Lehrermangel und Teilzeit

  • Ich zähle mit 25 von 28 Stunden auch noch als TZ - Lehrkraft - und ich komme in normalen Wochen, in denen keine gehäuften Extratermine anstehen, auf etwa 50 Stunden Arbeitszeit. In Stoßzeiten sind es aber auch mal 60. Wenn man mich zwingt, auf Vollzeit zu gehen, würde ich das machen, aber ich würde nicht mehr arbeiten, sondern dann eben Dinge liegen lassen…

    Wir raten neuen (jungen) KuK immer auch erstmal mit 26 Stunden zu starten, aus der Erfahrung heraus, dass es viele, obwohl man im Ref ja Stress gewohnt war, einfach umhaut. Eigentlich ist das an sich ja schon ein Fehler im System…

  • Ich zähle mit 25 von 28 Stunden auch noch als TZ - Lehrkraft - und ich komme in normalen Wochen, in denen keine gehäuften Extratermine anstehen, auf etwa 50 Stunden Arbeitszeit. In Stoßzeiten sind es aber auch mal 60. Wenn man mich zwingt, auf Vollzeit zu gehen, würde ich das machen, aber ich würde nicht mehr arbeiten, sondern dann eben Dinge liegen lassen…

    Bei mir ist das ähnlich bei 23/28 Stunden. Ich müsste dann auch Dinge weniger aufwändig abarbeiten. Passiert so schon oft genug.

  • Ich müsste dann auch Dinge weniger aufwändig abarbeiten. Passiert so schon oft genug.

    Ich würde nie etwas aufwändig abarbeiten. Pareto ist dein Freunde ;)

  • Für mich würde das zum Beispiel dadurch geschehen, dass ich Schüler*innen unterrichte, die sich für das, was ich ihnen beibringen will, auch wirklich qualifiziert haben. Und nicht mit einer Fachoberschulreife ankommen und weder Deutsch noch Mathe noch Englisch können.

    Volle Zustimmung! Bei uns am BK ist es genau das, was den meisten KuK an den Nerven zerrt. Dass man nämlich nicht das macht, was man eigentlich sollte, sondern völlig andere Dinge. Z.B. quasi Alphabetisierung in FO Klassen, überspitzt gesagt und das permanente löschen von Brandherden aka psychischer Probleme der SuS, die den Unterrichtsalltag dermaßen in Beschlag nehmen, dass für den „normalen“ Lehreralltag kein Platz ist. Und das trotz gut funktionierender Sozialarbeit vor Ort. Die Masse machts. Wenn ich an meine Lehrertätigkeit denke, dann macht davon der Aspekt Unterricht zeitlich gesehen vllt. 20% aus. Den Rest der Zeit pendelt man zwischen Therapeut, Sozialarbeiter, Streitschlichter und Verwaltungsfachkraft. Ich wäre gerne bereit das Deputat zu erhöhen, wenn das im Gegenzug bedeuten würde, dass ich hauptsächlich der Kerntätigkeit des Unterrichtens nachgehen könnte. Aber das findet v.a. verstärkt seit Corona nur noch am Rande statt, wenn man dafür mal Zeit findet. Wenn ich mir was wünschen dürfte dann wären es Schulpsychologen und ausreichend Therapieplätze für psychisch erkrankte SuS und einen rechtlichen Rahmen, der dem System Schule mehr Spielraum einräumt im Umgang mit volljährigen SuS, bei denen eine akute Selbst- und teilweise Fremdgefährung vorliegt oder zumindest anzunehmen ist.

  • fossi74

    Warum der Rock des Beamten eng sein soll und man das als abhängig Beschäftigter ( von mir aus auch abhängig alimentiert) auch noch toll finden soll, werde ich als überzeugter Gewerkschafter wohl nie verstehen. Mit der Methodik wird es allerdings schwierig werden, junge Menschen von einem Lehramtsstudium zu überzeugen.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Um dem ganzen mal eine konstruktive Wende zu geben....

    Bei uns würde z.B. eine gute und flexible Betriebskita die Teilzeitquote drastisch senken.

    Wir sind ein großes Berufsschulzentrum mit 3 Schulen und mehreren Tausend SchülerInnen. An der Nachbarschule werden ErzieherInnen ausgebildet.

    Hatte das mit dem Schulkindergarten* auch mal vorgeschlagen. 🤷🏼‍♀️


    Die anderen Lösungen sind halt einfacher. Zumindest für die Verantwortlichen.


    *Falscher Begriff, sorry. Meinte eine Kita/einen Kindergarten für die Kinder der Lehrkräfte, also eine Art Betriebskindergarten.

  • Ich zähle mit 25 von 28 Stunden auch noch als TZ - Lehrkraft - und ich komme in normalen Wochen, in denen keine gehäuften Extratermine anstehen, auf etwa 50 Stunden Arbeitszeit. In Stoßzeiten sind es aber auch mal 60. Wenn man mich zwingt, auf Vollzeit zu gehen, würde ich das machen, aber ich würde nicht mehr arbeiten, sondern dann eben Dinge liegen lassen…

    Wir raten neuen (jungen) KuK immer auch erstmal mit 26 Stunden zu starten, aus der Erfahrung heraus, dass es viele, obwohl man im Ref ja Stress gewohnt war, einfach umhaut. Eigentlich ist das an sich ja schon ein Fehler im System…

    Wieso empfiehlst du neuen KuK dann, 2 Stunden zu reduzieren und erklärst ihnen nicht lieber, wie man Dinge liegen lässt?

  • Moin! Bin neu hier. Und konnte einfach nicht mehr nicht reagieren. Sorry dafür!


    Und da ich bei meinem ersten Kommentar direkt in einem anderen Kanal gelandet bin, hier ein neuer Versuch. 🙏


    Also (erneut) zum Thema:

    Irgendwo stand die Frage, warum führende Medien die Stellungnahmen der Gewerkschaften und Verbände auf die „Empfehlungen“ der „Experten-Kommission“ zur Behebung des Lehrermangels nicht breiter bzw. intensiver aufgreifen....


    Daraufhin habe ich u.a. in der Online-Ausgabe der BILD recherchiert.

    Tatsächlich fand ich zu den Reaktionen nichts. Aber dafür folgende Schlagzeile:


    3 von 16 Minister nicht vom Fach!


    Oh, dachte ich. Könnte tatsächlich auch ein Problem sein....


    Leider handelt es sich dabei aber um die Justizministerien der Bundesländer.


    Schade!


    Denn bei den Bildungsministerien gab es keine Schlagzeilen. Allerdings eine erheblich andere Relation:


    In 16 Kultusministerien sind tatsächlich nur 3-4 Minister:innen 'vom Fach'!

    (Die Zahl variiert, je nachdem ob ein abgeschlossenes Studium schon als ‚vom Fach’ dazuzurechnen sei.)


    Alle anderen Bildungsminister:innen also, die zusammen immerhin das oberste Gremium der Bildungslandschaft der Bundesrepublik, die Kultusministerkonferenz (KMK) bilden, sind Juristen, Volkswirte etc.

    Hm….


    Eine Kultusministerin wurde im Zusammenhang in der Tagesschau explizit zitiert.


    Dabei hat sie, laut Tagesschau, die Qualität der „Empfehlung“ herausgestellt und die Expertise und wissenschaftliche Fundierung der „Experten-Kommission“ gelobt….

    (Link siehe unten)


    Und auch sie gehört nicht zur kleinen Gruppe der drei von 16 Minister:innen, die aus dem schulischen Umfeld stammen. Sie gehört allerdings auch nicht zur großen Gruppe der Juristen oder Volkswirte, da sie (noch) kein abgeschlossenes Studium oder eine Berufsausbildung aufweisen kann.


    An sich nicht schlimm. Wirklich nicht.


    Dafür gibt es ja auch noch die wissenschaftliche Beratung.

    Denkt man!


    Insgesamt erscheint die Zusammensetzung der Experten-Kommission aber mindestens genauso bemerkenswert:


    Sie besteht nämlich ausschließlich aus Bildungswissenschaftler:innen!!


    Und ob mit einer solchen Zusammensetzung tatsächlich eine umfassende Expertise im Zusammenhang mit einer solch großen Aufgabe abgebildet werden kann ???


    Ich bin ganz sicher kein Freund von Unternehmensberatungen.

    Aber gerade bei dieser enorm erscheinenden Herausforderung hätte ich mir irgendwie eine disziplinübergreifendere Zusammensetzung gewünscht!


    Ich frage mich nämlich, ob bei einer erweiterten Fachkompetenz durch unterschiedliche Professionen tatsächlich der Fokus - und das wird ja anscheinend im Zusammenhang moderner und agiler Management-Methoden ja auch scope genannt - wohl auch vor allem nur auf die Aspekte der Arbeitszeitverlängerung bzw. der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen einer sowieso schon überlasteten Berufsgruppe gelegen hätte?


    Ich vermute fast, der Wurf hätte in diesem Fall auch die Organisation auf der Ebene des Betriebs Schule, die Stärkung der Selbstverwaltung eines kompetenten Kollegiums und vielleicht sogar auch den zeitgemäßen Arbeits-und Gesundheitsschutz der bereits vorhandenen Arbeitskräfte in den Blick genommen - jenseits von Yoga und durchaus auch empfehlenswerter Selbsterfahrung!


    Und wie viel Mehrwert könnte dann auch noch entstehen, wenn man die Personalvertretung vielleicht gar nicht mal unbedingt mit ins Boot geholt, zumindest aber mit einem echten Willen zur gemeinsamen Gestaltung angehört hätte.


    Aber vielleicht betrifft der Fachkräftemangel das Bildungssystem ja nicht nur auf Ebene der Schule...


    In diesem Zusammenhang könnte die Entwicklung von Strategien der Fachkräftegewinnung auf höheren bildungspolitischen Ebenen ja durchaus auch mal eine lohnenswerte Fragestellung für weitere Untersuchungen sein, oder?


    In diesem Sinne an alle echten Fachkräfte:


    Durchhalten! Weitermachen! Und - vor allem! - nicht alles gefallen lassen!!!


    Ich drücke uns die Daumen!




    Und hier der Link:

    https://www.tagesschau.de/inla…aft/lehrermangel-115.html

  • Hatten mal eine Kollegin, die auch einen Betriebskindergarten vorgeschlagen hat, weil wir auch Erzieher ausbilden. War aber viel zu kompliziert und umständlich. Hätten dann einen Träger oder Verein gründen müssen, dann die Bauvorschriften... und die meisten wollten dann auch lieber eine Kita am Wohnort, damit man nicht wenn man krank ist, am freien Tag oder in den Ferien das Kind so weit bringen muss.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Also ich arbeite auch nur 50 %.


    Wenn man mich zwingen würde aufzustocken, würde ich mir einen anderen Job suchen.


    Früher hat der Beruf noch Spass gemacht. Aber heute ist fast kein einziges deutsches Kind mehr auf der Schule. So macht der Beruf keinen Spass mehr.

  • fossi74

    Warum der Rock des Beamten eng sein soll und man das als abhängig Beschäftigter ( von mir aus auch abhängig alimentiert) auch noch toll finden soll, werde ich als überzeugter Gewerkschafter wohl nie verstehen. Mit der Methodik wird es allerdings schwierig werden, junge Menschen von einem Lehramtsstudium zu überzeugen.

    Ich will auch niemanden von einem Lehramtsstudium überzeugen. Da hast du mich wohl missverstanden. Was den engen Rock angeht: Doch, ich finde schon, dass es legitim ist, auch die Nachteile des Beamtentums zu spüren zu bekommen. Man kann nicht auf der einen Seite die tollen Versorgungsleistungen bejubeln (Familienzuschlag, Kinderzuschläge, unendliche Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall, Unkündbarkeit) und auf der anderen Seite erwarten, dass man die gleichen Freiheiten genießen kann wie als Angestellter.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • ch zähle mit 25 von 28 Stunden auch noch als TZ - Lehrkraft - und ich komme in normalen Wochen, in denen keine gehäuften Extratermine anstehen, auf etwa 50 Stunden Arbeitszeit. In Stoßzeiten sind es aber auch mal 60. Wenn man mich zwingt, auf Vollzeit zu gehen, würde ich das machen, aber ich würde nicht mehr arbeiten, sondern dann eben Dinge liegen lassen…

    Moin, meinst du mit 28Std , 28Std Unterrichtsstd. a 45min oder 28 Zeitstd Unterricht. Ich frage nur, weil bei uns eine Vollzeitstelle 23 Zeitstd. Unterricht sind. (bis Jg 6) .

    Mein vollstes Verständnis für das "Dinge liegen lassen hast du". Wobei du ja jetzt schon mehr als die vorschriebenen Std. für eine Vollzeit arbeitest, aber noch nicht mal Vollzeit bezahlt wirst.

  • Also ich arbeite auch nur 50 %.

    Also ich arbeite 100%. Schon immer. Von Anfang an effizient.

    Zitat

    Wenn man mich zwingen würde aufzustocken, würde ich mir einen anderen Job suchen.

    Eine Mehr-Stunde in RLP hatten wir schon mal, die wurde dann später zurückgegeben. Das ist nicht mehr realistisch, bei dem länger zu erwartenden Mangel. Auszahlen wäre Mist, weil es sich nicht so sehr lohnt.

    TZler kann ich aber absolut verstehen, dass sie von solchen Plänen angepisst sind. Die TZler, die ich kenne, machen das ja nicht zum Spaß.

    Zitat

    Früher hat der Beruf noch Spass gemacht. Aber heute ist fast kein einziges deutsches Kind mehr auf der Schule. So macht der Beruf keinen Spass mehr.

    OK, der Beruf macht keinen Spaß, deine SuS machen dir keinen Spaß mehr, bei Aufstockung würdest du gehen.

    Aus meinem früheren Job bin ich wegen viel viel weniger ausgestiegen, dafür macht's mir seitdem bis heute Spaß.


    Und deine beiden letzten Sätze lassen sich, wie sie da stehen, rassistisch lesen...

  • Gute Frage. Berechtigte Frage. Ich denke mal „laut“…

    Im Grunde akzeptiere ich ja, genau wie viele andere, die aufgedrückte Mehrarbeit doch immer. Hier noch eine schnelle Abfrage „muss leider wegen Dringlichkeit bis morgen 12 Uhr beantwortet werden“, Probleme vor Ort mit SuS können auch nicht aufgeschoben werden, Ausfall einer Kollegin für die nächsten 4 Wochen? Kann ich mich auch nicht erst in 2 Wochen drum kümmern… Und so geht es doch vielen, oder? Ich meine, ich glaube ich kann wirklich effizient, organisiert und zügig abarbeiten. Meine größte Baustelle ist aber vielleicht, Bälle zurückzuwerfen, die ich gar nicht haben wollte, NEIN zu sagen zu „Problemen Anderer Leute“, die ich nicht haben möchte, Aufgaben liegen zu lassen und zu sagen: nette Idee, aber ich hab keine Zeit dafür… Und neue KuK müssen sich ja erstmal ins Standardgeschäft einarbeiten. Die Basics müssen ja schon geregelt werden, und das ist am Berufsstart ja doch noch zeitfressend.

    Unser nächster SE-Tag wird stattfinden zum Thema Resilienz. Ist für alle im Kollegium irgendwie Thema.

    Die Frage nehme ich gedanklich mit. Sollte ich weiter drüber nachdenken 🤨 .

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