Lehrer nicht mehr Beamte?


  • Wie jemand schon schrieb: die vermeintlichen Vorteile sind nicht nur auf unserer Seite. Dem Land gefällt die Situation, darauf zu spekulieren, dass genug Leute sich fangen lassen. Nur kippt gerade die Situation auch, wo genug Menschen sagen: "Nö, nicht in diesen Arbeitsbedingungen".

    Ich wohne in einer sehr schönen ländlichen Gegend im Schwarzwald, aber die jungen Lehrer, die nicht von hier kommen und alleinstehend sind, wollen da nicht hin. Ich kenne etliche Lehrkräfte an verschiedenen Schulformen, die täglich 80 km einfach pendeln und hoffen, dass sie, nach den 5 Jahren, die sie bleiben müssen, endlich versetzt werden. Dieser 5Jahreszwang sagt ja schon alles. Wenn alle Lehrkräfte angestellt sind, können sie sich doch einfach woanders hin bewerben. Dann wird auch München leer sein, weil die Oberfranken endlich zurück dürfen.

  • Die kenne ich auch. Nicht wenige treten die "Flucht vorwärts" in die Elternschaft an.

    Ich würde es nicht als Flucht bezeichnen, sondern eher als "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen". Meist besteht der Wunsch nach Elternschaft nach ein paar Jahren im Beruf so schon bereits und wenn dann noch der Vorteil der wohnortnahen Versetzung hinzukommt, wird der gerne zusätzlich mitgenommen.

  • Die kenne ich auch. Nicht wenige treten die "Flucht vorwärts" in die Elternschaft an.

    Das wirkt nur so. Dass junge Erwachsene wenige Jahre nach Berufsstart Eltern werden können, ist genauso wenig überraschend wie der Umstand, dass sie dann näher bei ihrer Familie sein möchten. Dass aber jemand Kinder nur deswegen bekommt, um versetzt zu werden, halte ich für einen Mythos.

  • Das entspricht nicht ganz meiner Wahrnehmung (Erstes Examen 2005). Damals und in den Folgejahren konnten wir uns - auch jenseits der Mangelfächer - unsere Stellen quasi aussuchen: eine Kollegin wollte nach Heidelberg und konnte ein Angebot aus Mannheim bedenkenlos ausschlagen, andere hatten bereits vor der ersten Lehrprobe eine Stellenzusage. Das hat dann erst ab 2010/12 nachgelassen, mit einigen kuriosen Ausschlägen bei der Nachfrage.

    Du bist ja dann auch vor 20 Jahren mit dem Studium fertig geworden und hast nicht angefangen.

    Als ich mich ganz grob um den Dreh mit Studienmöglichkeiten befasst habe, stand schon in dem Infoschreiben des KM zu den Einstellungschancen, dass die Studierendenanzahl für Gymnasiallehramt insgesamt "deutlich zu hoch" sei. So wie seitdem jedes Jahr dort steht.

  • Das wirkt nur so. Dass junge Erwachsene wenige Jahre nach Berufsstart Eltern werden können, ist genauso wenig überraschend wie der Umstand, dass sie dann näher bei ihrer Familie sein möchten. Dass aber jemand Kinder nur deswegen bekommt, um versetzt zu werden, halte ich für einen Mythos.

    natürlich nicht deswegen.
    Aber in einigen Bundesländern sind die Regelungen so gestaltet, dass man getrotzt jede Stelle annehmen kann und hoffen kann, schnell schwanger zu werden (manchmal klappt es leider nicht, die Natur mag andere Pläne haben).
    Genauso kann man dann jahrelang in der Elternzeit oder Beurlaubung wegen Familie bleiben und woanders eine Vertretungsstelle annehmen. (Ich spreche für mein BL und schon alleine die Veränderung des Sprengels 30km auf 50km hat durchaus einige hart getroffen...)

  • Als ich letztens einem Freund eröffnet habe, was ich in A14 mit 4 Kindern raushabe, war seine Antwort nur, dass er und seine Frau das nicht zusammen haben.

    Also wenn wir mal die 4 Kinder weglassen, kann ich dir sagen, daß ein Techniker in der "freien Wirtschaft" das gleiche Geld nach hause bringt wie ein Lehrer mit A14. Der Techniker würde bei uns als Werkstattlehrer mit A9 oder A10 nach Hause gehen.

  • Dass aber jemand Kinder nur deswegen bekommt, um versetzt zu werden, halte ich für einen Mythos.

    Also meine Tante hat es vor inzw. 50 Jahren als damals angehende Grundschulelehrerin genauso gemacht, also innerhalb von 2 Wochen geheiratet und innerhalb von 3 Monaten war das erste Kind unterwegs. Sie war in einer Grundschule 120km entfernt eingesetzt. Mein Opa hat ihr zuvor ein Auto geschenkt, damit sie dortige Referendarsstelle im tiefsten Sauerland überhaupt annehmen konnte.

  • Das dann aber im Schichtdienst?

    Das meine Frau als Maschinenbau-Technikerin im Schichtdienst arbeitet wäre mir neu. Vielleicht wird jetzt auch für Dich offensichtlich warum ich hierim Forum öfters mal etwas unzufrieden mit dem Gehalt bin und auf die Verhandlungserfolge der IG Metall schiele?

  • «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
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  • Das meine Frau als Maschinenbau-Technikerin im Schichtdienst arbeitet wäre mir neu. Vielleicht wird jetzt auch für Dich offensichtlich warum ich hierim Forum öfters mal etwas unzufrieden mit dem Gehalt bin und auf die Verhandlungserfolge der IG Metall schiele?

    Sprechen wir hier vom "Techniker" oder von einer studierten Maschinenbauabsolventin im IGM-Betrieb? Da gibt es schon noch Unterschiede.

  • Also wenn wir mal die 4 Kinder weglassen, kann ich dir sagen, daß ein Techniker in der "freien Wirtschaft" das gleiche Geld nach hause bringt wie ein Lehrer mit A14. Der Techniker würde bei uns als Werkstattlehrer mit A9 oder A10 nach Hause gehen.


    Kannst du das mal bitte faktisch hinterlegen mit irgendeiner Entgeldtabelle?

    Krankenhausapotheker zumindest in Unikliniken sind im TV-L eingruppiert. Sie sind laut Google in 14 bzw. 15.
    Ohne jetzt den Rechner auf öffentlicher Dienst zu bemühen, wage ich zu behaupten, dass Netto A13 > Netto TVL 14 ist.

    Auf kommunaler Ebene greift der TVÖD, die Tabelle kenne ich garnicht, aber auch hier dürfte der Unterschied nicht ausreichen um uns auszulachen.

  • Kannst du das mal bitte faktisch hinterlegen mit irgendeiner Entgeldtabelle?

    Was soll ich belegen? Das Werkstattlehrer, die einen Meisterbrief oder den staatlich geprüften Techniker als Qualifikation mitbringen müssen, bei uns nach A9 oder A10 bezahlt werden?

    Das findest Du auch hier, musst aber „Hinweise“ und „zulässige Qualifikationen“ ausklappen:
    https://www.schulministerium.nrw/mewis-werkstattlehrkraft

    Oder soll ich jetzt die Steuerunterlagen meiner Frau raussuchen, demnach sie 67k€ in der „freien Wirtschaft“ jährlich brutto bekommt?

    Was ich sagen wollte: Eigentlich müssten in der Berufsschule schon A10 Werkstattlehrer ohne Kinder das gleiche Netto bekommen, da die Qualifikation identisch ist. A14 müsste entsprechend noch weiter oben angesiedelt werden.

  • Mein Lebensgefährte ist ebenfalls staatlich geprüfter Techniker Maschinenbau, Arbeitet in einem Ingenieurbüro als Projektleiter z.B. für den technischen Ausbau in Krankenhäusern. Also schon mit Verantwortung. Er hat netto ca. 1000 € weniger(!) als ich raus. Ok, er hat noch einen Firmenwagen, den er auch privat nutzen darf. Ich bin unbefristet angestellt. TV-L 13 Stufe 6. Wollte ich nur mal anmerken. In meiner Bubble jedenfalls verdienen Lehrer ziemlich gut. Auch als Angestellte.

  • In meiner Bubble jedenfalls verdienen Lehrer ziemlich gut. Auch als Angestellte.

    Und trotzdem ist der Unterschied zwischen Beamten und Angestellten schon groß.

    Wie gesagt bisher war es bei mir E13/5, jetzt wohl A13/5, das sind bei mir 1000 Euro nach Abzug der KK an Unterschied netto, allerdings 3 Kinder, aber Steuerklasse 5

  • Und trotzdem ist der Unterschied zwischen Beamten und Angestellten schon groß.

    Wie gesagt bisher war es bei mir E13/5, jetzt wohl A13/5, das sind bei mir 1000 Euro nach Abzug der KK an Unterschied netto, allerdings 3 Kinder, aber Steuerklasse 5

    Das stimmt. Aber es ging ja hier um die Welt außerhalb des ŌD, von der manche wissen oder glauben, dass es den dort Beschäftigten viel besser geht als den Lehrern.

  • Das wirkt nur so. Dass junge Erwachsene wenige Jahre nach Berufsstart Eltern werden können, ist genauso wenig überraschend wie der Umstand, dass sie dann näher bei ihrer Familie sein möchten. Dass aber jemand Kinder nur deswegen bekommt, um versetzt zu werden, halte ich für einen Mythos.

    Das habe ich auch nicht behauptet. Bei einigen hat es aber die Motivation zur Familiengründung beschleunigt. Meine erste Schule war relativ weitab vom Schuss und schlecht geführt. Die Liste der Versetzungsanträge war lang, die Schulleitung hat mehreren Kollegen die Freigabe verweigert. Einige haben der Schulleitung auf den Kopf zugesagt: wenn sie keine Freigabe erhalten, werden sie die Elternzeit zum für die Schule ungünstigsten Zeitpunkt antreten. Die Schulleitung hatte dann nachgegeben.

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