Lehrermangel und Teilzeit

  • Man könnte auch mal provokant andersherum denken:
    Wer seine Ausbildung (Studium plus Ref) in einem Bundesland macht, muss dort auch eine bestimmte Zeit Vollzeit arbeiten. Ansonsten Rückforderung der Ausbildungsaufwendungen.

    Gibt genug examinierte Lehrkräfte, die ins Ausland gehen, da dort bessere Bedingungen herrschen.

    P.S.: Die naheliegend Variante, die Arbeitsbedingungen so gut zu machen, dass keine Abwanderung passiert, scheidet ja anscheinend aus.

  • Ja. Einer der häufigsten Gründe ist tatsächlich „Mein Mann verdient genug“ und das finde ich aus mehreren Gründen nicht „gültig“. Zumindest eine genauere Prüfung wäre hier angebracht

    Verstehe ich nicht. Möchtest du, dass die Antragsstellerin das Einkommen der Gattin offen legen muss, um Teilzeit genehmigt zu bekommen?

  • Nehmen wir mal an, jemand hat wirklich einen sehr vermögenden Partner und sieht den Job weniger als eine Möglichkeit des Einkommenserwerbs, sondern eher als eine Möglichkeit, für ein paar Stunden aus dem Haus zu kommen und mal was Anderes zu sehen! Wäre das wirklich so ein Problem? Oftmals ist die Alternative zu Teilzeit nicht Vollzeit, sondern eher das gänzliche Ausscheiden aus dem Job - und damit wäre letztendlich auch kein Lehrermangel behoben.

  • Solltest du damit nahe legen wollen, dass in NDS ein verpflichtendes AZK kommen sollte, halte ich es deswegen für unwahrscheinlich, da bei der letzten versuchten Erhöhung dem KuMi vorgeschrieben wurde, dass eine Erhöhung zurück genommen werden müsse.

    ???

    Ich habe lediglich geschildert, dass es in NDS solch ein verpflichtendes Arbeitszeitkonto schon einmal gab, und damit auf einen Beitrag von @golum reagiert, der von RLP dasselbe berichtete.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Solltest du damit nahe legen wollen, dass in NDS ein verpflichtendes AZK kommen sollte, halte ich es deswegen für unwahrscheinlich, da bei der letzten versuchten Erhöhung dem KuMi vorgeschrieben wurde, dass eine Erhöhung zurück genommen werden müsse.

    Du verwechselst ein verpflichtendes Arbeitszeitkonto - welches es vollkommen rechtskonform bereits gab - mit der versuchten Erhöhung des Deputats, welche die bereits bestehende Arbeitsbelastung nicht berücksichtigte. Das sind aber zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.

  • Du verwechselst ein verpflichtendes Arbeitszeitkonto - welches es vollkommen rechtskonform bereits gab - mit der versuchten Erhöhung des Deputats, welche die bereits bestehende Arbeitsbelastung nicht berücksichtigte. Das sind aber zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.

    Ah, danke für die "Erhellung"; das wird der Gedankengang sein, den ich nicht nachvollziehen konnte!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Man könnte auch mal provokant andersherum denken:
    Wer seine Ausbildung (Studium plus Ref) in einem Bundesland macht, muss dort auch eine bestimmte Zeit Vollzeit arbeiten. Ansonsten Rückforderung der Ausbildungsaufwendungen.

    Sowohl das Schwerbehindertenrecht, als auch die rechtlichen Vorgaben zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf (z. B. Elternzeit Regelungen) stehen einer solchen Vorgehensweise aus gutem Grund entgegen.

    Letztlich würde man auf dem Weg (Zwangsvollzeit für X Jahre) einfach eine Menge Bewerber:innen abschrecken den Beruf überhaupt zu ergreifen, deren Stunden - auch in Teilzeit - gerade aktuell unverzichtbar sind oder viele Frühpensionäre schaffen, die dem gesundheitlich (sei es durch Vorerkrankungen oder Mehrfachbelastungen) nicht gewachsen wären. Zielführender wäre es, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die es erlauben eine bestimmte Teilzeitquote gesund zu erfüllen, so dass aktuelle TZ- Kräfte Stunden aufstocken können. Das kann eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeuten durch Kinderbetreuung (KiTa/Kindergarten) in der Nähe des Dienstort es, mit an die Schulzeiten angepassten Betreuungszeiten. Auch die Festschreibung der Elternzeit Monate haelftig auf beide Elternteile könnte es unterstützen, dass Lehrerinnen früher wieder mehr Stunden arbeiten, weil von Beginn nicht nur die Frau hauptsächlich beruflich zurücksteckt. Zusätzliches Personal an allen Schulen für außerunterrichtliche Aufgaben würde Lehrkräften ebenfalls mehr Zeit und Kraft für den Unterricht lassen (mehr Schulsozialarbeitsstellen an den Schulen, NaWi-Assistenten für Sammlungsbetreuungen Raumvor- und Nachbereitung, mindestens eine Förderschullehrkraft pro Schule mit ihrem vollen Deputat, Verwaltungsaufgaben abgeben können, Erzieher:innen als Unterstützung sowohl bei Klassenfahrten - damit weniger Lehrkräfte dafür eingeplant werden müssen - als auch zur pädagogischen Kleingruppenbetreuung, um problematische Gruppen im Team dennoch unterrichten zu können, Schulkrankenschwester (m, w, d), zur Entlastung von Lehrkräften/Sekretärin /... bei Verletzungen, Kontrolle der z. B. Läusefreiheit oder Abheilung der Kraetze nach Befall, aber auch für jährliche Checkups der Lehrkräfte zusammen mit dem betriebsaerztlichen Dienst, damit diese dafür keine externen Termine vereinbaren müssen, frei verfügbare Supervisionsangebote für Lehrkräfte in allen Bundesländern, Zugang zu Fortbildungen nicht nur qua Bedarf der Schule, sondern auch, um Interessen zu unterstützen (keine schulinternen Fortbildungsbudgets, sondern Landesbudget), A13 für alle Schularten in allen BL, Beförderungsstellen jenseits der Schulleitung /stellvertretenden SL an allen Schularten in allen BL, einmal jährlich ein Gesundheitstag für alle Lehrkräfte mit Ernährungs- und Bewegungsangeboten, Check-up, etc. (ergänzend zum Pädagogischen Tag), Zuschläge für Wochenendarbeit, Nachtarbeit (Abendschule, Schullandheim,... ) und Bezahlung von Mehrarbeit prinzipiell ab der ersten Vertretungsstunde,...


    Es gäbe zahlreiche Optionen, den Beruf attraktiver zu machen, wäre man bereit dafür Geld in die Hand zu nehmen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Eltern von Kindern bis 18 wird Teilzeit sowieso nicht verweigert werden. Es geht wahrscheinlich um die, die danach nie wieder ins VZ - Arbeiten einsteigen. Und wie man hier immer wieder liest, liegt das daran, dass viele sich das nicht mal mehr vorstellen können, wie das gehen könnte. Da wäre die Ablehnung eines TZ-Antrages eher ein Stoß ins kalte Wasser als der Anlass, den Job zu kündigen.


    Ich halte es aber auch überhaupt nicht für zielführend, eigentlich sollten die Arbeitsbedingungen verbessert werden, nicht verschlechtert. Aber das ist ja dann was für die nächste Legislaturperiode und welche*r Politiker*in sollte schon langfristig planen wollen? :schreck:

  • ... Zusätzliches Personal an allen Schulen für außerunterrichtliche Aufgaben würde Lehrkräften ebenfalls mehr Zeit und Kraft für den Unterricht lassen (mehr Schulsozialarbeitsstellen an den Schulen, NaWi-Assistenten für Sammlungsbetreuungen Raumvor- und Nachbereitung, mindestens eine Förderschullehrkraft pro Schule mit ihrem vollen Deputat, Verwaltungsaufgaben abgeben können, Erzieher:innen als Unterstützung sowohl bei Klassenfahrten - damit weniger Lehrkräfte dafür eingeplant werden müssen - als auch zur pädagogischen Kleingruppenbetreuung, um problematische Gruppen im Team dennoch unterrichten zu können, Schulkrankenschwester (m, w, d), zur Entlastung von Lehrkräften/Sekretärin /... bei Verletzungen, Kontrolle der z. B. Läusefreiheit oder Abheilung der Kraetze nach Befall, aber auch für jährliche Checkups der Lehrkräfte zusammen mit dem betriebsaerztlichen Dienst, damit diese dafür keine externen Termine vereinbaren müssen, frei verfügbare Supervisionsangebote für Lehrkräfte in allen Bundesländern, Zugang zu Fortbildungen nicht nur qua Bedarf der Schule, sondern auch, um Interessen zu unterstützen (keine schulinternen Fortbildungsbudgets, sondern Landesbudget), A13 für alle Schularten in allen BL, Beförderungsstellen jenseits der Schulleitung /stellvertretenden SL an allen Schularten in allen BL, einmal jährlich ein Gesundheitstag für alle Lehrkräfte mit Ernährungs- und Bewegungsangeboten, Check-up, etc. (ergänzend zum Pädagogischen Tag), Zuschläge für Wochenendarbeit, Nachtarbeit (Abendschule, Schullandheim,... ) und Bezahlung von Mehrarbeit prinzipiell ab der ersten Vertretungsstunde,...

    Klingt zwar nett, aber ich vermute, Gesundheitstag und Schullandheimaufenthalte sind nicht das, was Abiturient*innen auf dem Schirm haben, wenn sie sich für einen Studiengang entscheiden.


    Ich schrieb schon mal im anderen Thread, dass man eigentlich die befragen müsste, die man gewinnen will. Ich denke, kleine Klassen und sanierte Schulen, in denen man ausflippende Kinder per Telefonanruf abholen lassen darf, wären von Vorteil. Irgendwie so schöne Schulen wie in Skandinavien mit Konzepten, W-LAN und Waschbecken schweben mir vor.

  • Ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr schwer ist, plötzlich vollzeit zu arbeiten, wenn man 18 Jahre (oder länger bei mehreren Kindern) teilzeit gearbeitet hat. In der Regel ist man da auch nicht mehr sooooo jung (was nicht bedeutet, dass man ALT ist), also nicht unbedingt in dem Alter, dass man plötzlich belastbarer wird. Ich glaube kaum, dass viele Menschen mit 50 Jahren auf einmal mehr arbeiten möchten, eher umgekehrt.

  • Sowohl das Schwerbehindertenrecht, als auch die rechtlichen Vorgaben zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf (z. B. Elternzeit Regelungen) stehen einer solchen Vorgehensweise aus gutem Grund entgegen.

    Das könnt man ja mit Attest oder ähnlichem Regeln.

    Dass wir in BW jedes Jahr jede Menge ausgebildete Lehrkräfte an die Schweiz verlieren, die mit Geld wedelt, ist schon echt ein Eigentor.

  • Dass wir in BW jedes Jahr jede Menge ausgebildete Lehrkräfte an die Schweiz verlieren, die mit Geld wedelt, ist schon echt ein Eigentor.

    Das ist der Nachteil des globalen Wettbewerbs. Deutschland wirbt ja im Gegenzug ja auch Fachkräfte aus anderen Ländern ab.

  • Ich finde es völlig legitim, dass es Kollegen gibt, die schlichtweg keinen Bock auf Vollzeit haben, weil sie ihre Lebenszeit lieber mit anderen Dingen füllen. Das zu verwehren, empfinde ich als ziemlich übergriffig ins Leben seiner Bediensteten. So, wie die Lage ist, sollen die Länder sich doch besser über jeden freuen, der bereit ist, in diesem Sektor seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. In welchem Umfang auch immer.

  • ChatGPT greift halt aui alle 'Erfahrungen' im Netz zurück.

    Also hat ChatGPT nichts anderes gemacht als die SWK. Einfach mal ein paar Sachen zusammengeschreiben. Was denn auch sonst?


    Welcher dieser Tipps hilft denn nun gegen den akuten Lehrerinnenmangel? Dieser etwa:


    Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs durch eine höhere Wertschätzung und
    Anerkennung in der Gesellschaft

    Klingt danach, als wenn man das bis nächste Woche umsetzen kann und wir die Hütte nach den Frühjahrsferien voll haben mit Berwerberinnen.


    Vieles ist nur Blabla:

    [...] Einsatz von Technologien in Schulen

    Wenn man da jetzt noch 20 Seiten Text aus dem Phrasomaten drumrum schnabbelt, hat man eine tolle Empfehlung. Genau so wird es die SWK gemacht haben.


    Es gibt keine guten Ideen dagegen, dass in der Vergangenheit zu wenig Lehrerinnen ausgebildet/angeworben wurden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Es gibt doch eigentlich nur fünf wirkliche Stellschrauben:


    1. Die Gesamtarbeitszeit wird erhöht (z.B. von den in BW vorgesehenen 1800 Stunden auf 1900 Stunden bei VD).

    2. Teilzeit wird beschränkt (einige arbeiten mehr).

    3. Die Eintrittshürden in den Beruf werden gesenkt.

    4. Die Arbeitszeit bleibt gleich, die Aufgaben werden aber anders verteilt (höheres Deputat bei gleicher Gesamtarbeitszeit).

    5. Die Kontingentstundentafel wird geändert, so dass Schülerinnen und Schüler weniger Unterricht bekommen.


    Alles andere ist nur Beiwerk.

    Edit: 6. Pensionsalter deutlich anheben.

  • Und natürlich langfristig mehr Studenten, die ein gefragtes Lehramtsstudium (Der Bedarf hängt ja immer noch sehr von den gewählten Fächern/Schulform ab.) aufnehmen. Im Grunde müsste man mal schauen, was junge Leute bevorzugt als Ausbildungsberufe/Studiengänge wählen und prüfen, ob man hier die Kapazitäten beschränken kann, um im Gegenzug mehr Aufmerksamkeit hin zu Mangelbereichen zu lenken.

  • Und natürlich langfristig mehr Studenten, die ein gefragtes Lehramtsstudium (Der Bedarf hängt ja immer noch sehr von den gewählten Fächern/Schulform ab.) aufnehmen. Im Grunde müsste man mal schauen, was junge Leute bevorzugt als Ausbildungsberufe/Studiengänge wählen und prüfen, ob man hier die Kapazitäten beschränken kann, um im Gegenzug mehr Aufmerksamkeit hin zu Mangelbereichen zu lenken.

    Das dauert dann ca. 10 Jahre. Bis das dann spürbar in den Schulen ankommt eher 15 Jahre.

    Habe oben noch Punkt 6 vergessen: Pensionsalter deutlich anheben.

  • Die Kontingentstundentafel wird geändert, so dass Schülerinnen und Schüler weniger Unterricht bekommen.

    Finde ich teilweise sogar sinnvoll. Ich unterrichte Klassen, die teilweise 10 Unterrichtsstunden ohne wirkliche Pause am Stück haben. Wie produktiv es ist, da die 7/8 oder 9/10 zu machen, kann sich wohl jeder denken. Gefühlt ist fast alles, was über 6 Stunden hinausgeht, relativ unproduktiv und wird eher gemacht ums gemacht zu haben. Auch wenn ich an mich selbst denke: Nach 6 Stunden ist die Luft raus. Warum also nicht direkt Feierabend für alle nach der 6. und sich die unproduktiven Stunden sparen. Auch würde ich radikal Fächer zusammenstreichen, zumindest je nach Bildungsgang. Um mal als x-beliebiges Beispiel die Frisör-Azubis zu nennen - warum bündelt man da nicht einfach Politik und Wirtschaft In eine Stunde pro Woche. Und Sport, Kunst, Religion wechselweise nach Ausbildungsjahr. Wenn man genug Personal hat, dann gerne mit mehr Stunden. Aber solange die Alternative ist, dass überarbeitetes Personal noch mehr arbeiten muss, sollte man dann doch eher die Stundentafel kürzen. Bundout bedingter Unterrichtsausfall ist ja auch eine Stundentafelkürzung, nur auf Kosten der Gesundheit und nicht planbar, was wieder nur Mehraufwand für andere bedeutet

Werbung