Arbeitszeiterfassung

  • Ich glaube, du hast den Kern der Sache noch immer nicht für dich klar. Dein Dienstherr weist dich bereits jetzt an, deine Arbeitszeiten einzuhalten. Wenn du diese selbständig überschreitest, so begehst du einen Verstoß...nicht dein Dienstherr. Wenn du merkst, dass deine Aufgaben nicht innerhalb der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit zu schaffen sind, hast du bereits jetzt das Gespräch mit dem Dienstherrn zu suchen und zu besprechen, wie Abhilfe möglich ist. Formal ist das auch über eine Überlastungsanzeige möglich. An all diesen Dingen wird sich durch eine verpflichtende statt freiwillige Erfassung der Arbeitszeiten nichts ändern.


    PS: Das einzige, was sich vermutlich wirklich ändert, ist dass der Dienstherr nun noch einmal expliziter über die Einhaltung bestimmter Grenzen (z.B. max. 10 Stunden täglich) belehrt, sich in bestimmten Abständen die Zeiterfassung zeigen lässt und bei Verstößen gegen die Belehrung ermahnt.

    Hi, habe den Beitrag eben erst gelesen und ich glaube, dass du die Sache noch nicht so klar siehst. Ich habe mich bereits beim DH gemeldet per Überlastungsanzeige!! Und, was ist passiert? Nichts. Erstmal habe ich ca. 4 Monate auf ein Gespräch bei der SL gewartet, dann gab es ein Gespräch. Von effizienterer Arbeitsgestaltung war allerdings nicht die Rede. Hierbei wurde allen klar, dass meine AZ überhaupt nicht ausreicht, um die Aufgaben zu schaffen. Das wissen ja alle, nur keiner will es eingestehen. Und genau hierfür ist die Arbeitszeiterfassung wichtig, denn nun wird -wenn die Arbeitszeiterfassung kommt- deutlich werden, dass die Aufgaben in der Zeit (40Stunden) nicht zu schaffen sind. Und da wir wie alle anderen Beamten genau das gleiche Arbeitszeitpensum haben, muss der DH mir halt sagen, dass ich für eine Klassenarbeit nur noch 4 Minuten habe. Das wird dann aber unsinnig, weshalb auch keiner über den Unsinn "größere Effizienz" sprechen wird. Aber, insgesamt glaube ich auch nicht daran, dass die Arbeitszeiterfassung bei uns kommen wird. Das würde zuviel Verwerfung bringen. Dann lieber A13 für alle! Oder....?

  • Ich habe mich bereits beim DH gemeldet per Überlastungsanzeige!! Und, was ist passiert? Nichts.

    Idealerweise ändert sich danach natürlich etwas.

    Im schlechtesten Fall legt die Überlastungsanzeige zumindest die juristische Verantwortung für die Folgen der Überlastung in die Zuständigkeit des Arbeitgebers.

    • Offizieller Beitrag

    Die Sache ist wohl zu komplex um sich schon zu freuen oder zu ärgern.

    Ich gehe erstmal davon aus, dass sie die Erfassung der Lehrerarbeitszeit - die sehr wohl technisch möglich ist - so lange rauszögern werden, wie es nur irgendwie geht. Denn wenn dort Zeiten herauskämen, die eine notwendige Reduzierung der Pflichtstunden zwingend notwendig machen würden (und das deutet sich in bisherigen Studien zumindest an), haben sie die LehrerInnen dafür nicht.

    Also würden sie am bisher nicht gemessenen Teil der AZ herumzubasteln versuchen. Und da kann ich mir, anhand dessen, was ich bisher im Kontakt mit Ministerien erfahren und erlebt habe, einfach beim besten Willen keine Möglichkeit vostellen, wie sie das sinnvoll hinbekommen könnten (also: wollen könnten).


    Es gäbe ja schon sinnvolle Wege, da zumindestens einen Teil der verpulverten Arbeitszeit zu reduzieren: z.B. für den ganzen administrativen und "Bastelkram" Profis an den Schulen einstellen: Leute für die IT, Leute für den Papierkram und die Schülerakten und Leute für's Laminieren und Kopieren. Das habe ich an einer englischen Schule mal genau so erlebt, eine Wohltat. Und die elende (und wenig erhellende) Korrigiererei könnte man auch auslagern (siehe England) und insgesamt deutlich reduzieren. Die immer weiter juristisch aufgeblähte Prüferitis ist ohnehin ein Zeitfresser ohne pädagogischen Sinn.

    WENN das geschähe, fände ich es durchaus sinnvoll als einen Schritt. Allein, mir fehlt der Glaube. Es geht ja der Trend eher zur noch ausdifferenzierteren und hauptsache-juristisch-validierbaren über-Prüferei und Dokumentiererei.


    Was auch spannend wird, wird die Frage der Sonntags- und Nachtarbeit. Ohne die die meisten KuK ja gar nicht hinkommen.

    Ein verwandter Jurist in einer großen Versicherung bekommt - sowohl im homeoffice als auch im Büro - eine Warnung auf den Bildschirm geschickt, nach 7,5 Stunden Arbeit: "Wenn Sie Überstunden machen wollen, wenden Sie sich an die Personalabteilung!" - ich fand den Gedanken ja zuerst sehr schick. Möchte dann allerdings doch gar nicht derart strikt überwacht werden. Ich habe zum Beispiel Schlafprobleme derzeit, HWSbedingt. Ich nutze gerne die 1 bis 2 Stunden, die ich ab und zu hellwach bin, um Mails zu beantworten oder Sachverhalte zu recherchieren, Schreiben aufzusetzen oder sonswas wegzuschaffen. Macht garantiert wieder müde. Die zwei "gewonnenen" Stunden nutze ich am Tag um ins Studio oder zur Physio zu gehen, oder in den Wald. Das schätze ich sehr. Eine Entflexibilisierung meiner Arbeitszeit zwecks Reduzierung der Gesamtzeit würde für mich persönlich nicht notwendig einen Gewinn an Lebensqualität bedeuten (es sei denn es wäre eine deutliche (!) Reduzierung). Schon gar nicht, wenn ich im muffigen Büro im 70igerJahre-Schrottgebäude oder in der arschkalten Schule herumzuhängen verpflichtet würde.


    Und ich denke, dass da noch ein Haken ist: neben der Arbeitszeit ist es eigentlich die ART der Arbeit, die Belastungsintensität, die in unserem Beruf mehr Menschen krank macht, als die reine Quantität. Das zumindestens scheinen die Studien anzudeuten, und/oder die Tatsache, dass z.B. in Hessen 67% der Dienstunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen geschehen und das höre ich auch aus meinen zahllosen Beratungen heraus. Ich kann mir keine sinnvolle Arbeitszeiterfassung ohne eine Arbeitsbelastungserfassung vorstellen. Prinzipiell ist die ja laut Arbeitsschutzgesetz (§5) ohnehin schon lange vorgeschrieben.


    Und wurde auchschon gemacht.

    Die Konsequenzen aus der Erhebung der psychische Belastungsfaktoren zu ziehen, wäre beliebig komplex. Aber wichtig. Denn das variiert nämlich von Schule zu Schule stark - es rangiert von räumlichen, baulichen, technischen Mängeln über strukturelle Mängel, wie mangelnde Transparenz und Wertschätzung, Mobbing/Bossing bis hin zu sozialen Gegebenheiten wie einer "sehr speziellen "Kundschaft" und mangeldner Unterstützung. One size fits all wird es also nicht geben könne, und was anderes haben die Länder bisher nicht drauf. Auch das wird ein dickes Brett zum Bohren...

  • Meike.

    Da sind in der Tat noch dicke Bretter zu bohren. Wir sollten auch versuchen, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass nur zufriedene Lehrer für ihre Kinder eine optimale Hilfe sein können. Das der Grossteil des Kollegiums auf dem Zahnfleisch geht, ist keine wirkliche Unterstützung für die Kinder. Diese. Umstand müssen wir den Eltern langsam Mal klar machen, damit die mit uns auf die Straße gehen. Es geht momentan nur noch darum provisorisch und kurzfristig den Schein zu waren und Löcher zu stopfen. Eine nachhaltige qualitative Unterrichtsversorgung ist so nicht mehr zu gewährleisten. Gerade diese Erkenntnis macht vielen Kollegen psychisch wirklich zu schaffen

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Meike.

    Da sind in der Tat noch dicke Bretter zu bohren. Wir sollten auch versuchen, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass nur zufriedene Lehrer für ihre Kinder eine optimale Hilfe sein können. Das der Grossteil des Kollegiums auf dem Zahnfleisch geht, ist keine wirkliche Unterstützung für die Kinder. Diese. Umstand müssen wir den Eltern langsam Mal klar machen, damit die mit uns auf die Straße gehen. Es geht momentan nur noch darum provisorisch und kurzfristig den Schein zu waren und Löcher zu stopfen. Eine nachhaltige qualitative Unterrichtsversorgung ist so nicht mehr zu gewährleisten. Gerade diese Erkenntnis macht vielen Kollegen psychisch wirklich zu schaffen

    Wie? Einige Kollegen hier im Forum halten es doch für total sinnvoll, Lehrern noch mehr Arbeit aufzuhalsen. Besonders den faulen Gymnasiallehrern. Fünffach differenzierter Unterricht und sechsfach differenzierte Arbeiten sollten schon möglich sein.

    (vgl. Inklusionsthread)

  • Schmidt

    Damit wären wird dann wieder bei Deinem Lieblingsthema Inklusion🤣. Wobei die Gefahr besteht, dass man sich in der Diskussion verzettelt, und damit weder dem einen Thema (Inklusion) noch dem anderen Thema ( Arbeitsbedingungen) gerecht wird. Deswegen an der Stelle zu dem Thema nur soviel: Ein vernünftiger Unterricht in puncto Inklusion erfordert hinreichende Ressourcen sowohl hinsichtlich räumlicher und sachlicher Ausstattung sowie hinreichende Personelle Ressourcen sowohl in quantitativer Hinsicht als auch in fachlicher Hinsicht, was die entsprechende Expertise bei den einzelnen Beeinträchtigungen anbelangt. Diese Anforderungen sind derzeit in keinerlei Hinsicht wirklich erfüllt. Insoweit ist der resultierende Unterricht suboptimal. Das Kolleg:innen dies durch Selbstausbeutung versuchen auszugleichen ist mir bekannt, kann jedoch nicht ernsthaft erwartet werden.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Schmidt

    Damit wären wird dann wieder bei Deinem Lieblingsthema Inklusion🤣. Wobei die Gefahr besteht, dass man sich in der Diskussion verzettelt, und damit weder dem einen Thema (Inklusion) noch dem anderen Thema ( Arbeitsbedingungen) gerecht wird.

    Tschuldigung 😅

  • Im Endeffekt kommt bei einem „öffentlich“ machen nur das raus was alle im Mikrokosmos Schule schon wissen:


    Personalmangelbedingte punktuelle Überlastung.


    Solange sich da politisch keine Änderung ergibt das KMK und ausbildende Unis zusammen arbeiten um praktikable Lösungen zu finden, wird da nichts passieren außer das man weiter schaut das man unqualifizierte Leute schnell rein kriegt um irgendwie das eigene Unvermögen zu verdecken.

    Die großen Statistiken sind zB auch total toll in BRB, sobald man da über einen gewissen Prozentsatz ist was Unterrichtsausfall angeht, wird die Schulleitung zur Sau gemacht und im Zweifel dienstrechtlich belangt. Auch wenn der Unterrichtsausfall an einem großen unterhang und hohem Krankenstand wegen Überlastung liegt dem man aufgrund mangelnder Bewerber nicht abhelfen kann. Hauptsache die Zahlen stimmen halbwegs.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Nix. Das ist so eine Lehrerzimmer Urban Legend.


    Mein ehemaliger Schulleiter war sogar der Meinung die Klausuren müssten erst einmal "reifen" :D

    Ist in SH genau geregelt. Man hat 4 (!) Wochen und Verlängerung durch SL ist möglich. Aber was nützt es, wenn ich sie später zurückgebe, wenn die nächsten 2 Sätze dort liegen und bspw. Noten-Deadlines näherrücken?

  • Auch wenn ich Gefahr laufe, hier weiter zu monologisieren (sorry!):

    Mit großem Interesse habe ich gestern bis heute Morgen um 1.30 Uhr diesen Strang gelesen, da es ein Thema ist, das mich seit meinem Dienstbeginn vor gut 20 Jahren immer wieder umtreibt.


    Einige Fragen/Anmerkungen dazu:

    - In HH hat die Normierung von Aufgaben, die mit Arbeitszeitberechnungen zwingend verbunden zu sein scheint, m. W. insgesamt wenig Entlastung gebracht - wenn überhaupt. Ich habe in schwammiger Erinnerung, dass bspw. für die Korrektur einer Klausur unter 20 Minuten angesetzt sind - und zwar unabhängig davon, ob es sich um Ma, De oder En handelt. Ich möchte nicht die leidige Diskussion um die Korrekturzeiten neu entfachen, da es dazu genug Untersuchungen gibt: Der Korrekturaufwand für eine Mathematikklausur ist nun einmal um ein Vielfaches geringer als für eine des "geisteswissenschaftlichen" Bereichs. Kollegen, die beide Fächer unterrichten und ehrlich sind, wissen das.

    Vielleicht kann jemand aus HH etwas beitragen und mich ggf. korrigieren. Auch wenn das Arbeitszeitmodell nicht das gleiche ist wie die Erfassung von Arbeitszeiten, gibt es m. E. einen logischen Zusammenhang

    - Ist es wirklich rechtskonform, bei verbeamteten Lehrkräften auf eine wöchentliche Arbeitszeit abzuheben? Gerade in SH wird z. B. bei der Genehmigung von Teilzeit explizit auf die sog. unteilbaren Aufgaben, die dennoch wahrzunehmen seien, verwiesen. Es ist damit schon klar, dass man mit TZ überproportional im Verhältnis zu den Bezügen arbeiten muss. Es ist also wieder an den Schulen, Ausgleiche für TZ-Beschäftigte zu schaffen, und das muss bislang von den Kollegen ausgehen, statt dass es als Bringeschuld der Schulleitung verstanden wird (so ist es zumindest bei uns an der Schule). Schade, dass ich meist zu erschöpft und ausgelastet bin, um zu klagen. In SH hat es m. W. noch keine Klage (vgl. auch das "Antidiskriminierungsgesetz" [ ja, das heißt nicht so] von Teilzeitbeschäftigen auf europäischer Ebene) gegeben.

    - Ganz pragmatisch: Angeregt durch diese Diskussion möchte ich meine Arbeitszeit aufzeichnen. In der Vergangenheit habe ich diesbezügliche Vorhaben schnell aufgegeben, weil zu umständlich. Gibt es hier Empfehlungen für eine intuitive und effiziente iPhone-App - vielleicht besonders von denen, die hier geschrieben haben, regelmäßg eine zu nutzen?

    - Ein Dank an die ermunternden Beitragsersteller: Nachdem ich seit Ferienbeginn mit Ausnahme des 24. und 25.12. jeden Tag um die drei Stunden gearbeitet habe, plane ich jetzt, die Vorabiturklausuren erst die übernächste Stunde zurückzugeben, damit ich wenigstens das WE frei habe. Mal sehen, ob ich das schaffe ...

  • Der Korrekturaufwand für eine Mathematikklausur ist nun einmal um ein Vielfaches geringer als für eine des "geisteswissenschaftlichen" Bereichs. Kollegen, die beide Fächer unterrichten und ehrlich sind, wissen das.

    Und nu?

    und das muss bislang von den Kollegen ausgehen, statt dass es als Bringeschuld der Schulleitung verstanden wird

    oder die Lehrerkonferenz muss ein Teilzeitkonzept erarbeiten und verabschieden.


    - Ganz pragmatisch: Angeregt durch diese Diskussion möchte ich meine Arbeitszeit aufzeichnen. In der Vergangenheit habe ich diesbezügliche Vorhaben schnell aufgegeben, weil zu umständlich. Gibt es hier Empfehlungen für eine intuitive und effiziente iPhone-App - vielleicht besonders von denen, die hier geschrieben haben, regelmäßg eine zu nutzen?

    Wieso nicht eine Excel-Tabelle?

  • Aufgrund der sogenannten unteilbaren Aufgaben sollte eine 50%-Stelle zu einem gut unterhälftigen Deputat führen. Dass das nicht der Fall ist und zusätzliche Verwaltungs- und Differenzierungstätigkeiten nicht im Deputat Berücksichtigung finden, zeigt, dass der Bildungspolitik die Rahmenbedingungen unseres beruflichen Handelns nicht wirklich immer bewusst sind. Daher ist A13 für alle ein erster Schritt der Anerkennung, ändert aber nichts an der unverhältnismäßigen Arbeitsbelastung durch Zusatzaufgaben und bei Teilzeit.

  • Nein, das ganze ist bereits geregelt. Aufgrund der unteilbaren Aufgaben müssen die sogenannten teilbaren Aufgaben überdurchschnittlich reduziert werden. Wenn ich also möchte, dass eine 50%-Teilzeitlehrkraft an jeder Konferenz teilnimmt (=unteilbare Aufgabe), dann muss ich sicherstellen, dass sie z.B. weniger als 50% der Aufsichten (=teilbare Aufgabe) einer Vollzeitlehrkraft machen muss, weniger als halb so oft ganztägige Exkursionen (ebenfalls teilbar) durchführen muss o.ä.


    Idealerweise ist das bereits in einem Teilzeitkonzept der Schule umgesetzt, vlt. als Dienstvereinbarung des Personalrats mit der SL. Ansonsten muss das individuell eingefordert werden.

  • Excel-

    Das ist für meinen Geschmack noch nicht einmal die schlechteste Idee👍

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

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