Ausgaben im Ref

  • Wie kommst du denn darauf?!? Ich hatte sie jedenfalls sofort. Ich hatte aber auch die Höchststunden eigenverantwortlichen Unterricht und keine Doppelsteckungen dabei.



    Hm, aber das Fachwissen muss man vermitteln können und dazu evtl. auch ein bisschen Ahnung von Pädagogik haben, dieses "schulische" Fachwissen fehlt eben den studierten Mathematikern oder Biologen.

    Hattest du die Klassenleitung als Referendarin und ein volles Deputat? Das wäre ja echt ein Ding und rechtlich anfechtbar.


    Bei deinem zweiten Einwand bezüglich des pädagogischen und didaktischen Fachwissens, hast du meinen Kommentar leider weggeschnitten, in dem ich genau darauf eingehe. Ich zittiere mich gerne nochmal selbst:

    " Und, dass man das unterrichten nicht in der Uni lernt, ist mittlerweile auch kein Geheimnis. Dies haben mir zig Lehrkräfte in der Vergangenheit bestätigt."


    Außerdem gibt es mittlerweile in allen mir bekannten Bundesländern pädagogische Begleitseminare, die die Quereinsteigenden belegen müssen. In einigen Bundesländern müssen sie auch ganz normal das Ref. zu gleichen Konditionen durchlaufen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Hattest du die Klassenleitung als Referendarin und ein volles Deputat? Das wäre ja echt ein Ding und rechtlich anfechtbar.

    Bei uns gab es im Referendariat zwei unterschiedliche Einsatzpläne. Ein Einsatzplan wurde im Seminar eingereicht, der war "sauber". Daneben gab es noch einen tatsächlichen Einsatzplan, der dann doch umfangreicher war. Warum man als Referendar sowas mitmacht? Weil man das volle Risiko hat nach dem Referendariat nicht übernommen zu werden und weil man die Stelle haben will.


    Klar kann man gegen all das wohl auch rechtlich vorgehen und würde wohl auch einmal recht bekommen. Aber danach ist man verbrannt. Die Schulleitungen kennen sich doch alle untereinander. Da würde einen doch keine andere Schulleitung mehr einstellen. Damit wäre dann das ganze Studium umsonst. Entsprechend klagt niemand.

  • ... Aber GS und Sek1 sind in Kürze auch bei A13.

    Na, unter "in Kürze" verstehe ich nach den vielen Jahren der Diskussion etwas anderes. Bitte nicht alles schönreden...

    Nachtrag: ah, hier steht es. Die GS-Lehrkräfte werden nicht nur finanziell angeglichen, sondern "Kraft Gesetz in die Besoldungsgruppe A13 überführt."

    Da steht:

    Zum 1. August 2026 werden schließlich alle Lehrkräfte der Primarstufe und Sekundarstufe I kraft Gesetzes in die Besoldungsgruppe A 13 überführt.


    Es gibt zu viele "Boomer" im System, die von vornherein "rausgerechnet" wurden, und das ist natürlich kein Zufall... @Zauberwald hat Recht, das gilt aber nicht nur für BaWü:

    Meine Kollegin meint, dass sie in BaWü damit warten, bis die Lehrerschwemme pensioniert ist, damit sie niedrigere Pensionen zahlen können.

  • Komisch, bei so einem Thema können sie plötzlich rechnen…

  • Zurück zum Thema: Referendar*innen bekommen natürlich noch zu wenig Geld. Mein Ref hat meine Freundin damals mitfinanziert, einschließlich der Bafäg-Rückzahlung... Sonst wäre ich kaum über die Runden gekommen. Dass das heute immer noch ähnlich ist, spricht nicht für den Plan, den Lehrermangel beseitigen zu wollen.

  • Erinnere mich. War bei mir auch so. Ich erhielt damals 1100 DM als Referendarin. Miete kostete 400 DM plus Nebenkosten, meine Versicherungen ca 200 DM, Auto brauchte ich auch und ich sollte bereits 100 DM Studienabschlussdarlehen zurückzahlen. An diese Stelle schrieb ich einen Bettelbrief und konnte sie auf 50 DM runterhandeln.

    Ich habe mich mit gut bezahlter Nachhilfe über Wasser gehalten, aber im 2. Jahr ging das aus zeitlichen Gründen nicht mehr.

    Ich habe im Referendariat 1994 knapp 2000 DM erhalten, meine Miete betrug 550 DM warm, Auto wurde mir geschenkt (20 Jahre alt, über 200 000 km). Es gab für Seminartage noch halber Satz Tagegeld und halber Satz Fahrtkosten (wir unterrichtete ja nur zur Hälfte, der Rest (Seminar) ist Ausbildung. Es hat gut gereicht (im Vergleich zu Bafög im Studium). Abbezahlen musste ich Bafög (ein Jahr war noch 100 %, der Rest 50 %) erst nach 5 Jahren (ich sparte und konnte es dann auf einmal abbezahlen und so wurde ein Drittel der Summe erlassen).


    Knapp wurde es im 1. Jahr danach (ich bekam weniger als im Referendariat). NRW hatte das Stufenmodell, bei mehr Stunden in Sek. I statt in Sek. II (was an Gesamtschulen für alle der Fall war), gab es nur BAT 3 (statt 2a). Verbeamtet sollte ich nach 3 Jahren werden, dies wurde ein Jahr bevor ich soweit war, für eine zeitlang nicht mehr umgesetzt, dafür gab es eine Vorgriffsstunde (NRW schuldet mir immer noch 3 Deputatsstunden). Und ich bekam wie damals üblich im 1. Jahr nur eine 2/3-Stelle, damit mehr eingestellt werden könnten (Milchmädchenrechnung, denn nach einem Jahr stockten alle auf, die vom Vorjahr nahmen uns dann die Stelle weg). Da reichte das Geld wirklich nicht.


    Ich zog übrigens 700 km quer durch Deutschland, um überhaupt eine feste Stelle zu erhalten. In Baden-Württemberg gab es für Chemie in diesem Jahr genau eine Stelle und die wurde intern besetzt. Selbst eine Kollegin mit 1,0 erhielt nichts. In Mathe war je nach Region (damals noch Oberschulamt, heute RP) bei 1,2 bis 1,4 Schluss. Es gab dann noch die Möglichkeit für die Nächstbesten, einen einjährigen Vertrag für Deutsch als Zweitsprache (gab es also damals schon) zu erhalten. Wer nicht umziehen wollte oder konnte, machte viele Jahre etwas ganz anderes (und musste sich nach mehr als 5 Jahren eine erneute Prüfung unterziehen).


    Waren andere Zeiten, es gab genug Lehrer, knapp wurde es erst etwa ab 2000.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Bei deinem zweiten Einwand bezüglich des pädagogischen und didaktischen Fachwissens, hast du meinen Kommentar leider weggeschnitten, in dem ich genau darauf eingehe. Ich zittiere mich gerne nochmal selbst:

    " Und, dass man das unterrichten nicht in der Uni lernt, ist mittlerweile auch kein Geheimnis. Dies haben mir zig Lehrkräfte in der Vergangenheit bestätigt."

    Das praktische Unterrichten lernt man im Ref, den pädagogischen Hintergrund und die Fachdidaktik lernt man im Studium.


    Letztendlich fehlen einem Seiteneinsteiger ca. 40% des nötigen Hintergrundwissens, selbst wenn er beide Unterrichtsfächer studiert hat, nämlich der ganze Bereich Fachdidaktik in beiden Fächern, die Pädagogik sowie die Psychologieanteile aus dem Pädagogikstudium. Im Grunde also das komplette theoretische Handwerkszeug zur Vermittlung der Fachinhalte und zum Umgang mit Schülern. Das kann man zwar alles nachlernen, aber es ist eine irrige Annahme, das würde im Ref auch nur annähernd in der nötigen Tiefe wiederholt, wenn überhaupt.


    Leider erfahren diese Dinge oft eine relativ geringe Wertschätzung. Wenn man genauer hinguckt sieht man allerdings schon einen deutlichen Unterschied zwischen Leuten, die nur auf Basis von anektdotischer Evidenz oder persönlicher Erfahrung vor sich hinwerkeln und Leuten, die fachdidaktisches und pädagogisches Hintergrundwissen mit Erfahrung und Praxis kombinieren.

  • Hattest du die Klassenleitung als Referendarin und ein volles Deputat? Das wäre ja echt ein Ding und rechtlich anfechtbar.

    Mal davon abgesehen, dass es Bundesländer gibt, wo Klassenleitung im Ref Pflicht ist, hatte ich sie nicht und habe sie aber auch als fertiger Lehrer nicht, das hat aber nichts mit der Menge der Verantwortung zu tun, die habe ich als Fachlehrer nämlich genauso.


    " Und, dass man das unterrichten nicht in der Uni lernt, ist mittlerweile auch kein Geheimnis. Dies haben mir zig Lehrkräfte in der Vergangenheit bestätigt."

    Tja, also wir hatten in der Uni schon sogenannte Schulpraktische Übungen, da hat jede Woche jemand anders aus unserem Seminar die Stunde gemacht und wir haben es alle zusammen ausgewertet, Also doch, haben wir in der Uni gelernt. Und auch wie man welches Thema rüber bringt (nennt sich Fachdidaktik) haben wir in der Uni gelernt, das fehlt Leuten direkt aus dem "wirklichen Leben!


    In einigen Bundesländern müssen sie auch ganz normal das Ref. zu gleichen Konditionen durchlaufen.

    Ja, müssen sie bei uns, aber sie werden auch ganz normal bezahlt (wenn auch sich damals die Kollegin über "nur" E11 beklagte) und haben eine Übernahmegarantie. Und auch vorher unterrichten sie dann schon und das während sie nebenher Fächer nachstudieren, auch bei voller Bezahlung.


    Das praktische Unterrichten lernt man im Ref, den pädagogischen Hintergrund und die Fachdidaktik lernt man im Studium.

    Spätestens im Ref, wie gesagt, bei uns gab es das alles schon im Studium.


    Das kann man zwar alles nachlernen, aber es ist eine irrige Annahme, das würde im Ref auch nur annähernd in der nötigen Tiefe wiederholt, wenn überhaupt.

    Genau so!

  • Wie lange ist man in diesem Forum eigentlich schreibberechtigt, nur weil man vor drei Jahren mal überlegt hat, irgendwann vielleicht einen Quereinstieg zu machen, sich dann aber offensichtlich dagegen entschieden hat oder immer noch Pro- und Contras abwägt? Das kann man ja bis zur Rente machen.

  • Das praktische Unterrichten lernt man im Ref, den pädagogischen Hintergrund und die Fachdidaktik lernt man im Studium.


    Letztendlich fehlen einem Seiteneinsteiger ca. 40% des nötigen Hintergrundwissens, selbst wenn er beide Unterrichtsfächer studiert hat, nämlich der ganze Bereich Fachdidaktik in beiden Fächern, die Pädagogik sowie die Psychologieanteile aus dem Pädagogikstudium. Im Grunde also das komplette theoretische Handwerkszeug zur Vermittlung der Fachinhalte und zum Umgang mit Schülern. Das kann man zwar alles nachlernen, aber es ist eine irrige Annahme, das würde im Ref auch nur annähernd in der nötigen Tiefe wiederholt, wenn überhaupt.


    Leider erfahren diese Dinge oft eine relativ geringe Wertschätzung. Wenn man genauer hinguckt sieht man allerdings schon einen deutlichen Unterschied zwischen Leuten, die nur auf Basis von anektdotischer Evidenz oder persönlicher Erfahrung vor sich hinwerkeln und Leuten, die fachdidaktisches und pädagogisches Hintergrundwissen mit Erfahrung und Praxis kombinieren.

    In den BBSen in RLP gibt es ja verschiedene Arten von Einstiegen (bspw. Seiten-/Quereinstieg), bei diesen beiden ist das Ref ein halbes Jahr länger als bei normalen Refis. In der Ausbildung erarbeiten sich die QE und SE eine so große Fachkenntnis und pädagogische und didaktische Kompetenz, dass in den Prüfungen und der Unterrichtskompetenz in der Regel kein Unterschied zu den Leistungen der "normalen" Refis wahrnehmbar ist (hier wie dort gibt es starke und eben andere, hier wie dort gibt es fachdidaktisch gut aufgestellte und andere). Die zentralen didaktischen und methodischen Kenntnisse werden adäquat während der Ausbildung erworben. Wir bekommen durch diese Programme sehr viele pädagogische Naturtalente an unsere Schulen, die es schaffen, während ihrer Ausbildung ein ungeheures Fachwissen zu erwerben und in der Praxis zu nutzen. Was bei vielen auch auffällt, dass sie durch ihre Berufserfahrung einen ganz besonderen Zugang zu ihren SuS und einer praxisnahen Unterrichtgestaltung finden.

    Hier so zu tun, als würden diese nur auf der Basis anekdotischer Evidenz und ohne fachdidaktisches und pädagogisches Hintergrundwissen vor sich hinwerkeln, zeigt eine ziemliche Ignoranz gegenüber der Realität an berufsbildenden Schulen und gegenüber diesen tollen kompetenten Lehrkräften.

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • In den BBSen in RLP gibt es ja verschiedene Arten von Einstiegen (bspw. Seiten-/Quereinstieg), bei diesen beiden ist das Ref ein halbes Jahr länger als bei normalen Refis. In der Ausbildung erarbeiten sich die QE und SE eine so große Fachkenntnis und pädagogische und didaktische Kompetenz, dass in den Prüfungen und der Unterrichtskompetenz in der Regel kein Unterschied zu den Leistungen der "normalen" Refis wahrnehmbar ist (hier wie dort gibt es starke und eben andere, hier wie dort gibt es fachdidaktisch gut aufgestellte und andere). Die zentralen didaktischen und methodischen Kenntnisse werden adäquat während der Ausbildung erworben. Wir bekommen durch diese Programme sehr viele pädagogische Naturtalente an unsere Schulen, die es schaffen, während ihrer Ausbildung ein ungeheures Fachwissen zu erwerben und in der Praxis zu nutzen. Was bei vielen auch auffällt, dass sie durch ihre Berufserfahrung einen ganz besonderen Zugang zu ihren SuS und einer praxisnahen Unterrichtgestaltung finden.

    Hier so zu tun, als würden diese nur auf der Basis anekdotischer Evidenz und ohne fachdidaktisches und pädagogisches Hintergrundwissen vor sich hinwerkeln, zeigt eine ziemliche Ignoranz gegenüber der Realität an berufsbildenden Schulen und gegenüber diesen tollen kompetenten Lehrkräften.

    Danke, gut das es noch Menschen gibt, die nicht alle über einen Kamm scheren.

    Ich für meinen Teil, habe vorher viele Jahre in der Didaktik gearbeitet. Ob ich da wirklich soviel weniger an Theorie wusste als Menschen mit Lehramtsstudium?

    Mein Wissen hat mir auf jeden Fall bis dato oft geholfen.

  • Nein, der Grund ist vermutlich einfach das höhere Stundendeputat.

    Der Grund ist einfach, daß für die lausigen Anwärterbezüge niemand den Job machen würde, wohingegen sich der Referendar in einer Zwangslage befindet, da er auf den einen Arbeitgeber angewiesen ist, dieser dies weiß und monetär ausnutzt.

  • Referendare in NRW erteilen während des Vorbereitungsdienstes zwei Halbjahre lang 9 Stunden bedarfsdeckenden Unterricht pro Woche im Vergleich zu 19,5 Stunden bei OBAS. Das rechtfertigt einfach kein volles Gehalt für Referendare.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

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