlustrisiko gibt es bei jeder Investition und ist ja die Kehrseite der Rendite und bei Aktien ziemlich selbst gewählt - Du könntest ja auch Bundesschatzbriefe oderso kaufen.

    Dass man das mit der Kapitalertragssteuer grundsätzlich besser regeln könnte, also zB höherer Steuerfreibetrag oder ne progressive Besteuerung ist auf jeden Fall wahr, aber so wie die Dinge stehen, bin ich froh, dass überhaupt Steuern erhoben werden.

    das Argument mit der Kryptowährung verstehe ich nicht: Gewinne daraus müsstest Du ja auch versteuern. oder meinst Du, dass das ein Argument für Steuerflucht ist? das versteh ich, bin aber kein Fan von.

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