Wie integriert ihr finanzielle Bildung in euren Unterricht. Erfahrungen v. a. in Sek I/II und Vertretungsstunden gesucht

  • Da oft ein Hauch von "Früher war alles besser." durch das Forum weht: Finanzbildung ist tatsächlich eines der Themen, bei dem ich das Gefühl habe, dass junge Leute im Jahr 2025 deutlich besser abschneiden als Vorgängergenerationen. Ich vermute, es ist abhängig vom Bildungsgrad, aber ich bin durchaus positiv beeindruckt, wie viele meiner Schüler (m/w/d) in der Sek II schon von verschiedenen Formen der Geldanlage gehört haben ...

    Bei meinen Azubis denke ich da genau an das Gegenteil. Die leasen sich große Autos, bei denen sie sich kaum die Leasingrate leisten können, selbst wenn sie im Hotel Mama wohnen und ansonsten keine Ausgaben haben, und setzen darauf ihre Ausbildung zu bestehen und auch direkt übernommen zu werden, weil dasdie einzige Chance ist, dass sie die extrem hohe Schlußrate überhaupt irgendwie gestemmt bekommen. Wenn da auch nur ein Baustein umfällt, landen sie gleich in der Überschuldung und Privatinsolvenz.

  • Ich kann mir vorstellen, dass sich die unterschiedliche Auffassung damit erklären lässt, dass Bildungs- und Finanzhintergrund in den letzten Jahren heterogener geworden sind. Zuletzt hieß es auch, dass der Anteil an verschuldeten Haushalten gestiegen sei, obwohl wir gleichzeitig so viele Millionäre wie noch nie zuvor haben.

  • Also ich rechne ihnen vor, wie sich ein ETF mit einer extrem langen Laufzeit am Ende rechnet und was Risikostreuung bedeutet. Von wegen: "Wenn ihr als Azubis 20€ monatlich zurücklegt und als Facharbeiter dann mit 200€ monatlich einsteigt, könnt ihr Euch als Renter jeden Monat 2000€ zusätzlich zur Rente selber "auszahlen".

    Das mache ich immer mit Excel am Beamer und rechne ihnen vor, was sie nach 10, 20, 30 bzw. 40 Jahren da auf dem Konto haben und welcher Kaufkraft das wahrscheinlich entspricht. Mit Excel kann man die Kalkulation ja einfach "runterziehen" und zeigen wie sich veränderte "Zinssätze" und kleinere/größere monatliche Sparleistungen auswirken. Da kann man das gut in 45 bzw. 90 Minuten in die Vertretung packen.

    Ansonsten ist das Thema "Einkommenssteuererklärung" auch immer ganz heiß.

    Die Excel-Vorlage würde ich gerne haben. :)

  • Also ich rechne ihnen vor, wie sich ein ETF mit einer extrem langen Laufzeit am Ende rechnet und was Risikostreuung bedeutet. Von wegen: "Wenn ihr als Azubis 20€ monatlich zurücklegt und als Facharbeiter dann mit 200€ monatlich einsteigt, könnt ihr Euch als Renter jeden Monat 2000€ zusätzlich zur Rente selber "auszahlen".

    Das mache ich immer mit Excel am Beamer und rechne ihnen vor, was sie nach 10, 20, 30 bzw. 40 Jahren da auf dem Konto haben und welcher Kaufkraft das wahrscheinlich entspricht. Mit Excel kann man die Kalkulation ja einfach "runterziehen" und zeigen wie sich veränderte "Zinssätze" und kleinere/größere monatliche Sparleistungen auswirken. Da kann man das gut in 45 bzw. 90 Minuten in die Vertretung packen.

    Ansonsten ist das Thema "Einkommenssteuererklärung" auch immer ganz heiß.

    Falls du die Excel teilen würdest, ginge meine „Vorfreude“ auf die kommende, vertretungsreiche Woche in ein ähnliches Plus wie so manches Depot 😄

  • Falls du die Excel teilen würdest, ginge meine „Vorfreude“ auf die kommende, vertretungsreiche Woche in ein ähnliches Plus wie so manches Depot 😄

    Die Excel-Vorlage würde ich gerne haben. :)

    Gerne doch. Leider nur als ZIP, weil das Forum hier kein xls akzeptiert.

    Der Plan läuft 61 Jahre, weil meine Schüler üblicherweise ca. 20 Jahre alt sind und entsprechend noch 61 Jahre vor sich haben. Der Trick ist halt, dass man beim Renteneintritt nicht alles auf "sichere" Anlageformen umschichtet sondern den ETF einfach weiterlaufen läßt. Man braucht beim Renteneintritt ja nicht die komplette Ansparsumme auf einen Schlag sondern entnimmt jedes Jahr einen kleinen Teil, um die Rente aufzubessern (=negative Sparrate). Der Rest des Kapitals bringt derweils weiterhin Zinsen ein.

    Vielleicht noch zur Info: Ab dem 2. Jahr sind die Formeln konsistent. Ab dem 2. Jahr könnt ihr also einfach runterziehen.

  • Da oft ein Hauch von "Früher war alles besser." durch das Forum weht: Finanzbildung ist tatsächlich eines der Themen, bei dem ich das Gefühl habe, dass junge Leute im Jahr 2025 deutlich besser abschneiden als Vorgängergenerationen. Ich vermute, es ist abhängig vom Bildungsgrad, aber ich bin durchaus positiv beeindruckt, wie viele meiner Schüler (m/w/d) in der Sek II schon von verschiedenen Formen der Geldanlage gehört haben und wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre, haben unter denjenigen jungen Leute, die nochmal 5 Jahre älter sind, einige entweder schon aktiv mit der Geldanlage gestartet oder sind dabei, etwas dahingehend zu machen.

    Könnte das deiner Meinung nach, ein positiver Effekt von Social Media sein? Ich habe das Gefühl dadurch kommen SuS schon wesentlich stärker und eher mal in Kontakt mit solchen Themen.

  • Könnte das deiner Meinung nach, ein positiver Effekt von Social Media sein? Ich habe das Gefühl dadurch kommen SuS schon wesentlich stärker und eher mal in Kontakt mit solchen Themen.

    Ja. Vor allem wenn man Youtube noch dazu zählt. Da gibt es ja auch Kanäle wie Finanzfluss etc., die das wirklich gut aufarbeiten.

    Dazu kommt natürlich, dass man keine komplizierten Depots bei irgendwelchen Banken eröffnen muss, sondern mit Trade Republic und co. problemlos einfach mal starten kann. Wir haben einen besseren Zugriff denn je auf sinnvolle Geldanlagen und junge Leute wissen sehr gut, dass sie auf unsere "gesetzliche Rente" nicht vertrauen sollten.

  • Ja. Vor allem wenn man Youtube noch dazu zählt. Da gibt es ja auch Kanäle wie Finanzfluss etc., die das wirklich gut aufarbeiten.

    Ja und nein. Leider gibt es auch für jede gute Quelle mindestens 3 fragwürdige. Daher sehe ich es schon als wichtig an, dass die Bildung hier einen Fokus drauf hätte. Sonst landen zu viele in off-shore-casinos.

  • Das führt dazu, dass einige sehr spekulativ agieren und später alles verlieren oder sogar hohen Schulden anhäufen.

    Es sollte eigentlich unsere Aufgabe sein, zumindest eine Grundbildung zu vermitteln und zwischen waghalsiger Spekulation und seriöser Langfristanlage zu unterscheiden.

    Leider beobachte ich bei den meisten Kollegen (auch mit den Wirtschaftsfächern) eine erschreckende Unwissenheit bezüglich Geldanlage.

  • Aus meiner Sicht gibt es nur zwei zentrale Weisheiten bei finanzieller Bildung.

    a) Gier frisst Hirn.

    b) Unternehmen haben nichts zu verschenken. Hinter vordergründigen Sonderangeboten steht keine Wohltätigkeit sondern kaufmännische Kalkulation.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Geht es um die Einkommenssteuer lohnt sich doch nochmal ein objektiver Blick auf die berechneten Auswirkungen der Wahlprogramme der verschiedenen Parteien. Aufgefächert nach dem jährlichen Einkommen sieht man, dass Grüne und SPD wahrlich nicht am Mittelstand sägen wollen: https://bsky.app/profile/jhillj…t/3lfxanqgwds2q

    Die CDU und erst Recht die FDP wollten Steuergeschenke für die Reichsten. Sie spielen das Spiel eben gut, ihren Wähler*innen zu suggerieren, die Reichsten gehörten doch zum Mittelstand dazu und linke Parteien wollten an ihr Geld. So fühlen sich in Umfragen mehr dem Mittelstand zugehörig, als den definierten Zahlen nach. Friedrich Merz wurde hier ja schon als ein Beispiel genannt.

    Der Mittelstand - weil das hier auch schon Thema war - schrumpft übrigens auch ähnlich in beide Richtungen, die Schere geht auch hier leider auseinander. Das gehört zur ganzen Wahrheit des Satzes "Der Mittelstand schrumpft" dazu.

  • Beitrag von BaldPension (5. Dezember 2025 21:45)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (5. Dezember 2025 21:57).
  • Ich würde es schön finden, wenn die Kommentare wieder auf meinen Ursprungspost eingehen :')
    Für SuS kommen hier eh nur politisch neutrale Inhalte in Frage. :D

    Ich hoffe, ich habe passend getrennt.

    🍦 Eis macht Spaß! 🍦
    Schoko, Vanille – ganz egal,
    Hauptsache lecker jedes Mal! 😋

    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Ich würde es schön finden, wenn die Kommentare wieder auf meinen Ursprungspost eingehen :')
    Für SuS kommen hier eh nur politisch neutrale Inhalte in Frage. :D

    Ich mache manchmal (wenn von den Klassen gewünscht), eine Einheit vor den Sommerferien zum Thema: Was kostet das Leben? Also sowas wie:

    • Was kommt an Fixkosten nach der Ausbildung auf mich zu?
    • Welche Dinge will ich mir zusätzlich leisten?
    • Wie finde ich eine Wohnung und was kostet sie?
    • Welche Versicherungen muss ich (individuell) für mich haben?
    • Wie werden sich meine Ansprüche in Zukunft eventuell verändern (Kinder, größere Wohnung, Reisen....)?
    • Was muss ich für diese Kosten insgesamt verdienen? --> Meist merken sie, dass das nicht reicht, daher kommt dann mein Werbeblock für Weiterbildungen
    • Welche Anlagemöglichkeiten gibt es?
    • Spezielle Einheit für meine weiblichen SuS: Steuerklassen, finanzielle Unabhängigkeit in der Partnerschaft, gleiche Aufteilung von Erziehungszeiten und Care-Arbeit: Warum ist das so wichtig?
    • Wo bekomme ich Infos zu all diesen Themen, die auch seriös sind?
    • ...

      Macht eigentlich auch allen Spaß, da ich sie nur anleite, Hilfestellung gebe und sie für sich und ihre Lebenssituation alles anpassen und planen können.


  • Habt ihr schon einmal komplette Einheiten zu Themen wie Budgetplanung, Schulden, Konsum, Verträge, digitale Zahlungsmittel, Taschengeld, erste Jobs etc. gemacht. Wie ist das bei euren Klassen angekommen?

    Nutzt jemand von euch finanzielle Bildung explizit für Vertretungsstunden?

    Hatte ich mal für einen Projekttag. Im normalen Unterricht und in Vertretungsstunden halte ich mich allerdings an den Lehrplan. Ich finde das Thema zwar ohne Frage wichtig, aber es kann auch nicht jeder einfach irgendetwas unterrichten, was ihm/ihr gerade wichtig erscheint. Das passt nicht zur Struktur unseres Schulsystems.

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