Freitagsgebet als Lehrer

  • Danke Plattenspieler

    So wie du schreibst, erlebe ich es und habe es erlebt. Frauen machen mitunter etwas mehr als früher (zB durften nicht immer Mädchen Ministranten -Messdiener? - sein), aber die wichtigen rituellen Handlungen bleiben Männern vorbehalten.

  • Also i.d.R. werden verschiedene traditionelle Strömungen bei den Evangelen genannt: Lutheraner, Reformierte, Unierte, Pietisten, Methodisten, ...

    Wenn man jetzt sagt, dass diese ja noch keine Traditionen sind, weil sie noch nicht alt genug sind, dann könnte man ggf. das gleiche bei den Katholiken machen; die gibt es ja auch noch nicht so besonders lange, wenn man es mal mit Hinduismus, Buddismus, Judentum, ... vergleicht.

  • Also i.d.R. werden verschiedene traditionelle Strömungen bei den Evangelen genannt: Lutheraner, Reformierte, Unierte, Pietisten, Methodisten, ...

    Wenn man jetzt sagt, dass diese ja noch keine Traditionen sind, weil sie noch nicht alt genug sind, dann könnte man ggf. das gleiche bei den Katholiken machen; die gibt es ja auch noch nicht so besonders lange, wenn man es mal mit Hinduismus, Buddismus, Judentum, ... vergleicht.

    Man könnte das "traditionell" innerhalb des Christentums auch noch auf eine andere Art verstehen: Katholiken, Orthodoxe und Altorientale beziehen explizit die "Tradition" (apostolische Überlieferung) als Quelle der Offenbarung neben der Bibel mit in den Glauben ein. Apostolische Sukzession u. ä. spielen ebenfalls eine größere Rolle.

    Die verschiedenen Strömungen innerhalb des Protestantismus hingegen berufen sich hingegen auf "sola scriptura" (wovon sie jedoch auch unterschiedliche Ansichten und Interpretationen verfolgen).

    Aber wie gesagt: Es war blöd von mir formuliert. Natürlich haben auch die evangelischen Kirchen eine Tradition (bzw. verschiedene Traditionen).

  • Aber die evangelische Kirche ist nun einmal im Verhältnis gesehen relativ jung und hat im Gegensatz zu katholischen, orthodoxen oder altorientalischen Kirchen keine Ursprünge in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten.

    Warum sollte die evangelische Kirche keine Ursprünge in den ersten Jahrhunderten haben? Die evangelische Kirche ist ja nicht von den Reformatoren erdacht, sondern lediglich in wenigen Aspekten verändert worden.

    Interessant auch, dass die anderen Kirchen als „katholisch“ gewertet werden, die Spaltung erfolgte auch nicht in den ersten Jahrhunderten, wird aber - warum auch immer - anders beurteilt und nicht als Trennung vom Urchristentum gewertet?

    Vielmehr sehe ich, dass die evangelischen Kirchen sich stark am Urchristentum orientieren und auf Dogmen und Regeln verzichten, die erst später eingesetzt wurden.

    Bei den Alt-Katholik:innen gibt es seit den 80ern Priester:innen.

  • Im April gab es einen Fall vor dem Freiburger Verwaltungsgericht. Dabei war von den Klägern zuvor explizit ausgeführt worden, dass bereits das Betreten des Schwimmbads in ihrem Glauben eine Todsünde sei. Ich habe die Urteilsbegründung dazu noch immer nicht gefunden und lesen können, klar ist aber, dass auch in diesem Fall zumindest aus Sicht des VG FR die Schulpflicht in der Abwägung höher zu bewerten ist.

    Inzwischen gibt es eine Begründung.

    https://share.google/ldXsnz73sgtlOtcap

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Moin,

    ich hab eigentlich Infos zur A13-Anpassung gesucht, bin aber beim Lesen hier hängen geblieben...

    Die Ausgangsfrage wurde ja schon klar beantwortet: Es gibt keine Garantie, dass man freitags frei bekommt.

    Mir fällt als Lösung/ Kompromiss Folgendes ein:
    War es nicht einmal geplant (zumindest in NRW), islamischen Religionsunterricht anzubieten? Ich könnte mir vorstellen, dass dieser gezielt auf den Freitag gelegt wird. So hätten muslimische SchülerInnen (hier ist das Innen besonders wichtig) die Möglichkeit, dem Freitagsgebet nachzugehen. Es wurde bereits erwähnt, dass dafür keine Moschee notwendig ist, sondern ein „Raum der Stille“ ausreichen würde. Eigentlich würde sogar der Klassenraum ausreichen. Das halte ich für eine praktikable Lösung. "Raum der Stille" o.ä. wäre vllt. auch ohne Religionsunterricht möglich.

    Das Freitagsgebet kann auch in 20 Minuten abgehalten werden kann, wenn man sich auf die Pflichtteile beschränkt und die Hutba (Predigt) kurz hält. Also selbst in einer großen Pause möglich. Die Gebetszeit ist zudem flexibel.

    In meiner Heimatstadt war eine Moschee sehr anpassungsfähig: Viele Gläubige arbeiteten beim örtlichen Automobilkonzern (die haben ein Logo, was an Hippies erinnert) und hatten erst um 14 Uhr Feierabend. Die Moschee reagierte darauf mit angepassten Gebetszeiten. Es funktioniert, wenn man wirklich Lösungen sucht und nicht seine Vorstellungen durchdrücken möchte! Aber eigentlich möchte ich mich zu diesen theologischen Fragen nicht äußern, da das eine Sackgasse ist.

    Alsooo, dann vllt noch aus meinem Alltag. Bei uns arbeiten viele Lehrkräfte mit türkischem Hintergrund, einige tragen auch Kopftuch. Religiöse Fragen waren bisher kein Thema. Man merkt es eher indirekt – etwa an Bayram, wenn Baklava statt Schwarzwälder Kirschtorte im Lehrerzimmer steht oder türkischer Tee neben der Kaffeemaschine gekocht wird. Das liegt aber an den Türken! Ich stelle die These auf, dass das Islamverständnis von Türken, Bosniern usw. ein anderes ist als das von Marokkanern oder Syrern. Das wurde auch hier durch den Hinweis, wie das Leben in verschiedenen Ländern während des Freitagsgebets organisiert ist, angesprochen.
    Durch die heterogene gesellschaftliche Zusammensetzung werden solche Fragen künftig häufiger auftreten. Ich bin strikt dagegen, einzelnen religiösen Überzeugungen oder Befindlichkeiten Sonderregeln einzuräumen.

    Warum sollte nur das Freitagsgebet berücksichtigt werden? Was ist mit religiösen Feiertagen – auch frei? Ein Tag oder gleich mehrere? Und Ramadan – Kurzstunden aus Rücksicht? Es gibt zudem weitere Feiertage wie Kandil, die nur von bestimmten muslimischen Gruppen begangen werden. Was ist mit Aleviten? Haben die nicht ganz andere Vorstellungen und damit andere Wünsche? Schwimmunterricht? Schulkiosk – bleibt der freitags geschlossen, weil der externe Betreiber Muslim ist oder während des Ramadans? Belächelt mich mein Kollege/ meine Kollegin meinen Unterricht, weil ich die Evolution unterrichte?! Und ein wichtiger Punkt wurde glaube ich noch gar nicht angesprochen.
    In der Türkei ist es in vielen Regionen kein Problem, zur Mittagszeit nicht in die Moschee zu gehen oder während des Ramadans öffentlich zu essen. In arabischen Ländern – und auch an Schulen in NRW mit einer stark konservativ geprägten, noch wenig reflektierten Schülerschaft – kann das zu enormen sozialem Druck und Spannungen, sowohl in der Schülerschaft als auch im Kollegium führen.

    Sooo kann ich mich ab nächstem Jahr nun direkt auf A14 bewerben, wenn ich im August 26 nun offiziell und ohne Einschränkungen A13 bin?! Wäre schon bissel ungerecht, aber wie war das? Jeder guckt nach sich, dann ist an alle gedacht.

  • War es nicht einmal geplant (zumindest in NRW), islamischen Religionsunterricht anzubieten? Ich könnte mir vorstellen, dass dieser gezielt auf den Freitag gelegt wird.

    Das hört sich beim ersten Lesen charmant an.

    Diese Lösung ist jedoch insofern relativ unwahrscheinlich, als dass Religionsunterricht in der Regel in einem Band mit Koppeln liegen wird (Mehrere klassenübergreifende Reli+PP-Gruppen.) Das heißt, da hängen viele Lehrer dran. Dazu kommt dann noch, dass es dieses Band in jedem Jahrgang gibt. Das wird man aus stundenplantechnischen Gründen in der Regel nicht auf einen festen Tag zwingen. Man wird sicher nicht den ganzen Stundenplan um ein Religionsband herum erstellen. Es wird auch keine Schule genügend Lehrer der entsprechenden Fachrichtungen haben, um es gar für alle Jahrgänge auf eine Zeit zu setzen.

  • Das hört sich beim ersten Lesen charmant an.

    Diese Lösung ist jedoch insofern relativ unwahrscheinlich, als dass Religionsunterricht in der Regel in einem Band mit Koppeln liegen wird (Mehrere klassenübergreifende Reli+PP-Gruppen.) Das heißt, da hängen viele Lehrer dran. Dazu kommt dann noch, dass es dieses Band in jedem Jahrgang gibt. Das wird man aus stundenplantechnischen Gründen in der Regel nicht auf einen festen Tag zwingen. Man wird sicher nicht den ganzen Stundenplan um ein Religionsband herum erstellen. Es wird auch keine Schule genügend Lehrer der entsprechenden Fachrichtungen haben, um es gar für alle Jahrgänge auf eine Zeit zu setzen.

    Hi, leuchtet ein. Ich persönlich bin sowieso dagegen religiösen Befindlichkeiten in diesem Umfang entgegenzukommen, da dies meiner Ansicht nach zu einer unüberschaubaren Ausweitung führen wird. Mir ging es nur darum, dem TE einen persönlichen Lösungsansatz anzubieten, da das Land islamischem Religionsunterricht zugestimmt hat. In der Praxis stelle ich mir diesen Unterricht schwierig vor, aber das ist ein anderes Thema.

  • Ich bin jetzt nur mal im Bildungsplan von BW, Klassenstufen 1/2:

    Da finden sich folgende Kompetenzformulierungen.

    Evangelische Religionslehre:

    Zitat

    For­men mit­ge­stal­ten, in de­nen Men­schen sich an Gott wen­den (zum Bei­spiel Va­ter­un­ser, an­de­re Ge­be­te, Psalm­ver­se, Lied, Tanz, Stil­le)

    Zitat

    re­li­giö­se Ri­tua­le im Un­ter­richt be­zie­hungs­wei­se Fes­te und Fei­ern im Schul­jahr mit­ge­stal­ten

    Katholische Religionslehre:

    Zitat

    spi­ri­tu­el­le Ele­men­te wie Ri­tua­le, freie und über­lie­fer­te Ge­be­te re­flek­tiert ge­stal­ten

    Altkatholische Religionslehre:

    Zitat

    mit­voll­zie­hen, dass Chris­ten ih­ren Glau­ben an Gott im Va­ter­un­ser, in Ri­tua­len und Lie­dern aus­drü­cken

    Zitat

    spi­ri­tu­el­le Ele­men­te, Ri­tua­le, über­lie­fer­te und freie Ge­be­te krea­tiv mit­ge­stal­ten

    Zitat

    aus­ge­hend von ei­nem zen­tra­len Fest im Kir­chen­jahr Ri­tua­le, lit­ur­gi­sche Sprach- und Aus­drucks­for­men mit­ge­stal­ten

    Für die syrisch-orthodoxe Religionslehre finden sich - zumindest auf den ersten Blick - dieselben Formulierungen wie für die altkatholische Religionslehre.

    Und auch im Bildungsplan für die islamische Religionslehre sunnitischer Prägung heißt es für die Klassenstufen 1/2:

    Zitat

    un­ter­schied­li­che Ge­bets­wei­sen in ih­rem täg­li­chen Le­bens­ab­lauf und Um­feld er­ken­nen und ih­re ei­ge­nen Bitt­ge­be­te for­mu­lie­ren

    Zitat

    die ri­tu­el­le Wa­schung voll­zie­hen und die Wich­tig­keit von Sau­ber­keit und Rein­heit (kör­per­lich wie see­lisch) er­ken­nen

    Für die Klassenstufen 3/4 heißt es hier sogar noch expliziter:

    Zitat

    ver­schie­de­ne Ar­ten des Ge­bets (Ri­tual­ge­be­t/Sa­lah – Bitt­ge­be­t/Dua) un­ter­schei­den und nach ih­ren je­wei­li­gen Re­geln aus­füh­ren (Ge­bets­hal­tun­gen, Ge­bets­zei­ten, Ge­bets­rich­tung, Ge­bets­wa­schung, Su­re al-Fa­ti­ha und an­de­re)

    Zitat

    das Bitt­ge­bet (Dua) als Ver­bin­dung zu Gott an­neh­men und aus­füh­ren


    Quelle: https://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite

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