Kann man als Lehrer einen Klassenlehrerwechsel verhindern?

  • Ich verstehe deine Argumente für vier Jahre, finde aber zwei Jahre persönlich besser.

    Ich glaube, dass es für beides gute Argumente gibt. Gerade das Argument, wenn man mal mit einer Lehrkraft nicht kann...

  • Ich würde ja die SL erst einmal fragen, wie sie denn die Mehrarbeit kompensieren möchte, da ich mit meinem regulären Stunden bereits meine Arbeitszeit voll auslaste. Wie du so schön schreibst, ist es ja eine dienstliche Tätigkeit und kein Hobby. Da wird die SL sicherlich nicht erwarten, dass ich freiwillig unbezahlte Mehrarbeit leiste.

    Da haben wir vermutlich eine unterschiedliche Sichtweise:
    Eine Klassenlehrertätigkeit ist keine unbezahlte Mehrarbeit.
    Oder andersherum gesagt: Zur Entlastung muss die andere Klassenlehrertätigkeit der 7. Klasse ja nicht fortgeführt werden.

    Wo soll da eine Bestrafung sein?

    Dass der "unmotivierte" Kollege seinen Fähigkeiten entsprechend anderswo seinen Dienst tun muss, darum muss sich die SL tatsächlich kümmern.

  • Wir hatten mal eine Lehrkraft, die sich beschwerte, dass sie immer die Problemfälle bekomme hat, weil sie das besonders gut hinbekommen hat. Ihre Kritik war durchaus berechtigt. Wir haben nachher einen Kompromiss gefunden und allen waren happy.

    Wir (in Bayern) haben in der Grundschule unsere Klassen im Regelfall immer 2 Jahre. Ich finde einen Lehrerwechsel nach 2 Jahren gut, denn da hat sich doch so einiges eingeschliffen und ein neuer Lehrer kann wieder andere Schwerpunkte setzen. Ich merke schon Unterschiede in der Schwerpunktsetzung bei den LehrerInnen, die die Klasse vorher hatten.

    Auch ich bekomme/bekam gerne Klassen mit bestimmten Problemfeldern, aber es war dann so, dass meine Schulleitung mir quasi, wenn es besonders anstrengend war, im nächsten Zyklus eine leichter handlebare Klasse gab. Das hat mir die Schulleitung auch so gesagt (im richtigen wertschätzenden Ton!) und ich fand das wirklich super, dass sie das von sich aus gemacht hat. Die einfachen handlebaren dritten Klassen (muss man bei uns aber inzwischen mit der Lupe suchen) bekommen an meiner Schule die Referendare (LAAs), weil die da Prüfung machen.

  • Hatten Sie noch nie eine eigene Klasse, mit der Sie 3 Jahre wunderbar zusammengearbeitet haben? Mir ein Rätsel wie man so eine Frage stellen kann.....

    Nein, denn ich bekomme grundsätzlich jedes Schuljahr eine neue Klasse der "einjährigen Berufsfachschule". Bei uns an den BBS ist man sowieso oft nur ein, max. zwei bis drei Jahre Klassenlehrkraft.

    Ich kenne es hier an vielen Schulen auch so, dass die Klassenlehrerschaft alle zwei Jahre wechselt. Außer an Grundschulen, wo des Öfteren die Klassenlehrkraft von der Einschulung bis Ende der vierten Klasse dieselbe bleibt.


    Ich kann mich vielen Vorredner*innen aber nur anschließen: Die Argumentation deiner SL finde ich überzeugend und denke, dass du - auch wenn's schwerfällt - deinen geplanten Einsatz hinnehmen solltest. Vielleicht kommst du ja auch mit der neuen Klasse sehr gut zurecht?!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Du scheinst noch sehr jung im Beruf zu sein.

    Klassenwechsel gehört zum Lehrer*innenalltag.

    Also an meiner Schulform ist das auch sehr unüblich, sofern nicht irgendwie was wegen Versetzung/Elternzeit etc. ist.


    Und ich kann das durchaus verstehen, dass man nicht nach einer 7. Klasse wieder eine 5. Klasse möchte, da man gerade in Jahrgang 5 und 6 viel Energie in die Klassen stecken muss (sofern man nicht an irgendeinem gutbürgerlichen Gymnasium ist, (jaja, auch da gibt es "schwierige" Schüler, die einen Papierflieger in der Stunde basteln))



    Unabhängig davon ist die Entscheidung der Schulleitung natürlich in diesem Fall nachvollziehbar und sinnvoll. Auch wenn es für den einzelnen Kollegen ungünstig ist.

  • Und das ich für meine gute Arbeit nun für meine gute und engagierte Arbeit bestraft werde

    Und nicht nur dafür, sondern ganz offensichtlich auch für deine Bescheidenheit! :aufgepasst:

  • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, warum auf seiner Aussage, dass er die Klasse nicht abgeben möchte, so rumgehackt wird. Klar gehören Klassenwechsel zum normalen Geschäft eines Lehrers und sind manchmal unvermeidbar. Trotzdem ist es doch verständlich, dass man eine Klasse, zu der man offenbar eine gute Beziehung aufgebaut hat und mit der man gut harmoniert nicht gerne abgibt. Dafür muss man kein Berufsanfänger sein.

    Davon abgesehen ist es eben nicht überall die Regel, dass nach zwei Jahren gewechselt wird. Gerade an Gesamtschulen (und deren Ablegern, die überall anders heißen) ist es üblich, dass ein Klassenlehrerteam die Klasse von der 5. bis zur 10. Klasse behält, weil die pädagogische Arbeit im Normalfall dadurch erheblich erleichtert wird (Stichwort Beziehungsaufbau).

    • Offizieller Beitrag

    Wir haben ja jetzt gesehen, dass es unterschiedliche Vorgehensweisen je nach Schule, Schulform und Schulleitung gibt und man pädagogisch über den Sinn und Unsinn mehrerer oder weniger Klassenleitungswechsel diskutieren kann.


    Wenn die Schulleitung nicht geneigt ist, dem Wunsch des TE zu entsprechen, wird es Gründe dafür geben, die eben nicht primär in der fehlenden Wertschätzung zu suchen sind.

  • Dass es an Schulen halt so gar nicht um die Befindlichkeiten der Lehrer geht, heißt nicht, dass man nichts tun kann, um die Lage für sich selbst im Gleichgewicht zu halten.


    In dieser Situation ist die Entscheidung der SL einfach vernünftig. Ich würde daher nochmal um ein Gespräch bitten, die Übernahme der Fünften akzeptieren und mich für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken, gleichzeitig deutlich machen, dass es viel Arbeit ist, eine neue Klasse auf Vordermann zu bringen und vor allem, gleich zwei Quereinsteiger mit durchzuziehen. Dann würde ich die Zusatzaufgaben größtenteils abgeben und nur die für mich selbst zukunftsträchtigen behalten sowie diesbezüglich meine Perspektive ansprechen. So sollte sich das Ganze wieder gut anfühlen und bewältigbar bleiben.

    • Offizieller Beitrag

    Dass es an Schulen halt so gar nicht um die Befindlichkeiten der Lehrer geht, heißt nicht, dass man nichts tun kann, um die Lage für sich selbst im Gleichgewicht zu halten.


    In dieser Situation ist die Entscheidung der SL einfach vernünftig. Ich würde daher nochmal um ein Gespräch bitten, die Übernahme der Fünften akzeptieren und mich für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken, gleichzeitig deutlich machen, dass es viel Arbeit ist, eine neue Klasse auf Vordermann zu bringen und vor allem, gleich zwei Quereinsteiger mit durchzuziehen. Dann würde ich die Zusatzaufgaben größtenteils abgeben und nur die für mich selbst zukunftsträchtigen behalten sowie diesbezüglich meine Perspektive ansprechen. So sollte sich das Ganze wieder gut anfühlen und bewältigbar bleiben.

    Das klingt nach einer sehr guten Idee.

  • Interessant...ganz anders, als bei uns: Ich übernehme die Klasse in der 3., bzw. 5. und führe sie dann sechs, bzw. vier Jahre bis zur Matura. So wahrt man Kontinuität und die Schüler müssen sich nicht jedes Jahr auf einen neuen Lehrer einstellen

    Also ich hatte als Schüler alle 2 Jahre einen kompletten Lehrerwechsel und das war auch gut so. Schließlich gibt es auch immer mal wieder Lehrer, die man nicht ausstehen kann, und da ist es dann gut, daß man weiß: "Man wird den auch wieder los!" Auch in der Grundschule hatte ich schon zwischen der 2. und 3. Klasse einen kompletten Lehrerwechsel.

  • Damit müssen Kinder ja leider auch leben (lernen):


    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ich verstehe die Logik dahinter nicht. Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.

    Ich denke die Logik dahinter ist, daß manche Kinder wohl die Lehrer (insb. den Klassenlehrer) als Bezugsperson sehen, eben weil sie so viel Zeit in der Schule verbringen. Manche Kinder verbringen wohl mit uns Lehrern mehr aktive Zeit als mit den eigenen Eltern. Aktiv = die Stunden, die verschlafen werden, lasse ich mal weg.

  • Es bringt ja nichts, wenn jeder hier schildert, wie die Gepflogenheiten an seiner Schule sind.

    Der Threaderöffner ist angesäuert, weil er seine geliebte Klasse abgeben soll, in die er viel Arbeit gesteckt hat und die er normalerweise noch 3 Jahre behalten dürfte. Anstatt dessen soll er 2 Quereinsteiger mitziehen und mit 5ern wieder von vorne anfangen. Würde mir auch nicht unbedingt gefallen.

    Wer erklärt das eigentlich den Eltern?

    • Offizieller Beitrag

    .... und nebenbei gesagt: wer und wie erklärt man das den KINDERN? (ich weiß... sie sollen sich nicht anstellen)
    Sie finden es auch nicht so super, sich darauf einzustellen (sie wissen um die Gepflogenheiten der Schule) und dann ist alles anders.

    Ich bin sicher nicht die perfekte, beliebteste Lehrerin, trotzdem fanden das einige Klassen durchaus echt doof, wenn man mich wie eine alte Socke ausgetauscht hat. Nachdem die Klasse 3 (Haupt)Fachlehrer*innen in 3,5 Jahren gehabt hatte, wechselte ich zum Halbjahr in die Klasse und die Klasse macht es mir durchaus schwer, die "Neue" zu sein. Nach einem Jahr wurde ich - wieder zum Halbjahr - rausgenommen, damit ich eine Paralellgruppe unterrichte. Genauso wie hier: statt der anderen Klasse eine Referendarin zu geben, sollte ich dahin, "meine" Klasse bekam wieder einen Wechsel. 5 Lehrer*innen in 5 Jahren im selben Hauptfach. Beziehungsarbeit geht anders.
    Aber ja, wir sollen unterrichten, doch nicht Beziehungen aufbauen.

  • Vor allem geht es doch darum, dass es Alternativen gibt, die es nicht machen wollen. Dazu noch die Vorstellung, dass man sich ja um die Ausbildung der Quereinsteiger kümmern kann. Und das mit dem Argument, dass man gute Arbeit geleistet hat. Da würde ich mich auch veräppelt vorkommen. Ich glaube nicht, dass sich jemand beschweren würden, wenn man regulär nach zwei/drei Jahren eine Klasse abgibt. Aber wenn jemand kommt und sagt: "Hallo Frau Müller. Sie machen ja immer so gute Arbeit und die anderen Kollegen haben keine Lust auf Klasse 5. Deswegen machen sie das jetzt. Und weil sie sich ja auch sonst so gut engagieren, könnten sie dann gleich die beiden Quereinsteiger einarbeiten."

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