Lehrer nicht mehr Beamte?

  • Habt ihr Verträge unterschrieben, die euch immer für ein ganzes Schuljahr binden - oder habt ihr die normale Kündigungsfrist und könnt jederzeit kündigen und wechseln, falls euch die "Arbeit nicht mehr schmeckt"?

    Normale Kündigungsfristen waren es bei mir.


    Vielleicht hast du den Unterschied nur noch nicht am eigenen Leib gespürt.

    Ich sehe da keinen großen Unterschied, außer die ca. 1000 Euro im Monat weniger Netto (bei Teilzeit, Vollzeit wäre es etwas weniger)

    Das entscheidende scheint hier aber die Privatschule zu sein. Als Angestellter im ÖD bist du recht gut geschützt und würdest ebenso einfach versetzt werden.

    Selbst das geht als Angestellter nicht ganz einfach. Wir hatten ja einen Kollegen an der Schule, den das Land loswerden wollte, das war mit Versetzung und dann trotzdem allem sehr sehr schwierig.


    Natürlich ist man als Angestellter im Öffentlichen Dienst gut und auch auf Dauer relativ gut abgesichert. Die Wahrscheinlichkeit, dass einem angestellten Lehrer mit einem unbefristeten Vertrag plötzlich gekündigt wird, ist eher gering.

    Aber natürlich nicht ausgeschlossen.

    Naja, in vielen BUndersländern eigentlich ausgeschlossen, weil es ja viel zu wenig Lehrer gibt.

  • Hier würde mich trotzdem zum Vergleich interessieren, wie viel deine Freundin in der KH-Apotheke verdient!

    Firelilly Da schließe ich mich an. Ich kenne auch einige Apotheker/Innen, auch im Krankenhausbereich, und von denen verdient niemand Netto ansatzweise das, was eine Lehrkraft hat. Wer´s nicht glaubt, schaue sich einfach mal den Tarifvertrag für Apotheken an. Selbst bei außertariflicher Bezahlung (was zumindest in Krankenhäusern aufgrund des Kostendrucks eher selten vorkommen dürfte), kommt man nicht an Lehrkräftegehälter ran.

  • Der Vergleich passt aber auch überhaupt nicht, da die meisten Mitarbeiterinnen in Apotheken keine Studierten Pharmakologen sind, sondern meist PTAs oder PKAs mit einer Ausbildung.

    Studierter Pharmakologe (AKA Apotheker) muss meines Wissens nach nur der Inhaber sein, und der ist meist selbständiger Betreiber der Apotheke und die erwirtschaften im Durchschnitt einen Jahresgewinn von etwa 200k €.

  • Ich halte diese Gejammer die Höhe unseres Gehaltes betreffend auch für ziemlich schwierig und frage mich dann immer wieviel man eigentlich in der freien Wortschaft so verdient.

    Als ich letztens einem Freund eröffnet habe, was ich in A14 mit 4 Kindern raushabe, war seine Antwort nur, dass er und seine Frau das nicht zusammen haben. Und er ist bei einem Metallarbeitgeber aus dem Süden angestellt und sie bei der örtlichen Sparkasse. Die dürften beide recht gut verdienen.
    Der Kämmerer unserer Gemeinde (31k Einwohner) teilt mir immer wieder gerne mit, dass Amtsleiter bei uns A13 bekommen.

  • Der Vergleich passt aber auch überhaupt nicht, da die meisten Mitarbeiterinnen in Apotheken keine Studierten Pharmakologen sind, sondern meist PTAs oder PKAs mit einer Ausbildung.

    Studierter Pharmakologe (AKA Apotheker) muss meines Wissens nach nur der Inhaber sein, und der ist meist selbständiger Betreiber der Apotheke und die erwirtschaften im Durchschnitt einen Jahresgewinn von etwa 200k €.

    Ich meinte explizit nicht die PTAs und PKAs, sondern die von Firelilly ins Spiel gebrachten Krankenhausapotheker. Diese sind nicht selbständig.

    Falls im Übrigen nur der Inhaber approbierter Apotheker ist, darf die Apotheke auch nur in seiner Anwesenheit offen sein. Daher haben die meisten Apotheken auch zusätzlich angestellte Apotheker.

  • sind ja auch nicht einheitlich.

    Ach, wirklich?

    Wobei du der Ehrlichkeit halber die 4 Kinder rausrechnen solltest. Die sind ja ein nicht unwesentlicher Teil deines Gehalts.

    Für einen Direktvergleich von Single-Gehältern sollte man das sicher tun. Für einen persönlich spielt das allerdings durchaus eine große Rolle bzgl. der Attraktivität des Berufs, gerade bei euch in NRW. Diese Zuschläge haben die Angestellten nämlich schlicht nicht.

  • Außer bei Leuten, die es verdient haben (und selbst da schützt der Lehrermangel einen stark

    Das mag momentan so sein. Wobei in Ba-Wü der Ausschlag bereits wieder in die andere Richtung geht - besonders im Gymnasialbereich. Durch die Rückkehr zu G9 werden interessanterweise nicht mehr, sondern weniger Lehrer benötigt. Über die nächsten Jahre - bis zur vollständigen Umstellung - sind im "Aufwuchs" pro Schuljahr weniger Wochenstunden - und damit weniger Lehrkräfte - notwendig, weil der LP nun auf 9 Jahre gestreckt wird.

    Beim Lehrerbedarf gilt der "Schweinezyklus". Es wechselt periodisch von Unterversorgung zu Überangebot. Als ich mein Ref abgeschlossen hatte, galt der Spruch: "Du hast keine Chance, aber nutze sie." Eine Direkteinstellung gab es nur für 1,0-Kandidat:innen. Ich musste meinen Lebensunterhalt mit verschiedensten Tätigkeiten verdienen, bis ich an einer kirchlichen Schule für Erziehungshilfe eine Anstellung gefunden habe. Studienkolleg:innen hatten sich komplett vom Schuldienst verabschiedet, sind im Handwerk, an VHS u.v.a.m. gelandet.
    Man sollte sich auf den "Schutz des Lehrermangels" nicht auf Dauer verlassen. Auch die "Pensionierungswelle" ebbt bald ab.

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  • Man sollte sich auf den "Schutz des Lehrermangels" nicht auf Dauer verlassen. Auch die "Pensionierungswelle" ebbt bald ab.

    Ich denke, da kann man sich darauf verlassen und wie gesagt, selbst wenn nicht, braucht es eine gute Begründung, warum im öD ein Angestellter der unbefristet eingestellt ist, gekündigt wird.

    Hier müssen sie gerade viele Grund- und Oberschulen bauen, weil die Schulplätze nicht reichen (sowohl Berlin als auch Brandenburg), da ist noch lange nicht mit einem Überangebot an Lehrern zu rechnen, zumal sie hier ja immer noch viele Quereinsteiger nehmen, um das überhaupt abzudecken oder auch befristete Leute in Form von Studenten usw. also da ist noch viel viel Luft bis da jemand gekündigt werden kann, weil zuviele Lehrer da sind.

  • Der Schweinezyklus galt in vergangenen Zeiten, als ein Überangebot immer mehr nachwachsender Arbeitskräfte sich einen Weg in scheinbar lohnende Berufswege suchen musste und die dann in regelmäßigen Zyklen wechselten. Im Lehramt ist das schon seit 20 Jahren vorbei, es gibt Zeiten und Schulformen, bei denen mal weniger Bedarf besteht aber ganz grundsätzlich werden Lehrkräfte in den letzten 20 Jahren gebraucht. Und daran wird sich auch absehbar nichts ändern, weil der demographische Wandel nun mal so ist, wie er ist und Lehrkräfte so ziemlich der letzte Bereich ist, in dem man mit zugewanderten Fachkräften irgendwas reißen könnte.

  • PS: Dass der Schweinezyklus bei Lehrkräften nicht mehr existiert sieht man zum Beispiel daran, dass die Zahl der Studienanfänger im Lehramt seit Jahren rückläufig ist obwohl die Zahl der Studienanfänger gleichzeitig steigt. Trotz der im Vergleich sehr guten Chancen eine Stelle zu bekommen, gilt Lehramt insgesamt bei Berufseinsteigern nicht als attraktiv. Arbeitsplatzsicherheit alleine genügt heute nicht mehr.

  • Bei einem Arbeitgeber dieser Größe werden betriebsbedingte Kündigungen quasi fast unmöglich. Bedingung wäre nämlich, dass tatsächlich Personal in erheblichem Umfang abgebaut werden müsste. Neueinstellungen wären für einen lângeren Zeitraum im ganzen Bundesland quasi nicht möglich. Denn jede Neueinstellung würde bei jedem Kündigungsschutzverfahren vom Arbeitsgericht als Beleg gewertet, dass die Kündigung nicht gerechtfertigt ist. Insoweit ist die Anstellung als tarifbeschäftigte Lehrkraft schon ein sehr sicheres Arbeitsverhältnis.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Wen es interessiert, mal in eine Welt jenseits des Beamtentums reinzuschnuppern, und wer dafür in der unterrichtsfreien Arbeitszeit ein Stündchen investieren mag, dem empfehle ich nachfolgend verlinkten Radiobeitrag vom letzten Donnerstag:

    https://www1.wdr.de/mediathek/audi…eisten-100.html

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)

    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Zu Ausgangspunkt von obiger Diskussion hab ich grad ne ebenso interessante Parallele gefunden, die die Sommerloch-Theorie untermauern könnte:

    https://www.der-postillon.com/2016/07/zebras…n-autobahn.html

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)

    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)


  • Man sollte sich auf den "Schutz des Lehrermangels" nicht auf Dauer verlassen. Auch die "Pensionierungswelle" ebbt bald ab.

    In welchem anderen Bereich sollte es denn diesen Schutz geben?
    WARUM sollte es denn einen Schutz für Menschen geben, die nichts leisten? Wie chemikus08 sagt: auch Angestellte haben Rechte und einfach so kündigen geht nicht.
    MIR wäre es tatsächlich lieber, ich könnte mir bewusst meine Schule aussuchen, ein paar Jahre woanders und dann zurück. ich bin mir aber auch bewusst, dass es Leute gibt, die diesen Job nur machen, weil sie verbeamtet sind. (also den ansonsten nicht machen würden). Und ich rede nicht über das Netto-Geld, sondern über den Rest.
    Aber es ist hier eine Diskussion und sie lebt für gewöhnlich von verschiedenen Positionen.

  • Ich denke, da kann man sich darauf verlassen und wie gesagt, selbst wenn nicht, braucht es eine gute Begründung, warum im öD ein Angestellter der unbefristet eingestellt ist, gekündigt wird.

    Wie Wolfgang schreibt, die Zahlen aus BW sind schon sehr ernüchternd, insbesondere im Gymnasium. 2023 gab es 1500 Bewerber für 900 Stellen, 2024 1400 Bewerber für 700 Stellen und 2025 1300 Bewerber für 500 Stellen, die meisten davon allerdings an Gesamtschulen. (Alle Zahlen gerundet). Die nächsten 6 Jahre wird es zumindest in BW am Gymnasium sicher keinen Lehrermangel geben.

  • Das ist aber seit langem bekannt, mindestens seit der Zeit meines Studiums (eher länger), dass Gymnasiallehramt - mit Ausnahme einzelner Fächer - deutlich überbelegt ist. Das ist nicht nur die Rückkehr zu G9. Wer es in den letzten 20 Jahren studiert hat, hat das in diesem Wissen getan.

  • Wie Wolfgang schreibt, die Zahlen aus BW sind schon sehr ernüchternd, insbesondere im Gymnasium. 2023 gab es 1500 Bewerber für 900 Stellen, 2024 1400 Bewerber für 700 Stellen und 2025 1300 Bewerber für 500 Stellen, die meisten davon allerdings an Gesamtschulen. (Alle Zahlen gerundet). Die nächsten 6 Jahre wird es zumindest in BW am Gymnasium sicher keinen Lehrermangel geben.

    es ist in einzelnen Fächern auch in den von mir oben genannten Ländern so und trotzdem werden nicht Ältere durch Jüngere (günstiger) ausgetauscht.
    Zur Zeit hat der Staat / das Land das Monopol. Bei einem System mit einzelnen Schulen wäre es anders.

    Und ehrlich gesagt: Ich bin sicher, viel mehr Menschen würden eine Gesamtschule im Ruhrgebiet (anstatt Arbeitslosigkeit) in Erwägung ziehen, wenn sie wüssten, sie könnten sich jedes Jahr wieder wegbewerben und durch ihre bisherige Erfahrung auch gegen frische Absolvent*innen punkten.
    Wie jemand schon schrieb: die vermeintlichen Vorteile sind nicht nur auf unserer Seite. Dem Land gefällt die Situation, darauf zu spekulieren, dass genug Leute sich fangen lassen. Nur kippt gerade die Situation auch, wo genug Menschen sagen: "Nö, nicht in diesen Arbeitsbedingungen".

  • Die nächsten 6 Jahre wird es zumindest in BW am Gymnasium sicher keinen Lehrermangel geben.

    ---und in sechs Jahren wird dann jeder genommen, der eine Kreide halten kann.

    Das ist aber seit langem bekannt, mindestens seit der Zeit meines Studiums (eher länger), dass Gymnasiallehramt - mit Ausnahme einzelner Fächer - deutlich überbelegt ist. Das ist nicht nur die Rückkehr zu G9. Wer es in den letzten 20 Jahren studiert hat, hat das in diesem Wissen getan.

    Das entspricht nicht ganz meiner Wahrnehmung (Erstes Examen 2005). Damals und in den Folgejahren konnten wir uns - auch jenseits der Mangelfächer - unsere Stellen quasi aussuchen: eine Kollegin wollte nach Heidelberg und konnte ein Angebot aus Mannheim bedenkenlos ausschlagen, andere hatten bereits vor der ersten Lehrprobe eine Stellenzusage. Das hat dann erst ab 2010/12 nachgelassen, mit einigen kuriosen Ausschlägen bei der Nachfrage.

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