Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Ziemlich sinnlos ist im übrigen die wiederkehrende Argumentation "An meiner Schulform / an meiner Klasse / in meinem Kollegium gibt es das Problem xyz, also kann das ganze nicht funktionieren".

    Für die nächsten 12 Wochen wird es eine Millionen verschiedenster kleiner und großer Probleme geben. Viele kann man mit Pragmatismus vor Ort lösen, viele andere auch nicht. Da wir man dann andere Wege finden. In einigen Fällen gibt es sicher auch keine Lösung, da muss dann vielleicht auch Schule im Einzelfall weiter ausfallen.

    Auf die große, allumfassende Lösung von oben, braucht man auf jeden Fall nicht zu warten.

  • Das ging mir auch mal durch den Kopf, dass die Oberstufen nach den Ferien beschult werden könnten und die anderen Bildungsgänge zuhause bleiben. Die freiwerdenden LuL könnten dann theoretisch aufgeteilte oberstufen unterrichten. Praktisch kann ich mir das aber kaum vorstellen, da das von den fakultas her gar nicht hinhaut und schlicht die Vorbereitungszeit fehlt. Ich zB habe noch nie am beruflichen Gymnasium unterrichtet, ich mache ausschließlich Ausbildungsvorbereitung, internationale Förderklasse und Berufsfachschule. Rein fachlich würde ich auf die schnelle nichts brauchbares fürs Gymnasium auf die Beine stellen können, ebenso wie viele andere KuK die seit Jahren quasi nur alphabetisieren. Theoretisch haben wir natürlich die lehrbefähigung fürs Gym, aber praktisch braucht man dafür Vorlauf, wenn man da jahrelang oder nie unterrichtet hat :weissnicht: und das löst noch immer nicht mein Problem, dass für meine einjährigen Bildungsgänge nicht die Option besteht, alle wiederholen zu lassen oder alle zu versetzen.

  • Die frei werdenden KuK könnten ja dann - soweit möglich - Aufsicht bei den Klausuren (Abi, ggf. Q1- und EF Klausuren) machen.

    Wobei man auch beachten muss: Wenn viele KuK ausfallen wegen Risikogruppe, könnte man ja versuchen Lerngruppen umzuverteilen ... irgendwie

  • Ich persönlich würde mir durchaus zutrauen für jede Jahrgangsstufe an meiner Schulform Regelungen zu finden, in denen eine Beschulung des Jahrgangs unter vertretbarer Berücksichtigung des Infektionsschutzes möglich ist. Im Kern würde es - neben diversen allgemeinen hygienischen Maßnahmen - immer darauf hinauslaufen, dass man Schülerfrequenzen reduziert, bei den Kleinen eher, indem man immer nur einen Teil der Schüler kommen lässt, die vielleicht auch nur für kürzere Zeit um die Konzentrationsfähigkeit und Disziplin nicht über zu strapazieren, bei den Älteren eher, indem man Gruppen auf mehrere Räume aufteilt.

    Der Knackpunkt ist allerdings, dass das nicht in allen Jahrgängen gleichzeitig geht. Da muss die Politik halt Prioritäten setzen.

    Zu Prioritäten


    Bei uns gab es laut Schulleitung und Elternvertretung keine Probleme ab Klasse 10 aufwärts. Ich selbst bin mit meinem Leistungskurs Kl. 12 im Stoff durch, in den drei Wochen vor Ostern wollte ich fur das Abitur wiederholen (das ging jetzt per Mail und meiner Meinung nach ausreichend). Klasse 11 Leistungskurs hat auch gut geklappt (beides Chemie). Und sie sollten es auch können, spätestens wenn sie studieren wollen.


    Nicht geklappt hat es bei uns in der Mittelstufe (da habe ich zu einigen keinen Kontakt, das wurde allgemein (nicht meine Schüler) von Elternvertretern gesagt.


    Deshalb verstehe ich die Prioritätenliste nicht


    Meine größte Sorge ist, das Schulöffnung bei uns als Rückkehr zu Normalität verstanden wird. Abstandhalten etc. hat kaum jemand (alle Altersgruppen, nicht nur Schüler) vorher ernst genommen, das hat sich erst mit der Schulschließung geändert. Vielleicht wollen deshalb so viele Schulöffnung (ich meine jetzt ausdrücklich nicht das Forum hier, sondern Presse usw.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • An das Beschulen durch mehrere Lehrer glaube ich nicht, da sind die Kosten und Reibungsverluste viel zu groß. In meinen Physikkurs auf erhöhtem Niveau kann so spontan kein anderer Kollege einsteigen, da würde ich nur wahnsinnig werden, weil der das eh nicht so machten würde, wie ich (also richtig).

    Es wäre aber kein großes Problem die Gruppe in zwei zu teilen, und zB wöchentlich im Wechsel kommen zu lassen. Dann mache ich halt in meinem Unterricht nur noch die Versuche und zentrale theoretische Grundlagen, Übung und Wiederholung müssen die Schüler dann in der jeweils andern Woche selber hinkriegen.

  • Punkt 3: Gülle ausfahren kann der Bauer alleine, ernten aber nicht. In Spanien bezieht sich die Ausgangssperre in vielen Regionen auch auf Erntehelfer. Der Bauer darf raus - was will er aber allein bewirken?

    Wie wird denn Weizen oder Mais geernet? Laufen da zig Erntehelfer mit Sensen über die Felder?

    Das machen die Bauern oft gar nicht mehr selbst, sondern Unternehmen, die da jemanden mit großen Erntemaschinen hinschicken.

    Einer fährt die Erntemaschine, nebenher fährt jemand anderes einen Trecker mit großem Anhänger in den das direkt im Fahren reingefüllt wird. Die sitzen da safe in ihren Kabinen.


    Ja, es gibt auch gewisse Anbauprodukte, die nicht mit großen Maschinen geerntet werden. Selbst bei handgepflückten Lebensmitteln wird man unter freiem Himmel mit Erntehelfern etwas ernten können. Auch lässt sich dabei recht gut Abstand halten.

    Das Ansteckungsrisiko als Erntehelfer unter freiem Himmel ist doch nicht riesig groß.

    Die Landwirtschaft ist mit Sicherheit ein Wirtschaftszweig, der in so einer Krise im Vergleich zu anderen Berufen, gut ausführbar ist.

  • Wir haben eine Toilette für 24 Lehrerinnnen. Und eine für 4 Männer. :P

    Da sind wir deutlich besser dran, bei uns gibt's immerhin jeweils 6 Toiletten in unterschiedlichen Teilen des Schulgebäudes.



    Allerdings frage ich mich, ob man so auch an BKs agieren kann. Hier sind alle "älter".

    Aber es ging ja auch nur um "Abschlussklassen" und dann die Lehrer umverteilen ;)

  • Punkt 1: Nun macht die Firma eine Woche Kurzarbeit und ich bin froh, wenn er heute abend von der Schicht nach Hause kommt.


    Punkt 2: Was wird die Leute eher auf die Barrikaden bringen - viele Tote, die zu betrauern sind oder kaum noch Lebensmittel in den Supermärkten?


    Punkt 3: Gülle ausfahren kann der Bauer alleine, ernten aber nicht. In Spanien bezieht sich die Ausgangssperre in vielen Regionen auch auf Erntehelfer. Der Bauer darf raus - was will er aber allein bewirken? Noch mal: ohne Importe sind wir am :tot:

    Punkt 1: Dein Mann arbeitet seit Tagen durch und nun macht die Firma Kurzarbeit? Da läuft doch etwas falsch


    Punkt 2/3: Egal was wir hier machen, wie die Situation in Spanien oder Italien nicht ändern. Und noch mal: Wir werden hier nicht verhungern. Wahrscheinlich steigen irgendwo die Preise für Südfrüchte oder sowas. Hungern werden die Menschen in den armen Ländern. Spätestens dann wenn ihre Waren lieber exportiert werden statt gegessen. Das ist schon lange ein Problem. Stichwort Biodiesel. Aber egal, was wir in Deutschland in Bezug auf Schulschließungen machen, ändert sich diese Situation nicht.

  • Hallo Tom,


    die Firma meines Mannes produziert etwas, was sehr, sehr viele Leute brauchen. Allerdings sind nun die Lager voll und es gibt keine Transportmöglichkeiten. Die Logistik funktioniert momentan eher schleppend bis gar nicht. Man hofft, das Problem innerhalb der einen Woche lösen zu können.

  • Sicher. Wirklich nett von dem Coronavirus, dass es in den 6 Wochen vor den Schulschließungen darauf verzichtet hat.

    In den meisten Bundesländern wurden die Schulschließungen am 13.3. angesagt. Da gab es in Deutschland 3675 bekannte Fälle.

    6 Wochen vorher waren es 7.


    Es gab einfach deshalb keine (bekannten) Ansteckungen in Schulen, weil es kaum Fälle gab.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das nicht klar ist.

    • Offizieller Beitrag

    Moebius, soll ich dir sagen, was ich in den letzten Wochen als Schulleiter genossen habe?

    Ich war jeden Tag in der Schule. Und weißt du, was wir da auch haben?


    Deswegen habe ich auch noch so viel Klopapier zu Hause.....

    ..... Okay, ich drifte ab. Sorry. :)


    Kl.gr.Frosch

  • In den meisten Bundesländern wurden die Schulschließungen am 13.3. angesagt. Da gab es in Deutschland 3675 bekannte Fälle.

    6 Wochen vorher waren es 7.


    Es gab einfach deshalb keine (bekannten) Ansteckungen in Schulen, weil es kaum Fälle gab.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das nicht klar ist.

    Es gab am 13.3. real in Deutschland ca. 200 000 Fälle. (da ca. 30 000 bis zum 23.3. positiv getestet und wenn man davon ausgeht, dass die Entdeckungsquote auch damals schon den 1/6 entspricht, die aktuellen Schätzungen entsprechen).

    Und und ziemlich sicher gab es auch Infektionen in Schulen, vermutlich auch welche unter den bekannten. (Wäre ja ein Wunder, wenn nicht.)

    Nur ein echter Ausbruch mit einer größeren Anzahl Infizierte in und im Umfeld einer Schule ist bis heute nicht bekannt.

    (Was auch nicht abschließend beweist, das es ihr nicht gegeben hat.)

  • Es gab am 13.3. real in Deutschland ca. 200 000 Fälle. (da ca. 30 000 bis zum 23.3. positiv getestet und wenn man davon ausgeht, dass die Entdeckungsquote auch damals schon den 1/6 entspricht, die aktuellen Schätzungen entsprechen).

    Und und ziemlich sicher gab es auch Infektionen in Schulen, vermutlich auch welche unter den bekannten. (Wäre ja ein Wunder, wenn nicht.)

    Nur ein echter Ausbruch mit einer größeren Anzahl Infizierte in und im Umfeld einer Schule ist bis heute nicht bekannt.

    (Was auch nicht abschließend beweist, das es ihr nicht gegeben hat.)

    Deine Annahmen stimmen vorne und hinten nicht. Es gibt Vermutungen, dass es heute eine Dunkelziffer von 1/6 Deutschlandweit gibt. Das bedeutet aber keineswegs, dass das am 13.3. genauso war. Es ist eher zu erwarten, dass die Dunkelziffer im Laufe der Ausbreitung steigt. Am Anfang stehen noch genügend Laborkapazitäten zur Verfügung, die Ausbreitung ist noch lokaler und vor allem die Gesundsheitsämter sind viel stärker in der Lage Infektionswege nachzuvollziehen. Ein Grund für die ganzen Maßnahmen war ja, dass das nicht mehr gegeben war und sich der Virus entsprechend frei verbreiten konnte. Jetzt können wir noch die steigenden Laborkapazitäten dagegen rechnen und den Effekt der damals noch deutlich aktiveren Influenza-Welle. Aber letztlich kann es genauso das Doppelte wie das Zehnfache sein. Du kannst nur raten.

    Weiterhin wissen wir, dass jüngere Menschen in der Regel weniger Symptome zeigen. Daher wäre ein Ausbruch an einer Schule auch deutlich schwieriger zu entdecken. Man würde nur seine Folgen sehen, wenn sich das Virus weiter verbreitet. Genauso sind mir übrigens auch keine Ausbrüche im Einzelhandel, beim Friseur, im Schwimmbad, bei vollen Fußballstadien, im Kino, ... bekannt. Auf gut Deutsch: Du kannst nur aufgrund unseres Wissen über die Ausbreitung des Virus Vermutungen anstellen. Uns sind nur wenige einzelne größere Infektionsketten bekannt.

  • Stille Mitleserin

    Rechtsextrem. Ganz sicher nicht. Aber Christ. Deshalb möchte ich keine Menschenleben gegeneinander aufzählen. Ich möchte nicht, dass 100.000e sterben, weil Einige zu früh öffnen möchten.

    Singapur zieht jetzt bei 826 Fällen die Bremse an.

    https://www.zeit.de/politik/au…ingapur-krise-abriegelung

    In Bayern sind 770 Menschen gestorben. Die hatten alle Angehörige. Aber wir diskutieren bei 770 Toten über Exitstrategien. Das ist zynisch.

    Wir sollten vielleicht doch lieber über einen echten Lockdown diskutieren.

  • Was meint ihr denn, wo wir hier in Deutschland bei einem einjährigen Stillstand der LWS Lebensmittel bestellen sollen?

    Wer redet von einem Jahr Stillstand? Die Schulen haben nun gerade mal 4 Wochen geschlossen - davon sind bei uns 1 Woche regulär Ferien.
    Was mir mehr Sorgen bereitet ist, dass nach dieser kurzen Frist bereits zahlreiche Firmen (die letztes Jahr noch satte Gewinne vermeldet haben) nun nach staatlicher Unterstützung rufen. Oder wie Adidas nach 2 Milliarden Gewinnmeldung nun ihre Mieten nicht mehr zahlen können, sollen, wollen...

    Anmerkung: Das kurze Langzitat aus dem Ärzteblatt hab ich gekürzt. Sollte trotzdem jeder gelesen haben, der nun von Öffnungen und "Herdenimmunität" durch Ansteckung bestimmter Bevölkerungsgruppen faselt.

    Moebius: Zum Zeitpunkt der Schulschließung lag die Verdoppelungsrate der Ansteckung noch bei knapp über 2 Tagen. Nun sind wir bei 16 Tagen.
    Was jedoch immer noch eine immense Steigerung der Fälle bedeutet. Heute aktuell 119.000. Bleibt es bei der Verdoppelungsrate, liegen wir in zwei Wochen bei knapp 240.000, zwei Wochen später wäre die halbe Million fällig. Und die Todesfallraten laufen analog.

    Heute in "Heute": In New York werden auf einer Insel bereits Massengräber ausgehoben. Die Särge dicht an dicht und in Dreierreihen übereinander "notbeerdigt". In der New York Times wurde Deutschland wegen seiner strikten Maßnahmen und niederen Todesraten als Beispiel gebend dargestellt.

    https://www.zdf.de/nachrichten/heute-19-uhr/videos/new-york-coronavirus-100.html

    Es sollte alles unternommen werden, damit wir nicht in dieselbe Situation geraten. Jeder Mensch zählt. Auch - und besonders - die Alten und Schwachen.

  • Ich denke, eine solche Ausdrucksweise ist hier fehl am Platz.

    Da steh' ich aber sowas dazu. Zumal ich hier niemand persönlich angesprochen habe. Wer sich angesprochen fühlt, kann sich gerne den Artikel drei Mal durchlesen, bis er ihn verstanden hat.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • wolfgang

    Mich ärgert diese Haltung auch. Da werden Milliarden von Steuergeldern an Firmen und Selbstständige ausgeschüttet und mit welchem Effekt? NRW hat Zahlungen wegen zu vielen Betrügern ausgesetzt

    https://www.welt.de/politik/de…gen-Betrugsverdachts.html und viele andere wollen eine baldige Öffnung, weil sie sonst pleite gehen. Nach drei Wochen.

    Man könnte zynisch zurückfragen: Muss jede kleinste Bude überleben? Brauchen wir die drölfste Nageldesignerin? Das Startup, das bisher nur von Krediten gelebt hat? Oder kann das weg?

    Ich bin aber nicht zynisch und wünsche allen Läden ein Überleben.

    Ich komme nur ins Grübeln, wenn genau die, die jetzt 5000-30.000 Unterstützung erhalten haben, mal eben lapidar die Durchseuchung fordern.

    Es gab auch positive Beispiele, Firmen, die ihre Produktion umgestellt haben und jetzt Teile für Beatmungsmaschinen herstellen.

    Es setzen sich aber immer mehr diejenigen durch, die meinen, dass die Pandemie nach Ostern hexhex verschwindet oder die, die sagen, dass weitere Beschränkungen viel schlimmer wären als die Toten oder der Zusammenbruch des Gesundheitssystems.


    Das Aerzteblatt sollten auch die Politiker lesen, die einen Exit unterstützen.

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